(openPR) “Sklaven mit Mundgeruch können umgetauscht werden!”
Ein Gespräch mit dem Kabarettisten und Bestseller-Autor Werner Koczwara
Bissig, pointiert und rhetorisch brillant – so präsentiert sich der Kabarettist, Hörfunk-, Fernseh- und Bestsellerautor Werner Koczwara am 15. April im Theater Trier. Mit seinem Programm „Am achten Tag schuf Gott den Rechtsanwalt“ führt er durch einen Abend der juristischen Hochkomik und bringt seinen Gästen bei der Gemeinschaftsveranstaltung von Marketing-Club Trier-Luxemburg e.V., Vereinigung Trierer Unternehmer in der Region Trier e.V. (VTU) und Kreis Junger Unternehmer Trier (KJU) das enorme Humorpotential der Rechtssprache näher.
Werner Koczwara stand mit dem Titel „Am achten Tag schuf Gott den Rechtsanwalt“ 30 Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste, das gleichnamige Programm gehört zu den meistgespieltesten Programmen der deutschen Kabarettgeschichte. Wir hatten die Gelegenheit, im Vorfeld der Veranstaltung mit „dem deutschen Pointenpapst“ zu sprechen:
? Herr Koczwara, Sie gelten als der “Erfinder des juristischen Kabaretts”. Wie kam es zu zur Entstehung dieser „Stilrichtung“? Gab es irgendwann einmal eine Art Initial-Zündung?
W.K.: Als ich im Jahre 1991 auf der Suche war nach einem Thema, das einen gesamten Abend trägt - bis dato gab es ja fast nur Kabarett als Nummernrevue - stellte ich fest, dass das eigentliche deutsche Großthema noch nicht kabarettistisch erfasst war: nämlich Ordnung. Also besorgte ich mir circa 500 Gesetzesbücher mit den wichtigsten 2 Millionen deutschen Paragrafen und begann die Sichtung. Das Ergebnis war das Programm "Warum war Jesus nicht rechtsschutzversichert?". Dem folgten bislang weitere fünf Programme, denn das Material ist unerschöpflich.
? Wie dürfen wir uns die Enstehung Ihrer Kabarett-Programme vorstellen? Sind Gesetzestexte Ihre Bettlektüre, die sich ständig unter Ihrem Kopfkissen finden?
W.K.: Unter meinem Kopfkissen horte ich wie jeder Schwabe natürlich Bausparverträge. Indes:
meine Programme entstehen vorwiegend durch die tägliche Lektüre von Gerichtsurteilen. Derzeit vorwiegend aus dem Bereich Reiserecht. Das ist lebensnah. Ich betrachte die Justiz ja durchweg aus der Sicht von Otto Normalverbraucher, der Humor soll ja nicht allzu akademisch daherkommen, sonst lachen ja nur die Juristen.
? Welches ist Ihr „liebster“ Gesetzestext, und welcher müsste Ihrer Meinung nach unbedingt geändert und humoristisch aufgefrischt werden?
W.K.: Mein derzeitiger Liebling ist ein Urteil vom Landgericht Wiesbaden: "Sicherheitsbeamte müssen Unterwäsche tragen, weil Schambehaarung die Arbeitskleidung abnutzt."
Und was man vielleicht gelegentlich mal auffrischen könnte, ist §1314 BGB: "Eine Ehe kann aufgehoben werden, wenn die Ehe im Zustand der Bewusstlosigkeit geschlossen wurde." Ich frage mein Publikum jeden Abend, ob jemand anwesend ist, wo der Gatte bei der Heirat bewußtlos war. Es hat sich bislang noch niemand gemeldet.
? Sie sind seit 30 Jahren Autor satirischer Texte für Hörfunk und Fernsehen. Gibt/gab es eine Sendung, die Ihnen besonders am Herzen liegt/lag?
W.K.: Ich habe als Autor sämtliche TV-Formate beliefert, von "Verstehen Sie Spaß" über den "Scheibenwischer" bis "Wetten, dass?". Am meisten Spaß hatte ich als Autor aber bei der "Harald-Schmidt-Show", als diese noch bei Sat-1 lief. Harald Schmidt hatte absolute Narrenfreiheit und hat diese auch exzessiv genutzt. Dass ich da dabei sein durfte, betrachte ich als großes Geschenk.
? Sie treten alleine in diesem Jahr über 170 mal auf deutschsprachigen Kabarett-Bühnen auf. Gibt es so etwas wie ein humoristisches Nord-Süd-Gefälle?
W.K.: Das gibt es definitiv nicht. In Kiel sitzen keine unterkühlten Zuschauer und in Bern muss man das Programm nicht mit halber Geschwindigkeit spielen: diese Klischees stimmen alle nicht.
Egal ob Nord oder Süd: wer ein gutes Programm macht, hinterlässt ein zufriedenes Publikum. Und im anderen Fall ist der Saal nach der Pause halb leer. Denn das Publikum denkt von Nord bis Süd nur an das Eine: gute Unterhaltung.
? Welche juristischen Glocken läuten bei Ihnen, wenn Sie an die älteste Stadt Deutschlands denken?
W.K.: Bei Trier denke ich an Römer und bei Römer denke ich an römisches Recht. Also zum Beispiel: "Ein Sklave mit Mundgeruch darf umgetauscht werden." Ich hoffe allerdings sehr, dass dieser Paragraf mittlerweile in Trier nicht mehr einschlägig ist.
? Sie beschreiben sich selbst als stets gut gelaunt, sofern Sie nicht auf Politik angesprochen werden. Wäre das politische Kabarett kein Metier für Sie?
W.K.: Ich muss da mal ein paar deutliche Worte sagen: das politische Kabarett in Deutschland empfinde ich als nur schwer erträglich. Mich stört im politischen Kabarett diese Haltung: wir hier haben den Durchblick und die da draußen sind alle letztlich grenzdebil. Politiker haben alle keine Ahnung, alle Banker sind böse, alle Priester sind pädophil und der einzige, der das durchschaut, das ist der politische Kabarettist. Selbst wenn es so wäre: was gibt's da zu Lachen?
? Haben Sie kabarettistische Vorbilder?
W.K.: Keiner, der auf der Bühne steht, hat den Humor daheim in seiner Garage neu erfunden. Man steht immer auf den Schultern von jemand anderem. In meinem Fall sind das in erster Linie die Herren von Monty Python und überraschenderweise auch Voltaire. Die von Voltaire fein geschliffene Ironie halte ich für eines der schärfsten satirischen Instrumente.
? Abschließend noch die entscheidende Frage zu Ihren Ernährungsgewohnheiten: Bevorzugen Sie Erdnüsse geröstet und gesalzen oder lieber „natur“, direkt aus der Schale?
W.K.: Ach Gott, dieser Eintrag auf meiner Homepage: "Werner Koczwara lebt mit 1 Frau und 2 Kindern in Schwäbisch Gmünd und ernährt sich von Erdnüssen." Ja, ich bekenne: es gab eine Zeit, da habe ich wahnsinnig viel Erdnüsse gegessen. Das gipfelte dann darin, dass mir eine Zuschauerin 5 Kilogramm Erdnüsse in die Garderobe gestellt hat.
Ich muss diesen Eintrag jetzt langsam doch mal dringend überarbeiten! Künftig wird da stehen: "Herr Koczwara hat mit Müh und Not gut 8 Kilo abgenommen, möchte dieses Gewicht halten und ernährt sich daher auf unabsehbare Zeit konsequent erdnussfrei. Das nähere regelt ein Landesgesetz."
Herr Koczwara, wir danken für das Gespräch.
Werner Koczwara ist am Montag, 15. April 2013, mit seinem Programm „Am achten Tag schuf Gott den Rechtsanwalt“ im Theater Trier zu erleben. Eintrittspreise für Gäste: 38 Euro (inkl. Sekt-/ Bierempfang, Umtrunk). Das Sitzplatzkontingent dieser Gemeinschaftsveranstaltung von Marketing-Club, KJU und VTU ist begrenzt. Karten über www.ticket-regional.de, die Service-Center des Trierischen Volksfreunds und an der Theaterkasse – solange der Vorrat reicht.













