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Risikofaktor Broker

Bild: Risikofaktor Broker

(openPR) Der Fall PFG Best hat in der Branche eine erneute Diskussion darüber ausgelöst, wie sicher das Modell der Segregated Accounts ist. Denn rechtlich sind diese Konten strikt vom Firmenvermögen eines Brokers zu trennen und benötigen daher eigentlich keine separaten Einlagensicherungskonzepte...



Trudelt ein Broker in die Insolvenz, wird das Kundenvermögen von Segregated Accounts nicht in die Insolvenzmasse eingerechnet. Das damit eigentlich weltweit als sicher geltende Konzept, das viele Vermögensverwalter für Ihre Kunden wählen, weist allerdings eine Schwachstelle auf, von der man bisher nicht erwartet hatte, dass sie in diesem Maße existiert. Sowohl bei MF Global, einem der ehemals größten Brokergesellschaften weltweit, als auch dem eher kleinen Nischenanbieter Peregrine Financial Group (PFG) ist die Trennung zwischen Kunden- und Firmenvermögen nicht eingehalten worden. Beide Gesellschaften haben sich fleißig von den Kundenkonten Geld geschöpft. MF Global, um damit riskante Wetten gegen den Euro einzugehen und Peregrine, um in betrügerischer Absicht ein Geschäftsmodell aufrecht zu halten, das offenbar jahrzehntelang nicht profitabel war. Beide Fälle sind erst durch die amerikanischen Aufsichtsbehörden aufgedeckt worden, wobei man durchaus hinterfragen muss, wieso das kriminelle Geschäftsgebaren nicht rechtzeitig von den Behörden aufgedeckt und unterbunden werden konnte.
Nun besteht einerseits die Möglichkeit, beide Vergehen immer noch als Einzelfälle abzutun, oder aber zukünftig noch mehr Vorsicht walten zu lassen und auch anderen Brokergesellschaften mit erhöhter Skepsis entgegenzutreten. Für ersteres spricht die nun erwachte größere Aufmerksamkeit der Aufsichtsbehörden, die Brokergesellschaften nun nach dem Fall MF Global und Peregrine widerfährt. Es ist davon auszugehen, dass Kontrollmechanismen weiter verschärft werden, so dass derartige Betrugsfälle zukünftig möglicherweise ausgeschlossen bleiben.

Aufsichtsbehörden prüfen genauer ...

Veranlasst durch die Veruntreuung von separierten Kundengeldern bei MF Global, führte die National Futures Association (NFA) beispielsweise bereits neue Prüfverfahren ein, die mit ein Auslöser dafür waren, dass PFG-Gründer Russell Wasendorf Sr. sein Betrugsmodell nicht weiter aufrecht halten konnte. Der enge zeitliche Abstand der Aufdeckung beider Fälle unterstreicht die Effizienz dieser Maßnahmen zwar, vermittelt andererseits jedoch ein mulmiges Gefühl, da man bereits MF Global für einen Einzelfall gehalten hatte und nun erkennen muss, das dem leider nicht so war. Der Vertrauensverlust gegenüber Brokergesellschaften wird allerdings nicht nur durch diese beiden „Einzelfälle“ bedingt, sondern basiert auch auf den allgemein wenig einsichtigen Praktiken weiterer Branchenbereiche. Denn auch der Libor-Skandal vermittelt Hinweise auf die nach wie vor niedrigen moralischen Werte einer gesamten Branche und mahnt zu erhöhter Vorsicht.

Vermögensverwalter selektieren
noch vorsichtiger

Das Risiko, einem Roque-Broker auf den Leim zu gehen, betrifft nicht nur Kunden, die in Eigenregie arbeiten. Auch Vermögensverwalter, bei denen Broker im Regelfall einen sehr sorgfältigen Auswahlprozess durchlaufen, konnten sich und ihre Kunden nicht gegen das Verhalten von MF Global und auch nicht gegen den Betrug von PFG absichern. Es sind zwar etliche Bewertungskriterien, die von den Finanzexperten bereits in der Vergangenheit berücksichtig und permanent kontrolliert wurden, der mögliche Fall einer Veruntreuung von Segregated Accounts seitens des Brokers ist allerdings bisher in kaum einem Risikomodell enthalten.

Neben den nun verschärften Prüfungen von Brokergesellschaften durch die Aufsichtsbehörden selbst, gehen daher auch Vermögensverwalter verstärkt dazu über, eine mögliche aber sicherlich kaum vorhersehbare Veruntreuung von Segregated Accounts als eigenständigen Risikofaktor für die Verwaltung von Kundenportfolios einzuplanen. Einerseits erfolgt das Auswahlverfahren geeigneter Brokerhäuser nun noch deutlich stärker nach dem Kriterium Sicherheit, so das Konditionen für den Handel zwar nach wie vor von großer Bedeutung sind, aber bei einigen dennoch auf den zweiten Rang verdrängt wurden. Als zusätzliche Absicherung, gehen einige Gesellschaften sogar dazu über, eine Diversifikation der Konten über mehrere Broker anzubieten.

Brokerrisiko diversifizieren

So vermerkt beispielsweise Managed Account Anbieter Monexo, dass man mit namhaften Clearing-Brokern in regulierten Ländern zusammenarbeite, die eine für den jeweiligen Investorentyp angemessene Einlagensicherung bieten. Monexo unterstreicht, dass man sich darüber im Klaren sein müsse, dass auch sehr gründliche Recherchen über die Clearing-Partner nur eine begrenzte Sicherheit dafür bieten, nicht Opfer eines kriminellen Betruges zu werden. Aus diesem Grund arbeite man mit mehreren Clearing-Partnern zusammen, um Investoren eine weit reichende Diversifikation zu erlauben. Man müsse sich allerdings bewusst sein, dass beispielsweise bei Ausfall eines von drei Clearing-Partnern (sprich:
33 % bei Gleichverteilung) immer noch Erträge von mehreren Jahren „aufgefressen“ werden würden. Monexo verfolgt die derzeitige Situation sehr genau und beobachtet erhebliche Aktivitäten der ehrlichen Zwangsmitglieder der Regulierungsorganisationen, die zu ebensolchem Druck auf die Aufsichtsbehörden führen.

Blickpunkt „Excess Capital“

Depotsicherheit durch penible Brokerselektion ist ein Aspekt, der bei der Frankfurter Vermögensverwaltung Ceros auch schon vor dem Fall MF Global groß geschrieben wurde. Ceros erinnert diesbezüglich an das amerikanische Brokerhaus REFCO, das im Jahr 2005 Konkurs ging und dessen Chef Phillip Bennett wegen Bilanzfälschung verhaftet wurde. Im Prüfungsverfahren möglicher Clearing-Partner sei das so genannte „Excess Capital“ ein wichtiges Auswahlkriterium. Dabei handelt es sich um das Kapital, das Brokerhäusern über die Mindestanforderung hinaus zur Verfügung haben. Dieses Kapital setzt Ceros ins Verhältnis zum Anlagevolumen der vom Broker verwalteten Segregated Accounts. Je höher die Deckung, desto wahrscheinlicher sei es, dass ein Brokerhaus auch eine heftige Phase der Finanzmärkte unbeschadet überstehe. Selbstverständlich müsse dann allerdings noch geklärt werden, wie ehrlich ein Broker mit den Segregated Accounts umgehe. Eine Indikation darauf, gebe die Anzahl der Regulatory Actions seitens der Aufsichtsbehörden gegenüber einem Broker. Ebenso wichtig sei es, Broker zu meiden, die selbst Eigenhandel betreiben, da die Verlockung auf Kundengelder zuzugreifen für Broker hoch sei, falls der eigene Handel schlecht laufe.

Fokus: Einlagensicherung und Rating

Der Spezialist für spekulative Kapitalanlagen PP-Brokerage nimmt die derzeitige Nachrichtenlage ebenfalls sehr ernst. Der Vermögensverwalter legt Wert auf Broker, die nicht über eine Regulierungsorganisation gemeldet sind, sondern direkt an beispielsweise die SEC berichten. Neben der Höhe des haftenden Eigenkapitals eines Brokers sei dessen Zugehörigkeit zu einem Einlagensicherungsfonds, wie beispielsweise dem amerikanischen SIPC (Securities Investor Protection Corporation) von großer Bedeutung. Auch das S&P-Rating von Brokerhäusern fließt in die Bewertung von PP-Brokerage mit ein. Das allerwichtigste aber sei, dass ein Broker selbst keinen Eigenhandel betreibt. Hier liege das größte Gefahrenpotential.

Fazit: Es bleibt zu hoffen, dass die von Aussichtsbehörden und Vermögensverwaltern verschärften Prüfungs- und Vorsichtsmaßnahmen ausreichen, um Kundengelder nachhaltig zu sichern. Bisher lag der Fokus der meisten Anleger weniger auf der Prüfung der abwickelnden Gesellschaften, sondern galt mehr dem Blick auf die Qualität einer Anlagestrategie. Risiken konnten zum einen durch einen sorgfältigen Anlageprozess und durch eine geeignete Diversifikation eingegrenzt werden. Die Vorkommnisse in jüngster Zeit veranlassen allerdings in der Tat dazu, auch über eine Diversifikation über mehrere Brokergesellschaften nachzudenken. Brokergesellschaften selbst als Risikofaktor einzustufen, verkompliziert den Investmentprozess definitiv. Dennoch scheint es eine Methode, um eventuell möglichen weiteren negativen Überraschungen entgegenzutreten. -

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