(openPR) Weitere Börsengänge in den nächsten Wochen zu erwarten
Die Katastrophe in Japan Anfang März 2011 hatte die Aktenmärkte weltweit kurzzeitig heftig erschüttert. Auch bereits weit vorangeschrittene Pläne für Börsengänge gerieten vielerorts auf den Prüfstand. In den vergangenen Tagen haben es aber trotz der zwischenzeitlichen Turbulenzen mehrere große Konzerne erfolgreich geschafft, Kapitalerhöhungen im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich am deutschen Markt zu platzieren. Dr. Serge Ragotzky, Managing Director bei Kepler Capital Markets, beschreibt die aktuelle IPO-Stimmung am Kapitalmarkt:
1. Herr Dr. Ragotzky, wie bewerten Sie die aktuelle Marktsituation für Börsengänge?
Die Kapitalmärkte waren unmittelbar nach der furchtbaren Naturkatastrophe in Japan zunächst sehr volatil, was zur Verschiebung von einigen Börsengängen geführt hat. Inzwischen haben sich die Märkte aber wieder etwas beruhigt. Die jüngsten IPOs im April – wie GSW Immobilien, Norma Group und Powerland – hatten dabei eine wichtige „Eisbrecherfunktion“: Sie haben gezeigt, dass der Markt grundsätzlich wieder aufnahmebereit ist. Eine größere Zahl von Unternehmen hat die Vorbereitungen für einen Börsengang im zweiten Quartal getroffen. Es besteht die Chance, dass spannende Unternehmen – neben den bekannten Kandidaten – kurzfristig mit ihren Börsenplänen an die Öffentlichkeit treten. Wir bei Kepler gehen davon aus, dass die Investoren für interessanten Equity Stories derzeit aufgeschlossen sind. Dieses Feedback haben wir bei unseren zahlreichen Gesprächen mit institutionellen Investoren im In- und Ausland bekommen. Es stimmt uns für die kommenden Wochen zuversichtlich, dass das IPO-Fenster vorerst geöffnet bleibt.
2. Auf was sollte der Unternehmer achten, wenn er im aktuellen Marktumfeld eine Bank auswählt?
Entscheidend für den Unternehmer ist es, eine Investmentbank mit starker internationaler Platzierungskraft und starkem, pan-europäischen Vertrieb zu finden. Die meisten Börsengänge deutscher Unternehmen werden heute überwiegend bei Investoren in ganz Europa präsentiert, z.B. in London, Paris, Genf und Zürich. Je volatiler der Aktienmarkt ist, desto wichtiger ist es, eine breit diversifizierte Investorenbasis anzusprechen. Darüber hinaus sollte die Bank über exzellente Aktienanalysten verfügen, deren Urteil bei institutionellen Investoren anerkannt ist. Nur wenn der Analyst und die Sales-Mitarbeiter die Equity Story wirklich tiefgreifend verstehen, können sie die Story bei den richtigen Investoren erfolgreich vermarkten.
3. Welches sind aus Ihrer Sicht derzeit die aussichtsreichsten Branchen für mögliche IPO-Kandidaten und warum?
Grundsätzlich ist der Kapitalmarkt für ganz unterschiedliche Branchen offen. Unter anderem sind derzeit besonders Konsumgüter-, Industrie und auch Technologieunternehmen gefragt, wenn diese über gute Produkte und Marktpositionen verfügen und nachhaltige Wachstumsaussichten zeigen können. Von diesen Sektoren erhoffen sich die Investoren im Zusammenhang mit der erwarteten positiven konjunkturellen Entwicklung nachhaltiges Potenzial für wachsende Unternehmensgewinne und steigende Kurse. Dabei kann ein gewisses Exposure zu den nach wie vor stark wachsenden Emerging Markets wie China, Indien und Brasilien nicht schaden.
4. Welches sind die drei wichtigsten Empfehlungen, die Sie einem Unternehmen, das mittelfristig einen Börsengang plant, mit auf den Weg geben möchten?
Das Wichtigste voran: Verlässliche und kompetente Partner sind ebenso wie die gründliche Vorbereitung das A und O für den späteren Emissionserfolg. Zweitens: Sehr frühzeitig muss gemeinsam mit der gewählten Bank die richtige Story für den Kapitalmarkt entwickelt werden. Dazu kann auch gehören, dass die eine oder andere Anpassung an der Unternehmensstruktur vorgenommen wird, z.B. ein Verkauf von Randbereichen. Drittens muss das Management rechtzeitig intern und extern zusätzliche Ressourcen aufbauen, um während der monatelangen IPO-Vorbereitungen das Tagesgeschäft nicht zu vernachlässigen. Dazu gehört auch, den Finanzbereich auf die regulatorischen Anforderungen der künftigen Börsennotierung auszurichten sowie einen Investor-Relations-Bereich zu schaffen. Wenn all diese Vorbereitungen erfolgreich umgesetzt sind, hat das Unternehmen bereits sehr wichtige Meilensteine auf dem Weg zu einem hoffentlich erfolgreichen IPO gelegt.