(openPR) Langsam verändert sich die Wahrnehmung. Aus dem - vor allem über den Multiplikatoreffekt bekannten – Franchising wird ein Innovationsmotor. Damit entwächst Franchising den Kinderschuhen, die für die diversen Perspektiven dieser Strategie definitiv zu eng geworden sind. Es sind Perspektiven in vielerlei Hinsicht. Allein aus der systeminternen Sicht bietet Franchising durch die Einbindung selbstständiger Unternehmer/innen als Kooperationspartner/innen ein Know how- und Innovationspotenzial, das hervorragende Chancen bietet. Wir möchten Ihnen in einer kleinen Serie, die Veränderungen des Franchisings und die heutigen Möglichkeiten vorstellen. Wir haben diese unter anderem während unserer Recherche zu unserem „Praxisbuch Franchising“ (www.mi-wirtschaftsbuch.de) geortet. So möchten wir heute auf die stetige Effizienzsteigerung und -verbesserung eingehen. Ein Thema, das wir im Buch im Rahmen der „Achten Wahrheit im Franchising“ mit vielen Beispielen und Hintergrundinformationen vorstellen. Im Folgenden fokussieren wir die Bedeutung der Weiterentwicklung für alle Systembeteiligten.
Franchising als Innovationsmotor
Wir lesen heute viel über Open Innovation. Unternehmen öffnen dazu ihre Innovationsprozesse und binden aktiv ihre Lieferanten, Kunden, Fach-Experten und weitere Anspruchsgruppen ein, um ihr Innovationspotenzial zu vergrössern und näher am Markt zu sein. Ein Franchise-System ist prädestiniert, um mit und über die Partner/innen kreativ und innovativ wirken zu können. Und das zum Wohle aller Beteiligten. Denn die Einbindung in die Weiterentwicklung des Systems macht Spass und stärkt das Gefühl der Mitverantwortung. Die Rolle der Franchise-Nehmerinnen und -Nehmer wird dadurch aktiver und die Sinne werden geschärft, wenn es darum geht, gezielter Veränderungen am Markt wahrzunehmen.
Um solche Austausch- und Entwicklungsprozesse in Gang zu setzen, braucht es allerdings klare Regeln und ein motivierendes Vorgehen. Kreativität und Beobachtungsgabe können durch entsprechende Tools und/oder Kommunikationsmittel gefördert werden. Sei es durch ein systeminternes Wiki wie es beim Franchise-System PC-Spezialist der Fall ist oder durch ein Ideenblatt wie es beim Schindlerhof (Hotel) von Klaus Kobjoll angewendet wird. Auch Kreativ-Workshops, die in entsprechendem Ambiente und möglichst offener Atmosphäre stattfinden, regen an. Wichtig ist, dass Ideen auch von den Beteiligten nach Problemlösung, Innovationskraft, Markentreue und weiteren Punkten beurteilt werden und es ein Ranking gibt. Denn „verschwinden“ Ideen in der Systemzentrale, um evtl. irgendwann irgendwie präsentiert zu werden, dann nimmt man den Partnern und Partnerinnen die Chance, selbst kritisch zu analysieren, was sich bewähren könnte. Und die Rolle des Ablehnens fällt immer auf den Franchise-Geber oder die Franchise-Geberin zurück. Eine undankbare Rolle, die für beide Seiten nicht motivierend ist. Oder man bedient sich einer anderen „selbst selektierenden Methode“ wie z.B. bei Google, Mountain View, California. Dort haben die Mitarbeitenden 20 Prozent der Arbeitszeit zur freien Forschung zur Verfügung. Google, nutzt als Brainstorming für Innovationen den so genannten "Spaghetti-Approach". Ideen werden im Embryonalstadium, also noch unfertig, an die Wand geworfen, um festzustellen, welche kleben bleiben. Natürlich handelt es sich dabei um eine Analogie. Es werden im übertragenden Sinne unfertige Ideen und Produkte als Beta-Versionen ins Netz gestellt. Mit dem Feedback der Community werden diese dann weiterentwickelt und perfektioniert. Der Satellitenfoto-Dienst Google Earth oder das Mail-Programm Google-Mail sind so entstanden.
Erfordernisse für die Innovationskultur
Mit solchen Innovationsprozessen gehen natürlich auch Ängste einher. Gibt man seine tragende Rolle als Franchise-Geber/in ab? Müssen Partner/innen dafür entschädigt werden, wenn eine Idee realisiert wird? Könnten die Partner/innen an der Innovationskraft des Franchise-Gebers/ der Geberin zweifeln, wenn sie gewisse Aufgaben offen diskutieren?
Natürlich müssen die Instrumente und Plattformen des Partner-Marketings immer dem Geist und Gehalt des jeweiligen Systems entsprechen. Deswegen ist die Ausprägung zu überprüfen, aber möglichst nicht das Angebot in Frage zu stellen. Ob physische Think Tanks mit den Partnern/Partnerinnen eingerichtet werden, ein Wiki, ein Intranet mit Ideenbörse etc. – die Chancen zur Verbesserung sind vielfältig und können an die Kommunikationskultur angepasst werden. Denn die konzentrierte und kreative Integration der Franchise-Nehmer/innen stellt auch den Kitt der Partnerschaft dar. Die langfristige Begeisterung und Partnerzugehörigkeit können mit der gemeinsamen Weiterentwicklung tragfähiger und vor allem nachhaltiger sein als es das reine „Get together“ kann.
Die Wertschätzung von eingebrachten Ideen und Problemlösungen kann schon in der Realisation liegen und der Auszeichnung als Innovator des Monats oder Quartals. Ein passendes kleines Geschenk kann ein Zeichen der Aufmerksamkeit sein. Wenn z.B. die Idee eine Zeitersparnis für den Betriebsablauf bringt oder mehr Convenience für den Kunden, dann kann es etwas sein, das auf „geschenkte Zeit“ hinweist, eine Uhr, ein Kino- oder Theater-Gutschein o.ä. Es muss sich nicht in Prämien ausdrücken, oftmals sind die persönliche Anerkennung und die Kenntlichmachung des Wertes für alle Systemmitglieder, eine Belohnung für den Innovator/die Innovatorin.
Geldprämien können problematisch werden, weil dann eine Kultur entstehen kann, in der Ideen dosiert, geteilt oder zurückgehalten werden. Die Ausrichtung auf Geld als Belohnung kann ein Taktieren zur Folge haben. Die Perspektive des gemeinsamen Fortschritts, der Umsatzerfolge bergen kann, geht dabei leicht verloren.
Effizienzverbesserung mittels Werkzeugen
Die stetige Effizienzverbesserung erfordert aber neben den erwähnten Regeln und Tools auch das Schaffen eines Verantwortungsbereiches in der Systemzentrale. Kreativität muss gezielt gefördert und geschult werden und das erfordert ein entsprechendes Monitoring. Franchising als Innovationsmotor ist letztendlich eine Investition in die Zukunft. In unserem oben genannten „Praxisbuch Franchising“ bieten wir für Verbesserungsprozesse in Franchise-Unternehmen unsere praxiserprobten Franchise-Denkwerkzeuge an. Damit können Prozesse und Abläufe gezielt hinterfragt werden. Ergänzend dazu werden typische Problemfelder in der Etablierungsphase junger Franchise-Systeme und die entsprechenden Verbesserungsvorschläge vorgestellt.
© Prof. Veronika Bellone / 11-2010
NEUERSCHEINUNG Okt. 2010:
Praxisbuch Franchising
Veronika Bellone / Thomas Matla
Konzeptaufbau und Markenführung
mi-Wirtschaftsbuch
ISBN: 978-3-86880-119-4











