(openPR) Passau, 10.9.10.
Haben Sie sich schon einmal vorgestellt, wie ein Leben ohne Chemie wäre? Ein Leben ohne Kunststoff-Autoverkleidungen, Kunststoff-Kleidung, -Spielsachen, -Küchengefäße, ohne Haarspray, Deodorant, Fleckenspray, ohne künstliche Farbstoffe, Geschmacksverstärker, ohne gedruckte Zeitschriften und Bücher, ohne Schaumstoff-Couch und lackierte Oberflächen, das geliebte Sport-Trikot?
Stefan Fenzel hat sich das auch nicht vorgestellt. Und als er es sich dann vorstellen musste, war es eine kaum vorstellbare Vision von seinem zukünftigen Leben. Leben mit MCS.
Eigentlich, erzählt Fenzel, bestand sein Leben immer aus Sport. Ob Skifahren oder Triathlon, Karate oder Laufen, Sport hat ihn seit seiner Kindheit begleitet. Daher war er auch immer der Überzeugung, dass er gesund lebte.
Doch mit knapp 40 Jahren konnte er sich oft kaum mehr konzentrieren, musste nach dem Treppensteigen kleine Pausen einlegen, vergaß Dinge, die er 10 Minuten vorher mit seinen Mitarbeitern besprochen hatte, benötigte bis zu 12 Stunden Schlaf, und fühlte sich morgens, als hätte er die Nacht durchzecht.
Was war geschehen? Die Schwermetall-Vergiftung durch 13 Amalgam-Füllungen in seiner Jugend wurde nicht erkannt, obwohl einige Erkrankungen auf Gift schließen hätten lassen können: so wurden ihm bereits in jungen Jahren die Mandeln, Polypen und der Blindarm entfernt, er erkrankte permanent an Infektionen, an Gürtelrose und Pfeifferschem Drüsenfieber.
Die Füllungen ließ er später aufgrund allgemeinem Unbehagen gegenüber Amalgam entfernen und es wurde ein wenig besser. Fenzel: "Glücklich ist, wer vergisst, was nicht zu ändern ist. Was soll man machen?"
Ausgerechnet sein Traumhaus mit einem freien Blick über 200 km bis in die Alpen sollte ihn an die Grenzen seiner Belastungsfähigkeit bringen.
Dort eingezogen, ereilte ihn wenige Wochen danach eine Grippe. Zwar im Sommer, aber das kann schon einmal vorkommen. Doch die Infekte häuften sich und reihten sich schließlich nahtlos.
Nach dem Besuch von Hausarzt, Internist, HNO-Arzt, Umweltmediziner, Homöopath und Neurologe gab er auf. Aus seiner Sicht funktionierte seine Psyche hervorragend und auch die Belastung als Unternehmer überforderte ihn nicht, sondern machte ihm Spaß.
Viele Jahre beließ er es dabei, bis ihn sein Körper zur Aufgabe zwang: bereits geringste Mengen an Duftsstoffen aus Parfüms, Deodorants oder mit Weichspüler gewaschener Kleidung brachten seinen Kopf zum Glühen und sein Immunsystem zum Erliegen. Und die permantete Müdigkeit war kaum mehr zu kontrollieren. Der neue Firmenwagen legte ihn dann endgültig für Wochen ins Bett.
Der absolute Tiefpunkt war erreicht und Fenzel bereit, sich erneut auf die Suche zu machen. Die Interaktion Betroffener im Internet war bereits deutlich vorangeschritten im Vergleich zur Erstkonfrontation mit der Krankheit acht Jahre zuvor und er wurde schnell fündig, was die Krankheitserscheinungen angeht. Nur die Ursache blieb im Dunkeln.
Heute weiß Fenzel, was er hat: MCS (multiple chemical sensitivity, Multiple Chemikalienunverträglichkeit). Neben der Tatsache, dass er genetisch bedingt ein schlechter Entgifter ist, brachten die Schwermetallvergiftung und eine Lösemittelvergiftung aus Lacken und Klebern in seinem Traumhäuschen sein Immunsystem völlig aus den Fugen, teilweise irreversibel.
Doch wie lebt man damit? Fenzel verkaufte seine Anteile an einer Werbeagentur und stieg in die Landwirtschaft seiner Frau ein, die sie auf eine ökologische Rinderhaltung umstellten. Darüberhinaus betreibt er Photovoltaikanlagen, Forstwirtschaft und stellt seine Kommunikations-Expertise von zuhause zur Verfügung.
Seine Wohnung baute er komplett ökologisch um und verbannte sämtliche Kunststoffe daraus. In der Regel isst er nur selbst zubereitete Speisen ohne Farbstoffe und Geschmacksverstärker aus ökologischem Anbau.
Fenzel: "Früher hätte ich solche Personen wohl für Öko-Spinner gehalten, heute freue ich mich über die neue Lebensqualität und Feinkost-Lebensmittel, denn das sind ökologische Lebensmittel eigentlich."
"Heute brauche ich nur noch zum Traktorfahren eine Gasmaske. Das sieht zwar doof aus und grenzt aus, aber vermeidet, dass ich am nächsten Tag im Bett liege."
Und ganz nebenbei bemerkt er, dass einfach in jedem Bruch eine Chance liege, und die kann man nutzen oder verstreichen lassen. Er freue sich, dass er nun etwas mehr Zeit habe und seine Familie täglich sehe.
Gerne gibt er Betroffenen Informationen über Anlaufstellen, Ärzte und Info-Suche. Sie erreichen ihn unter
