(openPR) Prof. Dr. Wolfgang Donsbach spricht im Video-Interview mit vi-Lexikon.de nicht von Verdummung. Wer aber glaube, sich in Talkrunden mit Politikern über Politik zu informieren, gebe sich purer Illusion hin, so der Gründungsdirektor des Instituts für Kommunikationswissenschaft an der TU Dresden. Ganz anders Johan Schloemann in einem Beitrag für die Süddeutsche Zeitung (24./25.4.10) : In einer gut moderierten TV-Debatte können „die Positionen zu sämtlichen Bereichen der Politik in einem Durchgang zur möglichst verständlichen Darstellung kommen“. Anlass seiner Lobeshymne auf die Möglichkeiten der Polit-Talkshow war die „Leader’s Debate“, der sich die drei Spitzenkandidaten im britischen Wahlkampf stellten.
Die über drei Abende verteilte Sendung sei der beste Beweis gegen eine „beliebte Verfallsgeschichte unserer Zeit“, wonach es eine gefährliche Verschiebung der politischen Debatte vom Parlament hin zu dummen Talkshows gebe. Dieser erste direkte Schlagabtausch unter Spitzenpolitikern im britischen Fernsehen sei keineswegs zu einem „rein konfrontativen Pingpongspiel“ nach Art der Auseinandersetzungen im britischen Parlament geraten. Die Kontrahenten hätten vielmehr einander zugehört, seien aufeinander eingegangen und hätten tatsächlich über politische Inhalte diskutiert. Schloemann zitiert den Oxforder Politikwissenschaftler Timothy Garton Ash, der die Zuschauer als eindeutige Sieger der Sendung identifizierte. Die vorbereiteten Floskeln seien durchgefallen, dem Wähler seien echte Argumente geliefert worden. Das Wochenmagazin „New Statesman“ habe gar geschrieben, die Debatte lege die Latte für eine Wiederkehr geübter Redekunst in der politischen Arena sehr hoch, so Schloemann.
Geübte Redekunst, der das möglicherweise „beste Argument“ wegen mangelnder rhetorischer Fähigkeiten des Sprechers unterliegt? Dieses Misstrauen formuliert Donsbach mit seiner Charakterisierung, Talkshows würden unter Mitwirkung von Moderator, Regisseur und Cutter zu einer Art Hahnenkampf von Politikern gemacht, in dem der gewinne, der sein Argument besser vortrage, nicht derjenige, der das bessere habe. Um Politik gehe es dabei nicht. Die Frage, wem die Entscheidungshoheit über das „beste Argument“ obliegen sollte, bleibt hier jedoch offen. Gelegenheit zur Diskussion darüber bietet der Süddeutsche Journalistentag am 15. Mai 2010 im ZDF-Kongresszentrum Mainz. Im ‚FORUM Ethik‘ wird Donsbach auf dem Podium sitzen. Das Motto der Runde entspricht dem Titel seines Buches: „Die Entzauberung eines Berufes - Journalismus in der Vertrauenskrise?“
Donsbachs Charakterisierung von Talkshows im Video ist abzurufen unter http://www.vi-Lexikon.de (Rubrik ‚Medien‘). Der Dresdner Kommunikationswissenschaftler äußert sich außerdem zu den Themen ‚Glaubwürdigkeit des Journalismus‘, ‚Relevanz‘, ‚Investitionen in Redaktionen‘, ‚Zeitungsnutzung‘‚ Controlling contra Journalismus‘ und ‚Marktorientierung des Journalismus‘.
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