(openPR) Der Laie spricht von "lähmender Angst", der Wissenschaftler von "Verhaltenshemmung" bei hochängstlichen Personen. Der Laie kennt die Möglichkeit, "sich Mut anzutrinken". Privatdozent Dr. Wolfgang Wölwer (Düsseldorf) hat diese "Praxis" erstmals in einem kontrollierten Experiment untersucht: Seine Versuchspersonen nahmen einen guten Tropfen zu sich, und die Verhaltenshemmung ging zurück oder verschwand.
Ängstliche Probanden wurden in eine Konfliktsituation gebracht und erhielten anschließend eine komplexe (unlösbare) Aufgabe. Im Nüchternzustand zeigten die Teilnehmer im Konflikt ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten und kapitulierten bald bei den Versuchen der Aufgabenlösung. Mit 0,4 Gramm Alkohol pro KG Körpergewicht wuchs die Bereitschaft, den Konflikt anzugehen und die Aufgabe zu lösen.
Diese Erfahrung der anxiolytischen und aktivierenden Wirkung von Alkohol führt millionenfach zur Abhängigkeit. Wölwer weist darüber hinaus auf ein weiteres Risiko hin: Das Vermeidungsverhalten im Nüchternzustand kann die Ängstlichkeit zunächst reduzieren. Riskiert der Betroffene jedoch unter Alkohol eine häufigere aktive Konfrontation mit aversiven Reizen, kann sich die Zustandsangst eher erhöhen als vermindern.
Die Studie von Wölwer ist ein Beitrag im neuen Lehrbuch
"Experimentelle Emotionspsychologie"
herausgegeben von Wilhelm Janke, Martin Schmidt-Daffy, Günter Debus
Pabst, Lengerich/Berlin, 996 Seiten
ISBN 978-3-89967-450-7