(openPR) „Nach knapp eineinhalb Stunden wird Simone endlich zu uns auf den Gang gebracht. Wir fahren mit ihr ins Aufwachzimmer. Sie ist umgeben von Schläuchen und Beatmungsgeräten, sodass man ihr hübsches Gesicht kaum wahrnehmen kann. Mehrfach kann man die Einstiche der vielen Infusionen erkennen und die Spuren der Misshandlung sind auch nach wie vor sichtbar.
Es ist ein scheußliches Bild, das sich einem da für immer ins Gedächtnis brennt.“
Erschreckend, unglaublich, abstoßend und doch geschehen. Ein Kind, wie viele andere, kaum 2 Jahre alt. Das jüngere von zweien. Unschuldig, neugierig, gesund, fröhlich und doch Zielscheibe eiskalter Brutalität.
Das Gesicht zerschlagen, der kleine Körper übersät mit den Anzeichen roher Gewalt, der Hals geziert mit Würgemalen. Augen und Ohren sind blutunterlaufen. Der Blick ist durchdringend, gefüllt mit Angst. Lautlos sind die Hilfeschreie des Kindes zu vernehmen und doch prallen sie ungehört ab, an einer Ideologie der allzeit liebevollen Mutter.
Ein übersteuertes Echo diverser Frauenhelplines, Kinderschutzinstitutionen und der Behörden schallt dem Verbrechen entgegen. Die das misshandelte Kind verhöhnenden Schreie versuchen zu verleugnen, was geschehen ist, sie werden zu einer Schandtat, die keiner zu ahnden wagt.
„Nicht zu Mutti!“ von Monika Nyenstad erzählt anhand eines Tatsachenberichtes von der Schande der Gesellschaft, in der Misshandlung und die kindliche Verhöhnung an der Tagesordnung stehen und ungesühnt bleiben.
Aus den Schilderungen geht hervor, dass das Quälen des eigenen Kindes kein Delikt ist, schon gar nicht wenn die leibliche Mutter einen dummen Narren gefunden hat, dem sie die Tat anhängen kann. Aber auch das Ausbleiben eines solchen, hat für eine Mutter nichts zur Folge. Überforderung mit der Situation ist entschuldigend genug, um Verbrechen nicht zu hinterfragen und Gewalttaten dieses Kalibers nicht zu ahnden.
Gestützt von Pädagogen, Behörden, Richtern, Polizisten treiben diese „Gesetzlosen“ ihr Unwesen, misshandeln ihre Kinder weiter und gehen schlussendlich doch frei.
Die Lektüre von „Nicht zu Mutti!“ dürfte es der Gesellschaft an und für sich nicht weiter gestatten, dass die Mutter von einem undurchdringbaren Heiligenschein umgeben ist, dessen Existenz nicht scheinheiliger sein kann.
Schon allein der Anblick des Covers macht die Scheußlichkeit eines Charakters deutlich, der auf 216 Seiten munter sein Unwesen treiben darf und trotz allem keinerlei Konsequenz für sein Handeln befürchten muss.
Ganz einfach, weil es, wie der Titel schon sagt, um die Mutter geht.