(openPR) Georg-Kolbe-Museum Berlin widmet sich der Frauendarstellung in der späten Weimarer Republik / Werke u.a. von Ernesto de Fiori, Leo von König, Tamara de Lempicka, Christian Schad und Yva machen Zeitstil anschaulich
Berlin, 15. Februar 2008 – Die schillernde, elegante Mode und die Film- und Modefotografie der Zeit um 1930 gelten bis heute als Inbegriff des „Glamours“. Mondäne Filmdiven, Mannequins von unnahbarer Ausstrahlung, vornehme Frauen in der Großstadt – die „Dame“ löste in den späten Zwanziger Jahren das „Girl“ als gängigsten Frauentypus der Zeit ab. Viele Frauen orientierten sich an dem, was ihnen in Modezeitschriften und auf Kinoleinwänden begegnete. Und mit dem femininen Stil, den sie dort sahen, veränderte sich auch ihr eigenes Aussehen: Es entstand eine neue Mode, die auch Einfluss auf die Kunst nahm. Das Georg-Kolbe-Museum widmet sich nun in einer Ausstellung der Frauendarstellung in der späten Weimarer Republik. Werke unter anderem von Willi Baumeister, Ernesto de Fiori, Lieselotte Friedlaender, George Hoyningen-Huene, Lotte Jacobi, Willy Jaeckel, Leo von König, Lotte Laserstein, Tamara de Lempicka, Jeanne Mammen, Nikolaus Sagrekow, Christian Schad, Rudolf Schlichter und Yva werden dabei den Zeitstil zwischen 1928 und 1933 anschaulich machen.
„Aus heutiger Sicht stellt sich die Frau der späten Weimarer Republik um einiges konservativer dar als die "Neue Frau" der frühen und mittleren Zwanziger Jahre,“ erklärt Verena Dollenmaier, Kuratorin der Ausstellung. „Auf den ersten Blick scheint sie sogar den pervertierten Frauenidealen der Nationalsozialisten nicht mehr besonders fern zu stehen. Allerdings greifen beide Erklärungsansätze zu kurz: die in Mode gekommene "Dame" war nicht bloß ein Signum für die gescheiterten Emanzipationsversuche des aus der Puste gekommenen "Girls", das sich ruhigere Zeiten wünschte. Sie war auch nicht zwingend die Vorstufe zur heimatverbundenen Mutter, die sich die Nazis als Musterbild auserkoren hatten. Die "Dame" der späten Zwanziger und frühen Dreißiger Jahre wurde vielmehr in den Filmstudios von Hollywood erschaffen und in den Pariser Haute Couture-Salons eingekleidet: sie war im wahrsten Sinne Trägerin einer Mode, die international und weltläufig war.“
Vor allem die Hollywood- und Ufa-Stars prägten das neue Weiblichkeitsbild der Zeit um 1930. Die Wirkung der Schauspielerinnen auf den allgemeinen Zeitgeschmack war immens. Marlene Dietrich wurde in diesen Jahren zum Weltstar. Auf die Mode nahm sie ebenso großen Einfluss wie die bislang populärste Filmschauspielerin dieser Zeit, Greta Garbo. deren verhaltene Mimik und Beherrschtheit von Tausenden kopiert wurde. Daneben waren Schauspielerinnen wie Lil Dagover, Lilian Harvey, Elisabeth Bergner oder Brigitte Helm bewunderte Vorbilder für Mode, Make-up und Habitus. Dem Bild dieser Frauen haben sich nicht nur die Fotografen der Filmstudios, sondern auch Künstler gewidmet. Ernesto de Fiori porträtierte Marlene Dietrich in einer lebensnahen Büste und Leo von König malte Lil Dagover ganz in der Pose einer glamourösen Filmdiva. Beide Werke werden in der Ausstellung gezeigt. Auch Tamara de Lempickas Bilder stehen formal und inhaltlich ganz im Zeichen des "Hollywood-Glamours". Die Konsequenz in der Umsetzung und der hohe ästhetische Reiz machen Lempickas Kunst zu etwas Singulärem in dieser Zeit.
Die Modefotografie dieser Zeit setzte mit raffinierten Licht- und Schattenspielen ihre Modelle in Szene. In den Magazinen und der Werbung erreichte die Fotografie einen ähnlichen Stellenwert wie die Gebrauchsgrafik und erlebte damit ihren ersten Boom. Aber auch Modezeichnerinnen wie Annie Offterdinger, Jeanne Mammen oder Lieselotte Friedlaender arbeiteten auf höchstem Niveau für Modezeitschriften und brauchten den internationalen Vergleich nicht zu scheuen. Die Ausstellung wird eine ganze Reihe ihrer Originalzeichnungen präsentieren können.
Die Mode in den Jahren um 1930 war spektakulär: Fließende Stoffe und raffinierte Schnitte hoben die feminine Seite der Frau hervor; im Gegensatz zu den früheren Zwanziger Jahren waren die Kleider wieder länger und sehr körperbetont. Eleganz war das Leitwort und der neue Stil zeichnete sich durch zurückhaltenden Luxus sowie Raffinesse im Detail aus. Die Ausstellung wird originale Kleidungsstücke wie Abendroben, Tageskleider, Hüte, Handschuhe, Taschen und Schuhe präsentieren. Eine Schaufensterpuppe aus der Zeit um 1930 komplettiert diesen Modebereich. Ein weiteres Ausstellungsthema widmet sich dem Sport. Denn die hautengen Mode-Kreationen verlangten natürlich eine Trägerin, die ihren Körper sportlich geformt hatte. Schlank zu sein und Sport zu treiben drückte zu dieser Zeit ein allgemeingültiges Lebensgefühl aus, das Gesundheit, Beweglichkeit, Schönheit und Anmut ins Zentrum rückte. Erfolgreiche Sportlerinnen wurden wie zuvor bewundert und standen im Blickpunkt des gesellschaftlichen Interesses.
Ausstellungsinformationen
Glamour! Das Girl wird feine Dame - Frauendarstellungen in der späten Weimarer Republik
Ausstellungsort: Georg-Kolbe-Museum, Berlin, Sensburger Allee 25, 14055 Berlin
Laufzeit: 17. Februar 2008 – 12. Mai 2008
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag, 10 - 17 Uhr
Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro
Kuratorin der Ausstellung: Dr. Verena Dollenmaier
Katalog: Im E. A. Seemann Verlag erscheint ein umfangreiches Katalogbuch, herausgegeben von Verena Dollenmaier und Ursel Berger, mit Beiträgen u.a. von Werner Sudendorf, Susanne Meyer-Büser, Birgit Haase und Wolfgang Joop.
Begleitprogramm und Führungen: Öffentliche Führungen jeden Sonntag, 14 Uhr. Individuelle Führungen können unter 030 – 304 21 44 gebucht werden. Zur Ausstellung findet ein Begleitprogramm mit Kuratoren-Führungen, Lesungen, Konzerten und Vorträgen statt. Termine unter: www.georg-kolbe-museum.de
Partner der Ausstellung: Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin , Deutsche Kinemathek, Museum für Film und Fersehen mit Marlene Dietrich Collection Berlin, Modemuseum Schloss Meyenburg, Freundeskreis Georg-Kolbe-Museum e.V.