(openPR) Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK) präsentiert mit dem „Conflict Barometer 2007“ seine aktuellen Daten und Analysen zum diesjährigen globalen Konfliktgeschehen. Unter den insgesamt 328 beobachteten Konflikten zählen die PolitikwissenschaftlerInnen 130 gewaltsame Konflikte. Davon sind 99 Krisen, d.h. Auseinandersetzungen mit sporadischem Gewalteinsatz, und 31 hochgewaltsame Konflikte, also ernste Krisen und Kriege. Die restlichen Interessengegensätze werden ohne den Einsatz physischer Gewalt geführt. Während die Zahl der Konflikte insgesamt im Vergleich zu 2006 leicht zunimmt, sinkt die Zahl der Krisen ein wenig und es werden fünf hochgewaltsame Konflikte weniger gezählt. Somit zeichnet sich gegenüber dem Vorjahr eine Entspannung ab.
Allerdings werden weiterhin sechs Kriege geführt. Fünf davon sind bereits im Vorjahr Kriege gewesen, und zwei davon, die Kriege im Irak und in der Darfur-Region des Sudan, werden nun schon im vierten Jahr als Kriege gezählt. Ebenso werden mehr als die Hälfte der ernsten Krisen schon seit dem Vorjahr oder noch länger auf diesem Gewaltniveau geführt. Dies weist auf eine besorgniserregende Verhärtung in vielen hochgewaltsamen Konflikten hin. Jeweils zwei der Kriege werden in Afrika, Asien und Ozeanien sowie dem Vorderen und Mittleren Orient ausgetragen.
Die insgesamt am schwersten betroffene Region ist der Vordere und Mittlere Orient, wo zusätzlich zu den beiden Kriegen – im Irak und in Afghanistan – acht erste Krisen ausgetragen wurden. Noch deutlicher wird dies, wenn man sich die im vergleich zu den anderen Regionen sehr geringe Länderzahl im Vorderen und Mittleren Orient vor Augen führt.
In Afrika sowie Asien und Ozeanien wurden jeweils neun hochgewaltsame Konflikte ausgetragen. Damit hat sich die Lage in Afrika, wo letztes Jahr noch 15 hochgewaltsame Auseinandersetzungen geführt wurden, deutlich entspannt. Jedoch dauern die beiden Kriege, in Somalia und in der Darfur-Region im Sudan, weiterhin an – ersterer im zweiten Jahr, der in Darfur schon im vierten. Insbesondere in der Darfur-Region wird der Konflikt mit ausgesprochener Grausamkeit gerade auch gegenüber der Zivilbevölkerung geführt. In Asien und Ozeanien stieg die Anzahl der Kriege um einen, da zu dem andauernden Krieg auf Sri Lanka ein weiterer in Pakistan, in der Grenzregion zu Afghanistan, hinzukam. In den Amerikas werden drei hochgewaltsame Konflikte ausgetragen, darunter aber kein Krieg. In Europa wird in diesem Jahr, zum ersten Mal seit gut 30 Jahren, kein einziger hochgewaltsamer Konflikt gezählt, da die Auseinandersetzung in Tschetschenien – die letzten Jahre immer eine ernste Krise – leicht deeskaliert und kein neuer hochgewaltsamer Konflikt hinzugekommen ist.
Aus der sinkenden Anzahl der hochgewaltsamen Konflikte kann jedoch nicht geschlossen werden, daß die Welt tatsächlich immer friedlicher wird. Angesichts der seit wenigen Jahren sehr hohe Zahl der Krisen, d.h. gewaltsamer Konflikte, die gekennzeichnet sind durch kleinere Zusammenstöße, Überfalle oder gelegentliche Bombenanschläge, könnte der Rückgang der hochgewaltsamen Auseinandersetzungen auch als Indiz für einen Wandel in der Art des Konfliktaustrags gewertet werden. Die Zahl der Krisen bleibt auch in diesem Jahr trotz leichter Abnahme auf einem besorgniserregend hohen Niveau. Obwohl diese Konflikte in Politik und Medien häufig kaum Beachtung finden, können von ihnen sowohl schwerwiegende Auswirkungen auf die Lage der betroffenen Menschen als auch auf die Stabilität der betroffenen Staaten ausgehen. Zudem stellen diese Konflikte ein erhebliches Eskalationspotential dar.
Das HIIK zeichnet sich seit seiner Gründung 1991 insbesondere dadurch aus, dass es neben gewaltsamen Konflikten auch nicht-gewaltsame Konflikte beobachtet. Damit werden nationale und internationale Auseinandersetzungen bereits vor einer möglichen Eskalation in die langfristige Analyse mit einbezogen.








