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Bunkeröffnung an der Helgoländer Allee - Blick in Hamburgs Geschichte

21.10.200721:32 UhrVereine & Verbände
Bild: Bunkeröffnung an der Helgoländer Allee - Blick in Hamburgs Geschichte

(openPR) Die Helgoländer Allee zwischen Landungsbrücken und Reeperbahn war am Samstag, dem 20.10.2007 Schauplatz einer spektakulären Bunkeröffnung durch den Verein HAMBURGER UNTERWELTEN e.V.. Mit Hilfe des THW-Ortsverbandes Hamburg-Mitte wurde ein Loch in die Mauer gestemmt, die den dreigeschossigen Tiefbunker seit etwa drei Jahrzehnten verschließt.



„Wir wissen noch nicht genau, was uns erwartet.“, so der stellvertretende Vorsitzende des Vereins, „Möglicherweise ist das untere Geschoß des Bauwerks im Laufe der Jahre mit Oberflächenwasser voll gelaufen.“. Der Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg war zwischen 1939 und 1941 in der Nähe der Landungsbrücken erbaut worden, um Passanten und Anwohnern Schutz vor Bombenangriffen zu bieten. Damals herrschte besonders bei Schichtbeginn und –Ende auf den kriegswichtigen Werften am Südufer der Elbe reger Verkehr. Hinter den 1,4m starken Wänden des kreisrunden Tiefbunkers mit etwa siebzehn Meter Durchmesser sollten 630 Menschen Zuflucht finden. In der schrecklichen Realität des Bombenkriegs waren die Bunker aber fast immer überfüllt. Bunkerspezialist Grube kennt die Aussagen von Zeitzeugen, hat sogar einen gefunden, der damals hier im Bunker dabei war: „Wahrscheinlich fanden hier tausend oder mehr Menschen Schutz bei Luftangriffen.“

Nach dem Ende des Krieges sind die Akten zu diesem Bauwerk nur bedingt aussagekräftig. Möglicherweise wurde die Anlage noch kurz als Notunterkunft genutzt, später als Kartoffelkeller und schließlich zur Pilzzucht. Die Kuba-Krise und der Kalte Krieg führten dazu, daß viele Bunker wieder instand gesetzt wurden – nicht so der an der Helgoländer Allee. Aus Sicherheitsgründen ließ die Stadt die Zugänge schließlich zumauern. Seit dem war kein Mensch mehr in diesen Räumen. Auch Dr. Jan Heitmann, dem Vorsitzenden des HAMBURGER UNTERWELTEN e.V. merkt man die Spannung an: „Eine seltene Gelegenheit, einen Blick in die dunkle Vergangenheit zu werfen.“, so Heitmann.

Um kurz vor Neun am Morgen ist es dann endlich so weit: Die Mauer ist durchbrochen, die dahinter liegende, verschweißte Stahltür mittels Trennschleifer geöffnet. Doch die Forscher müssen sich noch etwas gedulden. Zwei THW-Männer mit schwerem Atemschutz sind die Ersten, die sich durch die enge Öffnung zwängen. Ausgerüstet mit moderner Technik besteht ihre Aufgabe darin, die Luft im Bauwerk zu untersuchen, den Bunker hinsichtlich der Sicherheit zu überprüfen. Nach bangen Minuten kehren sie zurück: Es ist alles in Ordnung, die Luft enthält genügend Sauerstoff und keine schädlichen Gase. Sogar Grubes Vermutung, das Untergeschoß könne überschwemmt sein, können sie schon jetzt widerlegen: „Alles trocken, nur ein wenig Wasser auf der obersten Etage.“.

Auch jetzt müssen die Unterweltler noch ein paar Minuten warten. Mitglieder des Fledermausprojekts des BUND e.V. sehen zunächst nach, ob der Bunker möglicherweise von den nachtaktiven, unter Artenschutz stehenden Tieren bewohnt wird. Bei den HAMBURGER UNTERWELTEN stößt das durchaus auf Verständnis. „Auch die Fledermäuse gehören fest zur Unterwelt und wir versuchen natürlich, Rücksicht auf sie zu nehmen.“, sagt Grube. Es sind keine Fledermäuse drin, die Dokumentation kann beginnen. Neben dem HAMBURGER UNTERWELTEN e.V., der diese Bunkeröffnung organisiert hat, sind auch Mitglieder der Berufsfeuerwehr Hamburg, der Bodendenkmalpflege und des Vereins unter hamburg e.V. als Gäste mit vor Ort.

In dem dunklen, muffig riechenden Bunker sieht es allerdings recht leer aus. Die metallenen Türen und Rohre sind vom Rost zerfressen, die Bunkerbänke längst verschwunden. Heitmann vermutet: „Wahrscheinlich wurden die in den harten Wintern 1945/1946 von der Bevölkerung als Brennmaterial benutzt. Es gab nur wenig und die Menschen waren froh über alles, was sie zum Heizen und Kochen benutzen konnten.“. Dafür sind aber viele Wandbeschriftungen noch fast so, wie sie zu Kriegszeiten angebracht wurden. „Gasschleuse“ steht da an der Wand und „Der Aufenthalt in der Gasschleuse ist aus Gründen der Sicherheit der Schutzsuchenden strengstens verboten“ kleiner darunter. Neben inzwischen verblichenen und übertünchten Wandmalereien, welche die Menschen damals aus Langeweile angefertigt haben mögen, finden sich Banalitäten wie etwa „Ihr, die Ihr Menschen seid, denkt an die Reinlichkeit“. Für den Laien weitaus weniger aufregend als die Atmosphäre selbst. „Mehr gibt es nicht zu sehen“, sagt Heitmann, der sich schon seit Jahren mit der Materie befasst. „Für uns war die Öffnung ein Erfolg. Wir konnten das Bauwerk in relativ originalem Zustand dokumentieren. Eine solche Gelegenheit ist selten.“

Diese Öffnung dürfte auch für lange Zeit die letzte Möglichkeit gewesen sein, diesen Bunker zu betreten. Nachdem die Tür wieder verschlossen, der Einstieg wieder vermauert ist, bleibt der vom THW geschaffene, kleine Einflugschlitz für die Fledermäuse die einzige Verbindung zur Außenwelt.

Der interessierten Öffentlichkeit bietet der Verein HAMBURGER UNTERWELTEN e.V. die Möglichkeit, zwar nicht diesen, aber einige andere Bunker Hamburgs zu besichtigen. Weitere Informationen gibt es auf der Website des Vereins unter www.hamburgerunterwelten.de .

Hamburger Unterwelten e.V.
Hützeler Damm 32
29646 Bispingen
Telefon 05194/399553
http://www.hamburgerunterwelten.de/

Als gemeinnütziger Verein beschäftigen wir uns mit der Erforschung und Dokumentation der Geschichte des unterirdischen Städtebaus der Stadt Hamburg. Durch Archivrecherchen und Zeitzeugen-Interviews, aber auch durch aktive Recherche vor Ort, Fotodokumentation und Vermessung versuchen wir, ein möglichst umfassendes Bild über die unterirdischen Bauwerke der Hansestadt zusammen zu tragen.

Auch die Erhaltung geschichtlich interessanter oder bedeutender, unterirdischer Bauten liegt uns am Herzen. In solchen Fällen möchten wir möglichst einen Denkmalschutz-Status erwirken, damit auch kommende Generationen noch die Möglichkeit haben, die unterirdische Geschichte Hamburgs persönlich kennen zu lernen.

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