(openPR) Die Entsorgung von alten Medikamenten über die Müllabfuhr trägt erheblich zur Belastung von Böden und Gewässern bei. Experten befürchten, dass diese Umweltbelastungen künftig noch zunehmen werden.
Angaben des Bundesgesundheitsministeriums zu Folge werden jährlich 4.000 bis 7.000 Tonnen Altmedikamente in Deutschland entsorgt, in einigen Quellen ist sogar von 11.000 bzw. 30.000 Tonnen die Rede.
Durch den Einsatz von Schadstoffsammelmobilen und speziellen Rücknahmesystemen über Apotheken und Krankenhäusern wurden sichere Entsorgungswege für Altmedikamente etabliert. Auf diesem Wege sind im Jahr 2005 über 1.400 Tonnen Altmedikamente und über 800 Tonnen Arzneimittelverpackungen sicher entsorgt worden.
Der Rest landet meist im Müll oder wird die Toilette heruntergespült. Beides trägt erheblich zur Verunreinigung des Trinkwassers bei. In Deutschland sind rund 3.000 Arzneimittelwirkstoffe in über 50.000 Präparaten zugelassen. Der Eintrag schwer biologisch abbaubarer Arzneimittelwirkstoffe in den Wasserkreislauf erfolgt dadurch, dass Kläranlagen bislang nicht dafür ausgerüstet sind, Spurenstoffe im Nano- oder Mikrogrammbereich je Liter zu entfernen und eben durch die falsche Entsorgung von Altmedikamenten und den erheblichen Sicherheitslücken bei einigen Entsorgungswegen. Spitzenwerte von über 1 µg/ L sind bei Gewässeruntersuchungen auf Arzneimittelwirkstoffe, wie Röntgenkontrastmittel oder Schmerzmittel, keine Seltenheit. Bisher wurde auch nur ein Bruchteil der 3.000 Wirkstoffe auf ihr Vorkommen im Wasserkreislauf untersucht und bereits heute weisen Lebensmittelchemiker und Wasserwerke große Rückstände von verschiedensten Arzneimitteln im Trinkwasser nach. Die von diesen Medikamentcocktails für den Menschen ausgehenden Gefährdungspotentiale sind bislang noch gar nicht abschätzbar. Wissenschaftler beobachten aber in Gewässern in der Nähe von Kläranlagen vermehrt, dass männliche Fische weibliche Eidotter ausbilden und führen das vor allem auf einen erhöhten Östrogenanteil im Wasser zurück.
Und obwohl der Hausmüll seit 2005 verbrannt wird, ist der Entsorgungsweg „Mülltonne“ durch erhebliche Sicherheitslücken gekennzeichnet. In einer aktuellen Umfrage räumen immerhin 40 Prozent der Befragten ein, dass sie beim Wegwerfen alter Arzneien keineswegs immer auf die Trennung von Inhalt und Verpackung achten würden. Auf diesem Weg landen nach Angaben von Experten bereits heute große Mengen Alt-Medikamente in der gelben Tonne. Durch die Behandlung der Wertstoffe aus der „gelben Tonne“ mit Wasser seien dadurch zusätzliche Umweltbelastungen – insbesondere des Grundwassers – absehbar.
Auch die Verbraucherzentralen und Krankenversicherer warnen vor einer Medikamentenentsorgung über Hausmüll oder Gelbe Tonne: Von denen dadurch in jedem Abfalleimer freiverfügbaren Medikamentencocktails gehe eine zusätzliche Gefährdung insbesondere für „experimentierfreudige“ Kinder aus. Eine Mülltonne würde sie nicht ausreichend vor gefährlichen Arzneimitteln schützen. Gleiches gelte für Drogenabhängige. Schon jetzt sei in Großstädten zu beobachten, dass Mülltonnen von Drogensüchtigen durchsucht würden.
Vor diesem Hintergrund betrachten es Gesundheitsexperten und Verbraucherschützer als fahrlässig, gesicherte Entsorgungswege für Altmedikamente aufzugeben und zusätzliche Gefährdungen für Mensch und Umwelt einzugehen. Den Einsatz von Schadstoffsammelmobilen schränken viele Kommunen derzeit aus Kostengründen stark ein. Deshalb sollten die bestehenden und sicheren Rücknahmesysteme über Apotheken und Krankenhäuser erhalten und ausgebaut werden, so der Tenor.
V.i.S.d.P. Martin Reetz
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