(openPR) Claudia Roth hat dem Online-Dienst Planet Interview ein ausführliches Interview gegeben, in dem sie einen tiefen Einblick in ihr Politikerleben gibt.
Sechseinhalb Stunden Schlaf sei für sie „außergewöhnlich viel“ erklärt Roth zu Beginn des Interviews und erzählt, wie die Politik ihr Leben rund um die Uhr bestimmt:
„Man versucht, immer konzentriert zu sein, schaut nachts noch die Nachrichten an oder Teletext, morgens dann das Morgenmagazin ... Man ist immer angespannt.“ (...) „Ich kann ganz schlecht sagen ‚Jetzt ist Schluss mit der Politik, jetzt kommt das Private’, weil beides sehr stark miteinander verbunden ist.“
Claudia Roth erklärt, dass das Politikerleben für sie „auch einen Preis hat“:
„Es gibt nicht die eigene Familie, es gibt kein Leben mit Kind, es gibt keinen Vorgarten, den man pflegen kann. Da darf man sich nichts vormachen.“ (...) „Vor 20, 25 Jahren konnte ich mir nicht vorstellen, Kind und Beruf miteinander zu vereinbaren.“ (...) „Ich wollte nicht halb Mutter und halb Politikerin sein. Ich wollte nicht alleinerziehend sein. Wenn ich was mache, dann will ich es ganz machen und das kostet dich auch was.“
Die Grünen-Vorsitzende, die einst als Dramaturgin an den Städtischen Bühnen Dortmund arbeitete, spricht im Interview außerdem ohne Vorbehalte über die Inszenierung von Politik.
Frage: Inwiefern gehört die öffentliche Inszenierung für einen Politiker mit zum Spiel?
Roth: „Das gehört stark dazu. Ich finde das auch gar nicht despektierlich. Man stellt etwas dar, eine Rolle, ein Engagement. Ich wundere mich schon, dass sich manche Politiker gar nicht oder zu wenig überlegen, was es für Regeln auf der Bühne gibt. Die kann ich zwar auch nicht immer einhalten, aber Kostüm und Maske, Gestik und Sprache sind schon wichtig.“
Weiterhin erwähnt Roth, dass sie sich „Freunde nie nach irgendeinem politischen Raster ausgesucht“ hat und dass es sich lohnt, „über die eigenen Grenzen zu springen.“ Ganz offenkundig wird dies, wenn Roth von einer besonderen Begegnung mit Günther Beckstein (CSU) berichtet:
„Manchmal finde ich es ganz schön, wenn es etwa mit dem bayerischen Innenminister Günther Beckstein gute Gespräche gibt. Oder wenn ich mit ihm tanze, wie auf dem Augsburger Presseball im letzten Jahr. Das hat uns Spaß gemacht und die gesamte Außenwelt in einen Schockzustand versetzt. (...) So was muss doch möglich sein. Ein bisschen mehr Leichtigkeit und weniger Verbissenheit. (...) „Bei den Inhalten sind CSU und Grüne weit auseinander, ganz besonders Günther Beckstein und Claudia Roth. Deshalb hat es auf dem Presseball einen Heidenspaß gemacht, als er sagte: „Claudia, jetzt tanzen wir!“
Und schließlich erfährt man, was manchmal bei Claudia Roth über den heimischen Fernsehbildschirm flimmert: „Ich finde manchmal auch eine Frau Salesch ganz amüsant, das gefällt mir. Damit verliere ich auch nicht den Anschluss an das, was in diesem Land sonst noch so passiert und komme mir nicht so vor, als würde ich mich in einer Zitadelle der Macht einmauern.“
Das komplette Interview mit Claudia Roth (Teil 1) finden Sie unter
http://www.planet-interview.de/interviews/roth-claudia-04122006 .
Der zweite Teil wird von Planet Interview am 07.12.2006 veröffentlicht.
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