(openPR) Mit einer Gedenkfeier am Grab von Jón Svensson auf dem Melatenfriedhof in Köln und mit der Produktion des Hörbuches "Nonni und Manni" ehrte das Bonifatiuswerk im November 2017 einen "großen" Europäer: den isländischen Kinderbuchautor Jón Svensson (Nonni). In Island geboren, reiste Nonni schon mit 12 Jahren allein nach Frankreich, um dort die Schule zu besuchen und zu studieren. Später unterrichtete er mehr als 20 Jahre in Kopenhagen und starb 1944 in Köln.
Seine Mutter sah er nie wieder, und es dauerte viele Jahre, bis er die isländische Heimat wieder besuchen konnte. Seine Bücher schrieb er im Wesentlichen auf Deutsch. Übersetzt wurden sie in ca. 40 Sprachen. Jón Svensson begeisterte auch mit seinen Vorträgen. Über 5000 waren dies weltweit.
Ein wahrhaft "europäischer" und auch beeindruckender Lebenslauf, bedenkt man, dass Nonni von 1857 bis 1944 lebte!
Und gerade darum passen die Gedenkveranstaltung und das Hörbuch wundervoll in das Projekt "Herkunft hat Zukunft", welches Teil des Europäischen Kulturerbejahres 2018 ist. Unter dem Motto "Sharing Heritage" wird in 2018 das "Gemeinschaftliche und Verbindende Europäischer Kultur" hervorgehoben und geehrt.
Zur besonderen Freude des „Nonni-Fanclub-Deutschland“ reisten u.a. auch der isländische Botschafter S.E. Martin Eyjólfsson und der katholische isländische Bischof David Tencer an, um ihrem "Botschafter der Herzen" am 160. Geburtstag die Ehre zu erweisen. Ihre Ansprachen öffneten die Herzen und Seelen der Anwesenden und füllten die Veranstaltung mit spürbarem, aufrichtigem, verbindenden europäischen Geist.
Mit den Qualitäten eines über Ländergrenzen hinausgehenden, den Menschen freundlich zugeneigtem europäischen Geist beschäftigte sich Msgr. Georg Austen vom Bonifatiuswerk in seiner Predigt in der Eucharistiefeier zum Gedenken an Nonni. Sie fand am 16.11.2017 in der Kapelle des St. Franziskus-Hospitals in Köln statt. So predigte er u.a.:
„...Die Mut machenden Erlebnisse von ‚Nonni und Manni’ können Kindern helfen, den Ängsten der Gegenwart zu begegnen. Genau hinzusehen, um Gespenster als harmlose Schatten zu enttarnen. Also begegnen wir der Angst in Europa mit einer Rückkehr zu den Wurzeln, die uns aufzeigen, dass wir einen sicheren Anker haben, um gemeinsam Europa zu gestalten. Laufen wir nicht denen hinterher, die sich einmauern und ihre Wurzeln kappen wollen. Ohne Wurzeln kann nichts wachsen. Kann nichts blühen. Machen wir Licht in Europa, damit die Schatten der Angst verschwinden. Öffnen wir die Türen unserer Herzen, damit in uns der Raum wächst, in dem das Reich Gottes anbricht....“
Die charismatische Kraft von Nonni strahlt auch heute noch aus seinen Werken, die nach einer Zeit im Dornröschenschlaf per eBooks und Hörbüchern den Markt neu erobern. Diese besondere Mischung aus Güte, Weltoffenheit, tiefem Glauben und Heimatverbundenheit, die den Menschen „Nonni“ ausmachten, veranschaulichte Pfarrer i. R. Peter Danisch in seiner Gedenkrede:
"In der Zeit nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, im Alter von etwa sieben oder acht Jahren, als ich gerade einen zusammenhängenden Text lesen konnte, las ich zum ersten Mal eine Erzählung von Jón Svensson, und zwar „Nonni im Schneesturm“. Dieses Erlebnis hat mich sehr beeindruckt. Ich habe das in diesem Büchlein in einer primitiven Kinderzeichnung aufgemalt – wie Nonni mit Pferd und Hund vor dem Abgrund steht, in den er dann hinabgestürzt ist. In der Pfarrbücherei meiner Heimatgemeinde in Magdeburg entdeckte ich in späteren Jahren noch mehr Nonnibücher, die ich alle nach und nachgelesen habe.
Die eine oder andere Erzählung las ich auch als Erwachsener noch gern. Irgendwie spürte ich deren positive Wirkung. Jón Svensson schreibt am Ende seines Buches „Wie Nonni das Glück fand“, dass er mit seinen Büchern (und Vorträgen) nicht nur unterhalten, sondern den jugendlichen und erwachsenen Lesern vor allem Lebensfreude und Lebensmut vermitteln wollte Das war seine Absicht, das sah er als seine Missionsarbeit. Kindliches festes Gottvertrauen und Gottverbundenheit waren für ihn die Grundlage, ja Voraussetzung für ein gelungenes Leben, ohne dass sie zu sehr betont wurden.
Doch beim Lesen seiner ausführlichen Biographie, die vor kurzem vom Isländischen ins Deutsche übersetzt wurde, wird deutlich, dass in seinem Leben nicht alles glücklich und nach Wunsch verlief, obwohl das so scheinen könnte. Und doch schreibt er im höheren Alter, dass er im Tiefsten immer glücklich war. Als Kind schon hatte er sich vorgenommen, Missionar zu werden. In jungen Jahren war er in den Jesuitenorden eingetreten. Sein Wunsch war, den katholischen Glauben in seiner isländischen Heimat zu verkünden. Doch stattdessen wurde er als Lehrer und Seelsorger in Dänemark eingesetzt. Seine Tätigkeit als Missionar, für die er in den Orden eingetreten war, hatte er sich offensichtlich anders vorgestellt. Bei seinen Oberen und Mitbrüdern im Jesuitenorden fand er nicht immer Anerkennung und Unterstützung. Ihre Strenge und manchmal mangelndes menschliches Mitgefühl zu akzeptieren, fielen dem in Freiheit erzogenen Isländer oft schwer. Das war ihm offensichtlich nur im Glauben möglich.
Pater Jón Svensson hatte als Theologe und Prediger ein eher durchschnittliches Talent. Seine hervorragenden erzählerischen Fähigkeiten konnte er dabei wohl kaum anwenden, da damals wohl ein anderer Predigtstil gepflegt wurde. Predigten, die durch Beispiele und Erzählungen lebendig und anschaulich gemacht werden, waren zu jener Zeit weniger üblich.
Bei seltenen Gelegenheiten unterhielt er seine Schüler durch spannende Erzählungen aus seiner Heimat, ja er verblüffte sie manchmal sogar durch Zaubertricks, doch letzteres stieß bei seinen Oberen auf Misstrauen und wurde ihm schließlich verboten.
Aber: Gerade durch die „Kleinen“ wirkt Gott oft Großes! Doch das hat ihn auch viel gekostet. So geht es ja meistens Menschen, durch die Gott Besonderes für die Menschen wirkt. Schon in früher Jugend erlebte er den schmerzhaften Abschied von seiner Heimat, seiner Mutter, von Geschwistern und Freunden. Seine Jahre als Ordensmann musste P. Jón Svensson im Gehosam gegen seine Vorgesetzten oft in anderer Weise wirken, als er es selbst gewollt hätte.
Mit über 50 Jahren begann die schmerzhafte rheumatische Erkrankung, durch die er die pädagogische und seelsorgerische Tätigkeit aufgeben musste. Erst dann begann Jón Svensson, mehr und mehr in Vorträgen über seine Kindheitserlebnisse in der isländischen Heimat zu erzählen und schließlich Bücher darüber zu schreiben.
Dadurch bewegte er die Herzen seiner Zuhörer und Leser in ungewöhnlicher und unerwarteter Weise. In hunderten von Vorträgen und in Millionenauflagen seiner Bücher erreichte er viele Menschen in einer ganzen Reihe von Ländern, ja er verwandelte ihre Herzen, bewegte sie zu einer positiven Sicht des Lebens. Tausende von Zuschriften bezeugen das. Im Herzen ist er immer irgendwie ein Kind geblieben, er hatte auch dadurch immer einen leichten Zugang zu Kindern.
Wir gedenken heute mit Pater Jón Svensson, der immer „Nonni“ genannt werden wollte, eines Mannes, der vor einem Jahrhundert viele Jahre Menschen begeistert und ihrem Leben eine neue Richtung gegeben hat – und der heute weitgehend in Vergessenheit geraten ist.
Unsere Zeit ist eine andere als die, in der Nonni, der spätere Pater Jón Svensson, gelebt hat. Die Menschen sind in ganz anderer Weise von Technik, Fernsehen, Internet und vielen Möglichkeiten der Unterhaltung geprägt, alles muss schnell gehen und effektiv sein. Es gibt nicht mehr viele Länder, die nicht in Stunden erreicht werden können. Aber heute vielleicht noch mehr als damals sehnen sich Menschen nach Glück, Liebe, Freude, nach einem erfüllten Leben.
Danken wir Gott, dass er uns Nonni geschenkt hat, für das, was er durch ihn Menschen geschenkt hat. Und vertrauen wir ihm die unerfüllten Sehnsüchte der heutigen Menschen an. Vor kurzem ist erstmalig ein Büchlein mit Erzählungen von Nonni in russischer Sprache in einer kleinen Auflage erschienen. Mich erreichten tief beeindruckende Zeugnisse darüber, wie Nonni auch dort verhärtete Herzen verändert. Hoffen wir, dass der gütige und allmächtige Vater auch in unserer Zeit viele Menschen seine Güte und Schönheit durch Menschen wie Jón Svensson spüren lässt."












