openPR Recherche & Suche
Presseinformation

Einzigartiges „Archiv der Mutationen“ am IMBA liefert neue biomedizinische Erkenntnisse

27.09.201720:00 UhrWissenschaft, Forschung, Bildung
Bild: Einzigartiges „Archiv der Mutationen“ am IMBA liefert neue biomedizinische Erkenntnisse
Haplobank ist ein Archiv aus 100 000 einzelnen Zell-Linien mit rund 17,000 Genen, die  einem „molekularen Schalter“ ein und ausgeschalten werden können. ((c)Izabella Kaminski)
Haplobank ist ein Archiv aus 100 000 einzelnen Zell-Linien mit rund 17,000 Genen, die einem „molekularen Schalter“ ein und ausgeschalten werden können. ((c)Izabella Kaminski)

(openPR) Am IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften – schafften Forscher ein einzigartiges Archiv an Stammzellen. Die sogenannte "Haplobank" steht nun Forscherinnen und Forschern auf der ganzen Welt zur Verfügung, um die Funktionen von Genen reproduzierbar und unter kontrollierten Bedingungen studieren zu können. Am IMBA konnte man bereits erste wichtige Erkenntnisse für die Grundlagenforschung gewinnen und Gene untersuchen, die bei Infektionen und im Bereich der regenerativen Medizin eine Rolle spielen. Dies berichtet das Fachmagazin Nature in seiner aktuellen Ausgabe.



---
Um Krankheiten zu verstehen, muss man zunächst eine Vielzahl an genetischen Zusammenhängen erfassen. Eine neuartige Biobank aus haploiden Mäusestammzellen könnte nun dabei helfen. ForscherInnen am IMBA konnten dank „Haplobank“ bereits neue Erkenntnisse zu Infektionskrankheiten und Gefäßerkrankungen gewinnen. Auch für die Krebsforschung hat die am IMBA entwickelte Zell-Sammlung großes Potential.

Gen-Mutationen, die sich ein- und ausschalten lassen
Haplobank ist eine Art Bibliothek haploider Stammzellen. Diese Zellen besitzen genauso wie die Keimzellen nur einen halben Satz an Chromosomen und haben die Eigenschaft, zu allen möglichen Zelltypen heranzuwachsen und sämtliche Gewebetypen zu bilden. Da eine Mutation in der haploiden Zelle nicht von der anderen Chromosomenhälfte ausgebessert werden kann, wird sofort ersichtlich, was ein bestimmtes Gen in der Zelle und in verschiedenen Geweben bewirken kann. „Unser Archiv besteht aus etwa 100 000 einzelner Zell-Linien mit rund 17,000 Genen, die wir mit einem „molekularen Schalter“ versehen haben. Das entspricht in etwa zwei Dritteln aller Mäuse-Gene, die Proteine kodieren. Wir können diese also je nach Belieben jeweils ein- und ausschalten und so ein mutiertes Gen mit dem Wildtyp vergleichen. Am Verhalten der Zelle können wir dann erkennen, welches Gen welche Funktion übernimmt,“ erklärt Erstautor und IMBA-Gruppenleiter Ulrich Elling, der die Genetik von Stammzellen erforscht. Bereits 2011 entwickelte er eine Technik für die Herstellung haploider Stammzellen und legte damit die Basis für Haplobank.

Schnupfenviren brauchen Zugangscode
Das „Archiv der Mutationen“ bietet also eine reiche Ressource, um die Ursachen von Krankheiten zu entschlüsseln. Ein Beispiel, an dem die neue Haplobank getestet wurde, war das Gen PLA2G16. Die Forscher hatten es in einer großen genetischen Suche identifiziert und wollten nun direkt testen, ob Zellen mit Mutationen in Pla2g16 in der Tat resistent gegen Rhinovirus („Schnupfen-Virus“) sind. Elling erklärt: „Es ist ein sehr schönes Beispiel, wie unsere Haplobank funktioniert. Finde ich in einer breit angelegten Reihenuntersuchung ein vielversprechendes Gen, das für eine Krankheit verantwortlich scheint, kann ich zum Tiefkühler gehen, den entsprechenden haploiden Zell-Klon auftauen, das potenziell wichtige Gen ausschalten und innerhalb weniger Tage bestätigen, ob meine Vermutung stimmt oder nicht. Beim Schnupfen-Gen hat das bestens funktioniert und so die Effizienz unserer Haplobank bestätigt. Blockiert man PLA2G16, so werden Zellen – und hoffentlich auch einmal Menschen – resistent gegen den Haupterreger von Schnupfen.“

Neue Erkenntnisse für die Regenerationsmedizin
Aber auch an anderen vielversprechenden Beispielen konnte die Zellbank erfolgreich getestet werden. Für Herzkreislauferkrankungen etwa birgt Haplobank ebenfalls großes Potenzial. Reiner Wimmer, Co-Erstautor und Postdoktorand in der Gruppe von IMBA Direktor Josef Penninger, konnte anhand der hauseigenen Biobank neue Erkenntnisse über das Wachstum von Blutgefäßen gewinnen. „Wir konnten neue Gene identifizieren die das Wachstum von Blutgefäßen beeinflussen. Wenn wir nun das Wachstum der Gefäßzellen gezielt anregen, könnte dies im Bereich der Regenerationsmedizin helfen, um geschädigtes Gewebe, etwa nach einem Herzanfall oder einem Schlaganfall, schneller heilen zu lassen,“ berichtet Wimmer.

Haplobank - von Forschern für Forscher
Bereits 100 000 verschiedene Zell- Linien sind Teil von Haplobank, die nun Forschungsgruppen auf der ganzen Welt zur Verfügung steht. IMBA-Direktor Penninger sagt: „Schon ewig war man auf der Suche nach einem haploiden System für das aufstrebende Gebiet der Stammzellbiologie, um den Wirkungskreis einzelner Gene aber auch Wechselwirkungen zwischen Genen noch effizienter zu erforschen – mit Haplobank ist uns dies gelungen. Wir freuen uns, dass unser Archiv nun als einzigartige Open-Access Ressource ForscherInnen weltweit zugänglich ist und hoffen natürlich, dass wir damit einen Beitrag für biomedizinischen Fortschritt auf der ganzen Welt leisten können“.

Originalpublikation: Elling, Wimmer et al. „A reversible haploid murine ES cell biobank for functional genomics”, Nature 10.1038/nature24027

Pressefotos: https://www.imba.oeaw.ac.at/about-imba/information-material-download/

Über IMBA:
Das IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie gehört zu den führenden biomedizinischen Forschungsinstituten in Europa. Im Fokus stehen medizinisch relevante Fragestellungen aus den Bereichen Stammzellbiologie, RNA-Biologie, Molekulare Krankheitsmodelle und Genetik. Das Institut befindet sich am Vienna Biocenter, einem dynamischen Konglomerat aus Universitäten, akademischer Forschung und Biotechnologie-Unternehmen. Das IMBA ist ein Forschungsinstitut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der führenden Trägerin außeruniversitärer Forschung in Österreich.
www.imba.oeaw.ac.at

Über das Vienna BioCenter
Das Vienna BioCenter (VBC) ist einer der führender Life Science-Standorte Europas. Herausragende Forschungseinrichtungen, Bildungseinrichtungen und Unternehmen sind hier auf einem Campus vereint. Rund 1700 Angestellte, 1300 Studierende, 86 Forschungsgruppen, 17 Biotech-Unternehmen und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus über 40 Nationen schaffen ein internationales und dynamisches Umfeld.
www.viennabiocenter.org

Quelle: idw

Diese Pressemeldung wurde auf openPR veröffentlicht.

Verantwortlich für diese Pressemeldung:

News-ID: 971220
 494

Kostenlose Online PR für alle

Jetzt Ihren Pressetext mit einem Klick auf openPR veröffentlichen

Jetzt gratis starten

Pressebericht „Einzigartiges „Archiv der Mutationen“ am IMBA liefert neue biomedizinische Erkenntnisse“ bearbeiten oder mit dem "Super-PR-Sparpaket" stark hervorheben, zielgerichtet an Journalisten & Top50 Online-Portale verbreiten:

PM löschen PM ändern
Disclaimer: Für den obigen Pressetext inkl. etwaiger Bilder/ Videos ist ausschließlich der im Text angegebene Kontakt verantwortlich. Der Webseitenanbieter distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen. Wenn Sie die obigen Informationen redaktionell nutzen möchten, so wenden Sie sich bitte an den obigen Pressekontakt. Bei einer Veröffentlichung bitten wir um ein Belegexemplar oder Quellenennung der URL.

Pressemitteilungen KOSTENLOS veröffentlichen und verbreiten mit openPR

Stellen Sie Ihre Medienmitteilung jetzt hier ein!

Jetzt gratis starten

Weitere Mitteilungen von IMBA - Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften GmbH

Bild: Frauen und Lungenkrebs – Lang vermuteter Zusammenhang erstmals aufgedecktBild: Frauen und Lungenkrebs – Lang vermuteter Zusammenhang erstmals aufgedeckt
Frauen und Lungenkrebs – Lang vermuteter Zusammenhang erstmals aufgedeckt
ForscherInnen am IMBA- Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften- konnten einen erstaunlichen Zusammenhang zwischen Sexualhormonen und primärem Lungenkrebs aufdecken. Ein Medikament, das für Knochenschwund und Knochenmetastasen bereits zugelassen ist, könnte nun auch zum Einsatz kommen, um einer besonders aggressiven Form des Adenokarzinoms vorzubeugen. --- Alle 30 Sekunden stirbt irgendwo auf der Welt ein Mensch an Lungenkrebs. Metastasen, die nach einem Primärtumor auftreten können, sind bei Lu…
Bild: Taking screening methods to the next levelBild: Taking screening methods to the next level
Taking screening methods to the next level
CRISPR-UMI, a novel method developed at IMBA, facilitates extremely robust and sensitive screens by tracking single mutants within a population of cells. --- “The whole is greater than the sum of its parts” is an adage that applies to many concepts in biology. For genetic screens, however, it is the individual parts, i.e. the individual cells, that are the focus of the next generation of CRISPR-Cas9 screens. Single mutants within a population reveal new findings that could revolutionise target discovery and offer fresh insights into the biol…

Das könnte Sie auch interessieren:

Bild: Einzigartiges „Archiv der Mutationen“ am IMBA liefert neue biomedizinische ErkenntnisseBild: Einzigartiges „Archiv der Mutationen“ am IMBA liefert neue biomedizinische Erkenntnisse
Einzigartiges „Archiv der Mutationen“ am IMBA liefert neue biomedizinische Erkenntnisse
Am IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften – schafften Forscher ein einzigartiges Archiv an Stammzellen. Die sogenannte "Haplobank" steht nun Forscherinnen und Forschern auf der ganzen Welt zur Verfügung, um die Funktionen von Genen reproduzierbar und unter kontrollierten Bedingungen studieren zu …
Bild: Wissenschaftliches Neuland: Die aufregende Liaison von Zucker und ProteinenBild: Wissenschaftliches Neuland: Die aufregende Liaison von Zucker und Proteinen
Wissenschaftliches Neuland: Die aufregende Liaison von Zucker und Proteinen
… der Lebenswissenschaften. In der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Nature berichten sie über die einzigartige Interaktion zwischen Proteinen und Zuckermolekülen, die neue Erkenntnisse über fundamentale biologische Prozesse und die Ausbildung von Krankheiten bringen kann. --- Proteine bilden nicht nur die Bausubstanz unseres Körpers, sie bestimmen Form, …
Bild: How cells hack their own genesBild: How cells hack their own genes
How cells hack their own genes
Researchers at IMBA - Institute of Molecular Biotechnology of the Austrian Academy of Sciences - unveil novel mechanism for gene expression. --- DNA in all organisms from yeast to humans encodes the genes that make it possible to live and reproduce. But these beneficial genes make up only 2% of our DNA. In fact, more than two-thirds of our genome is …
Bild: Rizin braucht Zucker, um zu tötenBild: Rizin braucht Zucker, um zu töten
Rizin braucht Zucker, um zu töten
… Samenschale gewonnen werden. Seit Jahrzehnten sind WissenschaftlerInnen auf der Suche nach einem wirkungsvollen Gegengift für diese Biowaffe. Zellgifte wir Rizin liefern der Biologie aber auch wichtige Erkenntnisse über die molekularen Eigenheiten einer Zelle. Etwa, welche Anlaufstellen ein Gift benutzt, um in die Zelle zu kommen und wie es an den Ort in …
Bild: Technologiesprung mit bewährten StandardsBild: Technologiesprung mit bewährten Standards
Technologiesprung mit bewährten Standards
IMBA-Q170-i2 - Skylake ATX Motherboard Nicht selten geht ein Technologiesprung auf Kosten der Integrationsfähigkeit bestehender Standards bzw. mit deren Verzicht einher. Das muss nicht sein! Das IMBA-Q170-i2 ATX Motherboard von ICP Deutschland schafft den Übergang zur 6th Generation Intel® Core Skylake ohne Abstriche bei bewährten Standards wie der …
Bild: Erster Schnappschuss eines Retrotransposons in Aktion Bild: Erster Schnappschuss eines Retrotransposons in Aktion
Erster Schnappschuss eines Retrotransposons in Aktion
… oder mobile genetische Elemente – können sich im Genom vervielfältigen und wiedereinfügen. Dadurch gefährden sie die Integrität des Erbguts, indem sie DNA-Rearrangements und Mutationen auslösen. Im Gegenzug schützen Zellen ihr Genom durch komplexe Abwehrmechanismen, die Transposons am Springen hindern. Nun konnte erstmals ein Retrotransposon direkt in …
Bild: Industrielles Server-Board mit Dual 10GbEBild: Industrielles Server-Board mit Dual 10GbE
Industrielles Server-Board mit Dual 10GbE
… der Digitalisierung werden durch ein steigendes Datenaufkommen auch höhere Übertragungsgeschwindigkeiten erforderlich. Um Anforderungen wie diesen zu genügen, ist das neue Server Board IMBA-BDE von ICP Deutschland gleich mit zwei 10GbE SFP+ Ethernet Modulen ausgestattet. Diese werden über eine optionale Add-on Karte angeschlossen. Darüber hinaus können …
Bild: Rechenintensive Anwendungen realisierenBild: Rechenintensive Anwendungen realisieren
Rechenintensive Anwendungen realisieren
Hochleistungs-IPC für rechenintensive Anwendungen lassen sich ab sofort mit neuster Intel® Coffee Lake Prozessortechnologie realisieren. Als Basis dient das neue ATX CPU Board IMBA-Q370 mit Intel® Q370 Chipsatz von ICP Deutschland. Seine Rechenleistung beruht auf CoreTM i7/i5/i3, Celeron® und Pentium® Prozessoren der achten Generation. Dabei kann das …
Bild: Wie Zellen ihre eigenen Gene „hacken“ - Forscher entschlüsseln neuen Mechanismus der GenexpressionBild: Wie Zellen ihre eigenen Gene „hacken“ - Forscher entschlüsseln neuen Mechanismus der Genexpression
Wie Zellen ihre eigenen Gene „hacken“ - Forscher entschlüsseln neuen Mechanismus der Genexpression
… körpereigenen Gens stören und somit Krankheiten auslösen kann. Doch Transposons sind auch eine wichtige Triebfeder für evolutionäre Prozesse, indem sie Mutationen verursachen und die Erbinformation durchmischen. Vielfältige Abwehrstrategien gegen Genomparasiten Alle Organsimen haben effektive Abwehrsysteme eingerichtet, um Genomparasiten in Schach zu halten. …
Rudolf-Virchow-Preis 2017 – wegweisende Forschung zu einer seltenen Form des Hodgkin-Lymphoms
Rudolf-Virchow-Preis 2017 – wegweisende Forschung zu einer seltenen Form des Hodgkin-Lymphoms
… im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pathologie vom 22. bis 24. Juni 2017 in Erlangen Als innovative Forschungsarbeit, die neue Erkenntnisse zur Pathogenese des seltenen Subtyps des nodulären Lymphozyten-prädominanten Hodgkin-Lymphoms liefert, wurde die Forschungsarbeit von der Jury zur Verleihung des Rudolf-Virchow-Preises gelobt. …
Sie lesen gerade: Einzigartiges „Archiv der Mutationen“ am IMBA liefert neue biomedizinische Erkenntnisse