(openPR) Jesus reicht s – Einsatz auf Erden
Jesus hat alle Hände voll zu tun, um seine Schäfchen im Himmel und auf der Erde zu bändigen – und dennoch scheitert er immer öfter. Dies ist die Ausgangssituation des Romans „Jesus reicht’s“ von Barbara Herrmann, der im hnb-verlag erschienen ist.
Angesichts dieser massiven Probleme entschließt sich Jesus, fünf erfahrende Jünger auf die Erde zu schicken, um dem Treiben Einhalt zu gebieten. Matthäus muss nach Berlin und übernachtet im Dom. Lukas steuert den Michel in Hamburg an, Markus den Kölner Dom, Paulus fährt nach München in die Frauenkirche, und ausgerechnet Judas darf nach Rom in den Vatikan. Und wie soll es auch anders sein: Sie rauschen von einem Abenteuer ins nächste, denn sie bedienen sich einfach der Gleichnisse und Zitate, die sie vor mehr als zweitausend Jahren landauf und landab gepredigt haben. Durch ihre Arbeit im Himmel haben sie keinen blassen Schimmer von der Welt von heute. Hinzu kommt, dass ihnen der technische Fortschritt und die veränderte Lebensweise auf der Erde zu schaffen machen. Das ist so problematisch, dass Jesus mehrmals herunterkommen und eingreifen muss – und das, obwohl er selbst absolut schlechte Erinnerungen an die Erde hat, die ihm gelegentlich psychisch sehr zusetzen. Als er einsieht, dass es seine Männer nicht schaffen, kommt Jesus’ Sekretärin Tabea schließlich die rettende Idee …
Die Autorin Barbara Herrmann über ihr Buch: „Es war eine diebische Freude für mich, dem Schöpfer sowie Jesus und den Aposteln, denen wir normalerweise Ehrfurcht und sogar Verehrung zuteilwerden lassen, eine leichte Sprache in den Mund zu legen. Und damit werden sie von Gelehrten einer längst vergangenen Zeit zu Individuen, die uns in ihrem Verhalten ziemlich bekannt vorkommen. Sie benehmen sich wie du und ich, und sie machen die gleichen Fehler wie wir. Genau das macht sie für uns sympathisch und lässt sie ganz nahe an uns herankommen. Wir können uns mit ihnen identifizieren, wir können sie verstehen und Gefühle für sie und ihr Handeln entwickeln. Wir können mit ihnen lachen oder weinen, sie bedauern, bewundern, und wir können sie auch belächeln. Und dennoch verstecken sich ernst gemeinte Anschauungen hinter den heiteren, gar lustigen und bisweilen auch richtig frechen Geschichten, die uns da in den Himmel und auch in die Hölle führen.“
Leseprobe:
Jesus sitzt wie bereits seit Beginn der Aktion an seinem Schreibtisch und beobachtet das Geschehen auf der Erde. Er weiß, dass Gott es ebenso beobachtet und dass er sehr auf seine Apostel aufpassen muss. Nervös trommelt er mit den Fingern auf die Tischplatte, als er zusehen muss, wie Markus in die Zelle geführt wird.
»Mannomann, jetzt kann ich schon wieder runter!«
Er läuft zur Tür, und während er sich mit den Fingern durch die Haare fährt, schreit er über den Flur: »Angelo! Bring mir die Klamotten, ich muss runter. Schnell!«
Tabea, die das ebenfalls gehört hat, greift in die Kiste und schnappt sich eine Jeans und ein T-Shirt sowie die passenden Turnschuhe. In aller Eile geht sie Angelo entgegen, und beide zusammen öffnen die Tür, die zum Schacht führt. Dort sitzt Jesus bereits auf der Bank und zittert erneut wie Espenlaub.
»Komm, Chef, hier, zieh dich um.« Tabea streckt den Arm aus und reicht ihm die Jeans und das T-Shirt. Jesus zieht sich kurz zurück und kommt als modern gekleideter Mann mit im Nacken zusammengebundenen Haaren zurück. Tabea drückt ihm die Hand und nickt ihm aufmunternd zu.
Langsam bewegt er sich zur Scheibe, und dann geht alles ganz schnell. Der Lichtstrahl bringt Jesus nach Köln an den Nebeneingang des Doms. Jesus hat sich entschieden, noch etwas zu warten und zu sehen, was mit Markus passiert. Möglichweise kommt er ja alleine zurecht. Dem ist aber bei Weitem nicht so.
Gleich am nächsten Morgen unter der Dusche kommen zwei Zellennachbarn auf Markus zu und schlagen ihn ohne Vorwarnung zusammen. Er liegt auf den Fliesen und stöhnt leise vor sich hin.
Da greift der Kräftigere von den beiden in seine langen Haare und zerrt seinen Kopf in den Nacken. »Hör auf zu flennen, du Loser!«, macht er Markus an. »Warum bist du hier?«
Markus überlegt krampfhaft, was er antworten soll. »Ich bin versehentlich hier. Eine Verwechslung.«
»Oh ja, du bist versehentlich hier. Einfach versehentlich!«
Jetzt schlägt der andere kräftig zu. »Ein Schlag aufs Hinterköpfchen erhöht das Denkvermögen«, erklärt er Markus, nachdem er zugelangt hat, und beugt sich hinunter, um Markus näher zu betrachten. Dann blickt er seinen Kumpel an und schüttelt den Kopf.
»Schau mal, der hat ja noch nicht einmal eine Hautrötung. Und dein rechter Haken von vorhin hat auch keine Spuren hinterlassen. Wie geht das?«
»Komm, ich nehme ihn noch mal in die Zange, dann werden sie schon blühen, die Veilchen«, erklärt der Kräftige.
Da schlägt die Tür auf, und ein fremder Mann kommt herein. Er wirft Markus das Badetuch hin, das neben ihm am Haken hängt.
»Jesus, was machst du hier?«
»Beeil dich, Markus, wir müssen gehen.«
Die beiden Jungs schauen sich mit weit aufgerissenen Augen an.
Der Kräftigere findet zuerst seine Sprache wieder. »Jesus hat der gesagt. Der denkt doch tatsächlich, das ist Jesus. Der ist nicht ganz bei Trost!«
»Bist du Jesus?«, fragt der Schmale. Blitzartig geht er auf Jesus zu und verpasst ihm einen Faustschlag ins Gesicht. Jesus stürzt zu Boden und rutscht gegen die Wand. »Wenn du Jesus bist, dann macht dir das sicher nichts aus, wenn ich dich vermöbele. Du bist ja unsterblich, hahaha.«
Jesus steht auf und sieht nach Markus, der mittlerweile fertig und in seine Anstaltskleidung gehüllt ist. »Komm, Markus, wir gehen.«
»Hey, bleib stehen. Ich könnt doch nicht einfach raus. Das ist immer noch ein Gefängnis.«
Jesus dreht sich noch einmal um. »Du hast doch gehört, dass ich Jesus bin. Und Jesus kann alles. Der kann auch gehen.
Barbara Herrmann
Jesus reicht’s
Einsatz auf Erden
Print – ISBN 978-3-740729424
E-Book – ISBN 978-3-740700263