(openPR) Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Dornbirner Jugendbeteiligungsprojekte, fand in der Fachhochschule Vorarlberg eine Fachtagung über die Zukunftsperspektiven von Jugendbeteiligung statt. Die Fachtagung wurde in Kooperation des Landes, der Stadt Dornbirn und dem Verein „Jugendbeteiligung Dornbirn“ durchgeführt. Als Hauptreferentin konnte Frau Bundestagspräsidentin a.D. Dr. Rita Süssmuth gewonnen werden.
Die internationale Fachtagung mit dem Titel „Demokratie leben, Demokratie lernen – Gemeinsam. Ohne mich?“ beschäftigte sich mit den Zukunftsperspektiven von Jugendbeteiligung.. Mit mehr als 130 Experten aus unterschiedlichen Bereichen, wie Politik, Wirtschaft, Jugendarbeit, Werbung und Schule sowie aus den Bundesländern, Schweiz, Deutschland, Liechtenstein und Südtirol wurden sämtliche Erwartungen der Organisatoren gesprengt.
Unterschiedliche Bereiche, spannende Referenten
„Ein Schwerpunkt lag darin, unterschiedliche gesellschaftliche Bereiche wie zB Partizipation von Migranten, kommunale Freiraumplanung, Einbindung nicht-konformer Jugendkulturgruppen, Schule, Werbung und Öffentlichkeitsarbeit zu beleuchten“ so Obmann Claudio Tedeschi, „Jugendbeteiligung darf nicht ausschließlich der Freizeitgestaltung zugeordnet werden“ so Claudio Tedeschi weiter.
Dr. Claudia Diehl vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung referierte über die „Partizipation von Migranten“. Dabei hob sie hervor, dass viele Migranten politisch unterdurchschnittlich aktiv sind. Frau Diehl führte das auf fehlende Partizipationsfähigkeiten (z.B. Bildungs-, Zeitressourcen) und Partizipationsmöglichkeiten (durch mangelndes Wahlrecht) zurück. Eine mögliche Lösung wäre ein erleichterter Zugang zur Staatsbürgerschaft.
Mit dem Thema „mehr Freiräume für und mit Jugendlichen“ setzte sich DI Jutta Kleedorfer, Raumplanerin der Stadt Wien, auseinander. Dass Jugendliche ExpertInnen ihrer konkreten Lebenswelt sind, hob sie dabei besonders hervor. Daher macht es auch Sinn, sie an der Gestaltung und Organisation ihrer „Freiräume“ zu beteiligen. Als gutes Beispiel hierfür eignet sich auch die Dornbirner Skatehalle. Beim ersten Klassensprechertreffen war dies ein Anliegen der Jugendlichen. Inzwischen ist sie längst Realität und zählt sogar Besucher aus den Nachbarländern.
Die Chefredakteurin des „Schülerstandard“, Bettina Reicher, beschäftigte sich mit dem Thema „wenn Jugendliche Zeitung machen“. Dabei hielt sie fest, dass Jugendliche an Politik interessiert sind. Auch Tageszeitungen können für Jugendliche attraktiv sein. Und zwar wenn die Zeitung Jugendliche am Redaktionsgeschehen teilhaben lässt und in die Berichterstattung einbindet. Ganz in diesem Zeichen, bot auch die Fachtagung Jugendlichen die Möglichkeit, journalistisch tätig zu sein. Neben einem Workshop mit Bettina Reicher konnten sie auch fortlaufend Berichte über die Fachtagung verfassen und Interviews mit Teilnehmern führen.
Klaus Farin vom Archiv der Jugendkulturen referierte über die „Einbindung nicht konformer Jugend(kultur)gruppen.“ Er betonte dabei, dass die Erwachsenen den Jugendlichen und ihren Kulturen Respekt, Akzeptanz, Toleranz und Neugierde entgegenbringen sollen. Weiters muss sich auch die Erwachsenenebene verändern. Sie sollen beispielsweise akzeptieren, dass sie keine Jugendlichen mehr sind. Ebenso hob Herr Klaus Farin hervor, dass die Jugendszenen auch einen Ausstieg aus der Konsumgesellschaft bedeuten. Für den Jugendlichen bringen sie außerdem Spaß und Engagement.
„Marken füllen die Lücken der Orientierungslosigkeit“ so der Dornbirner Werbefachmann Reinhard Kogler-Ricquebourg in seinen Ausführen. Die Gesellschaft sei hier aufgefordert, sich dieser Frage zu stellen und diese vorhandenen Lücken mit anderen Werten zu füllen. Auch gehe es darum, die immer subtileren Werbebotschaften zu erkennen und zu durchschauen. Jugendliche nehmen Werbebotschaften sehr unreflektiert auf und lassen sich so vielfach zu Spontankäufen hinreissen.
Bundestagspräsidentin a.D. Rita Süssmuth: Schule kann noch mehr machen!
Als besonderer Gast referierte auch Dr. Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin aD. Das Erlernen demokratischer Lebensweisen ist ein wichtiger Bestandteil der Erziehung, hielt Frau Süssmuth fest. Jugendliche müssen auch den respektablen Umgang untereinander lernen. „Die Schule erreicht die Jugendlichen potenziell und faktisch in weitaus höherem Maße, als alles was danach kommt. Insofern kann die Schule mehr als andere Institutionen in der Adoleszenz zur demokratischen Erziehung beitragen und demokratisches Engagement fördern. Doch Schule kann noch mehr machen: Im Politikunterricht muss eine intensive Auseinandersetzung mit den Grundlagen unseres Staates erfolgen. Demokratie ist nicht nur eine Staatsform, sie ist vor allem eine Lebensform. Deshalb ist es notwendig, dass bereits Kinder von klein auf lernen, was Demokratie bedeutet und was politisches Engagement bewirken kann“.
Infos zur Tagung
Sie wollen ein Referat nachhören? Kein Problem. Gerne stellen wir es Ihnen im Audioformat zur Verfügung. Diese und weitere Infos zur Fachtagung erhalten Sie in der Jugendabteilung,
