(openPR) Das Görlitzer Gymnasium Augustum und das Görlitzer Geistesleben
Sonderausstellung bis 6.9.2015 im Kaisertrutz, Platz des 17. Juni 1
Die Sonderausstellung des Kulturhistorischen Museums „Denkfabrik 1600“ ist der Gründung der „Schola Augusta“ vor 450 Jahren gewidmet. Mit Zustimmung von Kaiser und Kirche zur Umnutzung des Gebäudes konnten Schüler und Lehrer der alten Lateinschule 1565 das aufgelöste Franziskanerkloster am Klosterplatz beziehen. Finanziell unterstützt wurde das neue Gymnasium ab 1567 mit jährlich 200 Gulden von der kaiserlichen Biersteuer.
Als geistiger Vater der Schule gilt Georg Ottoman, ein Freund Philipp Melanchthons. Er hatte als Lehrer an der Lateinschule unterrichtet und wirkte später im Görlitzer Rat. Latein war das wichtigste Unterrichtsfach, um Lehrbücher und christliche Schriften verstehen und interpretieren zu können. Der Lehrstoff der obersten Klasse, der Prima, ging in Görlitz weit über das an Schulen übliche Maß hinaus. Wie an einer Universität wurden die Sieben Freien Künste unterrichtet. Als ersten Rektor verpflichtete der Görlitzer Rat mit dem bedeutenden Gelehrten und Wittenberger Professor Petrus Vincentius einen engen Vertrauten Melanchthons, der die erste Schulordnung verfasste und Großes leistete. Ihm folgten weitere namhafte Gelehrte in diesem Amt, die enge Verbindung nach Wittenberg hielten.
Über Generationen hinweg besuchten Knaben aus Görlitz und der Oberlausitz sowie angrenzenden böhmischen und schlesischen Gebieten die Bildungsstätte. Der überwiegende Teil stammte aus dem Adel und dem Bürgertum. Dass Ende des 16. Jahrhunderts auch arme Schüler aufgenommen wurden, bewirkte der Mathematiker und Astronom Bartholomäus Scultetus in seiner Amtszeit als Bürgermeister.
Im Waidhaus entstand die erste Buchdruckerei in Görlitz, wo der Drucker und Buchhändler Ambrosius Fritsch die wissenschaftlichen Werke und Traktate der Görlitzer Gelehrten herstellte. Sein erstes Druckwerk war der lutherische Katechismus.
Gymnasiallehrer, Ärzte, Geistliche, Handwerker und Bürger gesellten sich zu dieser Zeit im
Convivium Musicum, um gemeinsam zu musizieren und geistige Auseinandersetzungen zu Fragen der Zeit und des Glaubens zu pflegen.
Das Görlitzer Gymnasium Augustum genoss als Kaderschmiede für Kirche, Verwaltung in Stadt und Staat sowie für die Lehre einen weit über die Oberlausitz hinausreichenden guten Ruf. Die Sonderausstellung des Kulturhistorischen Museums zeigt Görlitz und das Gymnasium als Denkfabrik um 1600 und stellt die Verbindung zur Gegenwart her.
Zu sehen sind über 300 Objekte aus dem eigenen Museumsbestand sowie Leihgaben aus mehr als zehn Museen, Archiven und Bibliotheken der Oberlausitz, Sachsen und Sachsen-Anhalts sowie von der Evangelischen Innenstadtgemeinde Görlitz.
Das Kulturhistorische Museum beteiligt sich mit diesem Projekt am Beitrag des Kulturraums Oberlausitz-Niederschlesien „Gesichter der Reformation in der Oberlausitz, Böhmen und Schlesien” zum Reformationsjubiläum 2017. Die Ausstellung wird gefördert von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien sowie dem Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien.
Zur Ausstellung ist ein Begleitheft zum Preis von 12 Euro erhältlich.
Weitere Informationen: www.museum-goerlitz.de