(openPR) Über soziale Netzwerke verbreiten sich Fotos und Filme von miteinander schmusenden und spielenden Tieren verschiedener Arten rasend schnell. Eine Katze und ein Vogel spielen zusammen, das sieht niedlich aus und für den unbedarften Betrachter handelt es sich um eine außergewöhnliche Tierfreundschaft. Einmal in Umlauf gebracht, verleiten solche Videos viele Tierbesitzer dazu, die Risiken auszublenden, die bei einer Gemeinschaftshaltung von Wellensittichen mit Hunden und Katzen entstehen. So mancher Tierhalter wird auf die Idee kommen, seine Vögel doch auch einmal mit der Katze spielen zu lassen oder sich zusätzlich zu den Wellensittichen einen Hund anzuschaffen. Von den Bildern in sozialen Netzwerken sollte sich zum Wohle der eigenen Tiere allerdings niemand zum Nachahmen verleiten lassen, denn in der Realität ist das Zusammenleben von Wellensittichen mit Hunden und Katzen oftmals problematisch.
Der Verein der Wellensittich-Freunde Deutschland (VWFD) e. V. weist darauf hin, dass ein Zusammenführen von Katzen und Wellensittichen ein großes Gefahrenpotential birgt. Katzen sind Raubtiere, deren Instinkt sie zum Jagen antreibt. Selbst bei Wohnungskatzen ist dieser Trieb weiterhin vorhanden und kann jederzeit durchbrechen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Katze jederzeit Zugang zu genügend Futter und anderen Beschäftigungsmöglichkeiten hat. Ein gänzliches Abtrainieren des Jagdtriebes ist bei Katzen nicht möglich. Zudem ist es ein Irrglaube, dass sich Katzen und Vögel gut verstehen würden, wenn diese von klein auf aneinander gewöhnt wurden. Vielmehr handelt es sich um einen Glücksfall, wenn ein Vogel im Spiel nicht von einer Katze verletzt wurde.
Der VWFD wird oftmals von Haltern kontaktiert, die ihre Wellensittiche dringend abgeben müssen, weil die neu angeschaffte Katze eine Gefahr für die Vögel darstellt. Auch erfährt der Verein immer wieder von verletzten oder getöteten Wellensittichen durch Katzen. Diese Fälle sind tragisch, wären aber oft vermeidbar gewesen. Eine Katze sollte daher unter keinen Umständen Zugang zu dem Zimmer haben, in dem sich Wellensittiche aufhalten. Bedingt durch die Schnelligkeit und Sprungkraft der Katzen wird selbst ein aufmerksamer Tierhalter einen möglichen Angriff auf die Wellensittiche nicht verhindern können. Eine Haltung der Wellensittiche im Käfig schützt diese übrigens nur bedingt, gibt der VWFD zu bedenken. Auch hier können die Krallen einer Katze am Käfiggitter hängende Vögel leicht verletzen. Selbst diese leichten Verletzungen können schleichend zum Tod der Vögel führen. Nicht selten wird ein Wellensittich durch einen Biss oder eine Kralle leicht verletzt. Dies wird vom Tierhalter möglicherweise nicht bemerkt. Doch über die Verletzung können Bakterien der Katze in den Vogelkörper eindringen und nach einer gewissen Zeitspanne zum Tod führen. Der Halter wird den Tod des geliebten Wellensittichs nur bedingt in Zusammenhang mit dem Spiel der Katze bringen.
Neben Katzen haben Hunde ebenfalls einen Jagdtrieb. Der VWFD rät daher auch vom Zusammenführen von Hunden und Wellensittichen dringend ab und empfiehlt eine räumlich getrennte Unterbringung. Wie auch bei Katzen kann die körperliche Überlegenheit der Hunde bei Vögeln zu schlimmen Verletzungen führen, wenn diese beim Freiflug gejagt werden. Selbst wenn der gut erzogene Hund den heruntergeflogenen Wellensittich nur zu Frauchen bringen wollte, kann dies bereits den Tod für den Vogel bedeuten. Der Hund hingegen hat sich nur so verhalten, wie Herrchen und Frauchen es ihm beigebracht haben, und hat den Vogel apportiert.
Unter gewissen Bedingungen ist die Anwesenheit eines Hundes vertretbar, wenn sich die Wellensittiche im Käfig aufhalten. Bei gut erzogenen Hunden mit geringem Jagdtrieb und aufmerksamen Besitzern ist das Risiko, dass die Vögel verletzt werden könnten, relativ gering. Jedoch ist auch hier zu bedenken, dass man als Halter nicht immer ein Auge auf den eigenen Hund haben kann, beispielsweise wenn das Telefon klingelt oder man kurzzeitig den Raum verlässt. Außerdem birgt die bloße Gegenwart eines Fressfeindes - und nichts anderes sind Hund und Katze für den Wellensittich - für den Vogel ein großes Stresspotential. Daher kann selbst der Anblick dieser Tiere bei Wellensittichen zu Schrecksekunden führen. Gerade bei kranken oder herzschwachen Vögeln ist dies unbedingt zu vermeiden.
Fazit: Süße Tiervideos, die ein scheinbar problemloses Zusammenleben von Vögeln mit Hunden und Katzen zeigen, sollten Halter nicht dazu verleiten, das Leben ihrer gefiederten Lieblinge aufs Spiel zu setzen. Man sollte bedenken, dass die meisten solcher Videos Wellensittiche zeigen, die in Einzelhaltung leben und aus Einsamkeit Kontakt zu natürlichen Fressfeinden wie Hunden und Katzen suchen. Diese desozialisierten Wellensittiche nehmen sich selbst nicht mehr als Vogel wahr und zeigen daher keine Angst vor großen Tieren. Doch auch in diesen Fällen kann die körperliche Kraft von Hund und Katze zu schlimmen Verletzungen oder gar zum Tod führen. Dies hat nichts mit Bösartigkeit zu tun, sondern ist der natürliche Instinkt dieser Raubtiere. Auch aus einem Schreck heraus können bei Hund und Katze Übersprungshandlungen entstehen, die ein Halter nicht mehr unterbinden kann. So wird eine Katze, die von einem Wellensittich in die Nase gezwickt wird, sicherlich entsprechend reagieren, ohne dass der Tierbesitzer noch einschreiten kann.
Der VWFD rät daher, Katzen und Wellensittiche grundsätzlich in getrennten Zimmern unterzubringen. Bei Hunden sind Ausnahmen möglich, jedoch sollte man auch hier den Stress für die Wellensittiche nicht unterschätzen. Bei einer Abwesenheit des Halters sollte das Zimmer, in dem sich die Vögel aufhalten, zur Sicherheit abgeschlossen werden. Grundsätzlich hat die Sicherheit der Wellensittiche immer Vorrang vor dem Bedürfnis des Halters, möglichst viele verschiedene Tierarten zu besitzen.