(openPR) Prominente Zeitgenossen diskutieren in einer Kneipe in St. Pauli über Themen so weltbewegende Themen wie die weibliche Ejakulation oder wie Mann mit seinem Hodensack ein Vogelnest baut. So das Konzept einer neuen TV-Talk-Show mit dem Titel „Der Klügere kippt nach“. Alkohol-Coach Rolf von Berg hat sich die ersten Folgen angesehen. Sein Tipp: „Der Klügere schaltet ab.“
Prosit Tele 5! Endlich eine Sendung nach Schema A. Der Münchener Privatsender hat den Mumm, mehr und weniger Prominente vor der Kamera live trinken und ungeschnitten labern zu lassen. Was die Macher der Show als völlig neues Unterhaltungskonzept anbieten, erweist sich nach den ersten Ausgaben als fader Aufguss unzähliger Talkshows. Und die Show selbst, die unter dem dümmlichen Spruch „Der Klügere kippt nach“ verkauft wird, ist nicht mehr als eine chaotische Flimmerkasten-Stammtischrunde.
Eine Schnapsidee
„Der Klügere kippt nach“ will nach Aussagen der Macher kein „Suff-Fernsehen“ präsentieren, sondern einen unterhaltsame TV-Stunde mit einer lockeren Stimmung „unter Freunden“. Das Konzept des Formats: „Ein paar Leute sitzen zusammen und unterhalten sich über verschiedene Themen unter Alkoholeinfluss.“ Bier, Wein und Eierlikör sollen die Zunge lockern. So weit, so gut. Doch was haben sich Hugo Egon Balder und Co. dabei gedacht? Nicht viel – außer vielleicht, mit einer Schnapsidee Quote zu machen.
Massive Kritik
Diese Quote befürchtet nicht nur Marlene Mortler, die Drogenbeauftragte des Bundes, die in der Tele-5-Trink-Show nicht nur eine Verharmlosung des Alkoholkonsums, sondern eine „gezielte Aufforderung zum Rauschtrinken“ sieht. Auch besorgte Suchtexperten wie der Bundesgeschäftsführer des Kreuzbundes, Heinz-Josef Janßen. melden massive Kritik an. Die Sendung sei angesichts Millionen Alkoholkranker und -gefährdeter in Deutschland nicht nur für Suchtbetroffene ein Schlag ins Gesicht.
Vorbild Ina Müller
Dabei ist die Idee nicht neu: In der Late-Night-Show „Inas Nacht“, die seit 2007 vom NDR produziert wird, säuft, singt und sabbelt Ina Müller im Hamburger Schellfischposten mit prominenten Gästen. Auf Sport 1 diskutieren Prominente und Fans in der Essener 11 Freunde-Bar“ über aktuelle Fußballthemen – live und mit frisch gezapftem Pils beim „Bitburger Fantalk“. Und beim sonntäglichen „Volkswagen Doppelpass“ stößt Moderator Jörg Wontorra zur Mittagszeit im Hilton Airport Hotel mit „Paulaner“ auf das Wohl seiner Talk-Gäste an. Niemand regt sich auf – im Gegenteil.
Internationaler Frühschoppen und Blauer Bock
„Wozu also jetzt die ganze Aufregung?“ fragt Alkohol-Coach Rolf von Berg. „Als hätte es den Mix aus Talk, Show und Alkohol im Fernsehen nicht immer schon gegeben. Schon zur Zeit, als das Fernsehen noch in den Kinderschuhen steckte, saß Werner Höfer mit seinen Gästen beim Frühschoppen. Und in der Äppelwoi-Schenke „Zum Blauen Bock“ von Heinz Schenk traf sich alles, was seinerzeit im Showgeschäft Rang und Namen hatte. Die Älteren werden sich gerne erinnern.“
Viel Lärm um Nichts
Auch wenn er die Kritik an Titel und Konzept der Sendung teilt, hält der Alkohol-Coach und Leiter Institut für praktische Lebenshilfe (IFPL) diese in Teilen für stark überzogen. Zum einem werte sie das „Trink-Talkshow-Gelaber“ nur unnötig auf. Zum anderen wirkten Protagonisten, die nüchtern schon so reden wie andere mit zwei Promille, ebenso wie alkoholisierte Gäste in einer Show auf den Zuschauer eher abschreckend als lustig .
Viel Lärm um Nichts also! Im Übrigen werde es immer wieder Formate wie „Der Klügere kippt nach“ geben. Und es werde auch immer zwei Möglichkeiten geben: Entweder sich das Ganze antun oder abschalten. Sein Zuschauer-Tipp:„Der Klügere schaltet ab.“