(openPR) Intensivmedizin: Das Monitoring und das zielgerichtete Management des intrakraniellen Drucks (ICP) stellen heute die Standardmaßnahmen bei schweren Schädel-Hirn-Verletzungen dar. Neuere Studien legen jedoch einen negativen oder zumindest keinen positiven Effekt der ICP-Therapie oder der dekompressiven Trepanation nahe, betont Professor Dr. Jan-Peter Jantzen. Sein Beitrag „Aufstieg und Fall der ICP-gestützten Behandlung des Schädel-Hirn-Traumas“ erschien in der aktuellen Ausgabe des Journals für Anästhesie und Intensivbehandlung (Pabst).
Die Leitlinien der Brain Trauma Foundation empfehlen die Messung des ICP bei allen Patienten mit einem Glasgow Coma Score (GCS) <= 8 sowie einem pathologischen Befund im kranialen Computertomogramm. Dennoch variiert der Einsatz des ICP-Monitorings stark zwischen Kliniken und Ländern, wie Professor Jantzen, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Klinikum Nordstadt in Hannover, betont. Dies sei zum einen auf eine widersprüchliche oder fehlende Evidenz, zum anderen auf Skepsis gegenüber den Leitlinien zurückzuführen.
Jantzen betont, dass ein erhöhter ICP nicht per se schädlich sein muss. Viel entscheidender sei die Aufrechterhaltung einer ausreichenden Hirndurchblutung. Bei dieser Aussage kann er sich auf zahlreiche Studien stützen, die in den letzten Jahren verdeutlichten, dass höhere ICP nicht mit einem schlechteren Outcome assoziiert sind, wenn die Hirndurchblutung aufrecht erhalten wird.
Insbesondere die Entlastungstrepanation scheint nicht das zu bewirken, was man sich wünscht, stellt Jantzen klar. Der ICP sinke zwar rasch, aber die Patienten zeigten ein deutlich schlechteres neurologisches Ergebnis, möglicherweise bedingt durch Komplikationen des großen chirurgischen Eingriffs oder durch zu rasch veränderte Druckverhältnisse im Gehirn. Alternativen kann Jantzen an eigenen Patientendaten aufzeigen. Er mutmaßt: Möglicherweise ist es Zeit, sich vom Konzept der ICP-gestützten SHT-Therapie zu verabschieden.
>> Journal für Anästhesie und Intensivbehandlung 3-4 2014, S. 19-24
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