(openPR) [Kassel, euregioverlag] „Wäre Raspe 1775 nicht aus Kassel geflohen, gäbe es den Münchhausen nicht“, so schreibt Bernhard Wiebel aus Zürich in seinem Beitrag für den Sammelband über Rudolf Erich Raspe. Die literarische Figur des großen Universalgelehrten steht nun im Mittelpunkt von zwei neuen Fernsehproduktionen in der ARD und bei ARTE, die u. a. im Kasseler Ottoneum und in der Murhardschen Bibliothek gedreht wurden. Zur Weihnachtszeit soll der „Baron Münchhausen“ in einer 180 Minuten langen Verfilmung mit Jan Josef Liefers die Zuschauer locken. Ein Doku-Drama mit Ben Becker zum selben Thema folgt dann im Januar 2013.
Von Münchhausens Ritt auf der Kanonenkugel weiß jedes Kind. Weniger bekannt ist, dass nicht Gottfried August Bürger in Göttingen, sondern Rudolf Erich Raspe in Cornwall und London den legendären Lügenbaron fand und erfand. Raspe nutzte verschiedene Quellen über Münchhausen und seine ab 1785 verbreiteten Geschichten über den Lügenbaron wurden ein riesiger Erfolg. An diese will ARTE-Regisseur Kai Christiansen mit seinem Doku-Drama anknüpfen.
Christiansen diente das 164-seitige Buch „Wissenschaft, Kunst, Abenteuer - Der 'Münchhausen'-Autor Rudolf Erich Raspe“ als wesentliche Grundlage seiner Recherchen. Die Kasseler Kunsthistorikerin und Herausgeberin des Sammelbandes über Raspe, Dr. Andrea Linnebach, hat an dem Doku-Drama mit Ben Becker mitgearbeitet.
Der reich illustrierte Aufsatzband würdigt den vielseitig begabten Professor aus Kassel, der sich 1775 Hals über Kopf nach England absetzen musste. Unglücklicherweise hatte er die Münzsammlung des Landgrafen so akkurat katalogisiert, dass seine schamlosen Diebstähle aufflogen. Über Nacht brachten sie Raspe um all seine Verdienste. Immerhin war er da bereits als Geologe hervorgetreten, hatte als Bibliothekar in Hannover Leibniz' "Nouveaux Essais" entdeckt und ediert sowie die Gedichte Ossians in Deutschland bekannt gemacht. Schließlich hatte er als Antiquarius in Kassel zur Altertumskunde und Museumskultur Wesentliches beigetragen. London bot zwar Sicherheit, sein Ruf war aber schwer beschädigt. Raspe flog aus der Royal Society, Benjamin Franklin und andere befreundete Gelehrte hielten auf Distanz, James Cook wollte ihn nicht auf seine dritte Weltumsegelung mitnehmen.
Als Mitübersetzer von Georg Forsters Reisebeschreibung und Berater für den Bergbau in Cornwall rappelte sich Raspe wieder auf. Handschriftenfunde und Studien zur Technik der frühesten Ölmalerei verschafften ihm die Anerkennung Horace Walpoles, der den "poor Raspe" gar aus einer Schuldhaft freikaufte. Diese und weitere Facetten des so talentierten wie hochstaplerischen Aufklärers dokumentiert der Band in anregenden Beiträgen. Auf beide Filme, die das Thema aus unterschiedlichen Gesichtspunkten beleuchten, darf man gespannt Das von der Gebrüder Beetz Filmproduktion produzierte Doku-Drama wird am 19. Januar 2013 um 20:15 Uhr auf ARTE gezeigt. Die Liefers-Verfilmung läuft am 25. und 26.12. als ARD-Weihnachtszweiteiler.
Wissenschaft, Kunst, Abenteuer -
Der 'Münchhausen'-Autor Rudolf Erich Raspe
Andrea Linnebach (Hg.)
164 S. mit vielen farbigen Abbildungen
Fadenheftung
euregioverlag 2005 ISBN: 3-933617-23-5
Euro 20,00
Bundesweit in allen Buchhandlungen erhältlich.