(openPR) Maßnahmen der Vorbeugung
„Primum non nocere, secundum cavere, tertium sanare“ lautet ein hippokratischer Grundsatz, der übersetzt bedeutet: Zuerst einmal nicht schaden; zweitens vorbeugen; drittens heilen. Ist das als Ziel für eine Klinik, wenn es um Patientensicherheit geht, nicht etwas wenig? Müsste nicht das Heilen an erster Stelle stehen?
Das Telefon klingelt. Ein besorgter Patient am anderen Ende. Bei ihm steht eine Knie-Operation an. Von der Pflegedienstleitung Ulrike Klump möchte er im Vorfeld wissen, welche Maßnahmen die Klinik Sankt Elisabeth zur Optimierung der Hygiene und damit zur Vermeidung des Auftauchens der gefürchteten multiresistenten Erreger (MRE) unternimmt. „Das Risiko, sich in unserem Haus einen Krankenhauskeim zuzuziehen, ist äußerst gering“, antwortet ihm Ulrike Klump. „Hygiene darf nicht in Qualitätsmanagementbüchern verstauben oder nur halbherzig pflichtgemäß in Listen abgehakt werden. Hygiene muss von allen gelebt und im Klinikalltag omnipräsent sein.“
Die Überprüfungen, Überarbeitung und Aktualisierung sämtlicher Pläne, die ständigen Kontrolluntersuchungen der Geräte und des Trinkwassers, die Fortbildungen der Mitarbeitenden sind in den Krankenhausalltag integriert. In der Klinik finden regelmäßige Screening-Untersuchungen auf multiresistente Erreger statt. Darüber hinaus hat sich die Klinik Sankt Elisabeth z.B. vor kurzem am Aktionstag für Händehygiene beteiligt. Mitarbeitende haben den Besuchern die Wichtigkeit dieser Thematik erklärt und mittels Schwarzlicht anschaulich demonstriert. Die Klinik nimmt aktiv am MRE-Netzwerk Rhein-Neckar teil, das durch das Gesundheitsamt Heidelberg/Rhein-Neckar initiiert wurde und dessen Ziel es ist, durch konzertierte Aktionen und intensiven Austausch aller regionalen Akteure des Gesundheitswesens der Ausbreitung der multiresistenten Erreger entgegen zu wirken.
Zur Patientensicherheit in der Klinik zählt neben dem Bereich Hygiene auch die Risiko- und Fehlervorsorge. Prävention ist auch hier das Zauberwort. Nicht erst dann aktiv werden, wenn Fehler behoben werden müssen, sondern schon weit vor der Fehlerentstehung. In genau diesem Bereich arbeitet der Qualitätszirkel CIRS. Basierend auf dem Schweizer Modell des Critical Incident Reporting Systems melden die Mitarbeitenden der Klinik Sankt Elisabeth freiwillig und anonym sogenannte „Beinahe-Fehler“ durch Ausfüllen eines in allen Bereichen leicht zugänglichen Formulars. Es kommt nicht darauf an, Schuldige zu finden, sondern die Frage zu stellen, wie diese Beinahe-Fehler zustande kamen und wo die zu schließende Lücke im System ist. Durch Minderung der Risiken werden Fehler vermieden und dadurch die Patientensicherheit gesteigert.
Die Anästhesistin Regina Moritz berichtet: „Zum Beispiel ist ein älterer Mann an einem sehr heißen Tag in der Nähe der Klinik auf der Straße umgefallen. Zufällig kam einer unserer Ärzte vorbei und konnte dem Mann helfen. Im Folgenden haben wir für solche Fälle einen Notfallrucksack angeschafft, der nun im Eingangsbereich griffbereit hängt. So muss – sollte wieder mal ein Notfall in Kliniknähe passieren – nicht erst der Notfallkoffer aus dem Aufwachraum besorgt werden, sondern er ist direkt im Eingangsbereich griffbereit.“
Die Auswirkungen diverser Hygienemaßnahmen, in die alle Mitarbeitenden eingebunden sind und von Hygienefachkräften und Hygieneärzten überwacht werden, zeigen ein vorzeigbares Ergebnis: äußerst niedriger Antibiotikaverbrauch und kaum zu verzeichnende Patienten mit Krankenhauskeimen.
Zwei Wochen nach dem Telefonat mit dem Knie-Patienten klopft es an der Tür der Pflegedienstleitung. Ein junger Mann humpelt an Krücken hinein. „Ich bin der Patient, der Sie gelöchert hat wegen der Hygienemaßnahmen in der Klinik und bin nun auf dem Nachhauseweg. Alles ist wunderbar gelaufen. Ich wollte mich nur kurz bei ihnen vorstellen, damit Sie auch ein Gesicht zu dem kritischen Frager am Telefon bekommen“ stellt er sich lachend vor.
Primum non nocere - zuerst einmal nicht schaden. Ein essentiell wichtiger Baustein im Klinikalltag. Eine notwendige Bedingung für alles weitere: das Vorbeugen und Heilen.