(openPR) Hamburg, 30. September 2010. Wer mehr und wer weniger weiß ist eine Frage, die Deutschland umtreibt. Schulreformen, Fernsehquizshows und Diskussionen über die Zukunft des Wissens im Zeitalter von Google zeigen, dass die Menschen etwas über das Wissen wissen wollen. In einer großangelegten Studie hat der SPIEGEL mehr als 600.000 Menschen einem Wissenstest unterzogen: dem Studenten-Pisa. Die Testergebnisse wurden nun von Wissenschaftlern ausgewertet und aufbereitet. Es zeigt sich, dass das Alter und die regelmäßige Nutzung von Nachrichten einen Einfluss auf das Wissen haben. Dabei halten die tiefgehenden Analysen einige Überraschungen bereit: Lehramtsstudierende sind ihren Kommilitonen in allen Fächern unterlegen. Das Allgemeinwissen wächst stetig an und stabilisiert sich erst ab dem Alter von 50 Jahren. Die besten unter den Befragten nutzen deutlich mehr das Internet und weniger das Fernsehen oder Radio, um sich zu informieren. Insbesondere Online-Nachrichtenmedien erwiesen sich als „Bildungsmotor“.
Die Autoren Prof. Sabine Trepte und Dr. Markus Verbeet richten sich mit ihrem Band “Allgemeinbildung in Deutschland“ an Akademiker aller Disziplinen, die nach einer fundierten Analyse suchen, welche Bevölkerungsgruppen mehr wissen als andere und welche soziodemographischen und strukturelle Merkmalen den Wissenserwerb befördern oder behindern. Insbesondere Lehrer, Professoren und Bildungsverantwortliche finden hier Antworten auf die Fragen: Worauf sind Geschlechtsunterschiede in der Allgemeinbildung zurückzuführen? Was lässt sich für die Qualität der deutschen Hochschulen schlussfolgern? Wirkt sich regelmäßige Mediennutzung positiv auf die Allgemeinbildung aus?
So zeigte sich beispielsweise, dass Studierende der Politologie und Geschichte die beste Allgemeinbildung haben. BWL, Kunst und Biologie liegen im Mittelfeld, während Studierende der Informatik oder Sportwissenschaften die Schlusslichter sind. Studierende, die in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt ihr Abitur erworben haben, beginnen ihr Studium offensichtlich mit einem Bildungsvorsprung, sie schneiden in Wissenstests besser ab als Studierende aus Bremen oder Hamburg. Auch bestimmte Hochschulen erweisen sich als Brutstätten der Allgemeinbildung. Zwischen den Universitäten gibt es sehr große Unterschiede, die jedoch nicht immer nur auf die Forschungsreputation und die Anzahl der betreuenden Professoren zurückgeführt werden kann, sondern auch darauf, ob eine Universität Studiengebühren erhebt und ob die Studierenden die Universitätsstadt für attraktiv halten.
In 20 Kapiteln analysieren die Autorinnen und Autoren, welche Faktoren Allgemeinbildung befördern und behindern. Sie forschen und lehren an den Universitäten Camebridge, Hohenheim, Heidelberg, Innsbruck, Iowa, München, Münster, Wien, Wuppertal, am Fraunhofer Institut und am Wissenschaftszentrum Berlin. Ihre Analysen beruhen auf dem Studenten-Pisa des SPIEGEL, einem großen Wissenstest mit 45 Fragen, der im Jahr 2009 durchgeführt wurde. Der Datensatz ermöglicht detailreiche Auswertungen nach Hochschulen, Bundesländern und in Abhängigkeit von soziodemographischen Faktoren, die in diesem Umfang bisher nicht möglich waren. In zwei Studien, die ebenfalls im Buch veröffentlicht sind, wird die Reliabilität und Validität des Studenten-Pisa nachgewiesen. Der Wissenstest ist demnach auch für andere Studien zur Allgemeinbildung nutzbar. Die Testfragen des Studenten-Pisa sind mit allen Antworten im Anhang des Buches dargestellt.
Prof. Sabine Trepte ist Medienpsychologin an der Universität Hamburg und der Hamburg Media School. Dr. Markus Verbeet ist Redakteur beim Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL.
Sabine Trepte & Markus Verbeet. Allgemeinbildung in Deutschland. Erkenntnisse aus dem SPIEGEL-Studentenpisa-Test.
Broschiert: 67 S. Mit 119 Abb. u. 65 Tab. Geb
Verlag: VS; Auflage: 1 (2010)
ISBN: 978-3-531-17218-7
Preis: 39,95 €