(openPR) Es ist Montagabend, 18.45 Uhr. Allmählich füllt sich die abends normalerweise menschenleere Handelsschule Wandsbek mit Leben - und mit Musik, denn seit Oktober 2001 proben hier zu dieser Zeit die Jungen Symphoniker Hamburg.
Alles begann mit einer Beobachtung. In Hamburg gibt es wenig Auswahl an Orchestern für Studenten: auf etliche Jugendorchester folgen nur zwei große Studentenorchester, welche aber insbesondere für die Bläser oft mangels freier Plätze nicht in Frage kommen. Zwar gibt es noch viele andere Amateurorchester in Hamburg, diese decken aber andere Altersstufen ab. Zudem werden viele Orchester von einem Vorstand oder dem Dirigenten organisiert. Das musizierende Mitglied hat häufig nur beschränkt Mitspracherechte.
Jan Angermüller und Roland Saul machten sich deshalb zum Ziel, was schon so oft von Hamburger Musikern angedacht worden war: Sie wollten eine Marktlücke stopfen und ein nettes eigenes, sich selbst organisierendes Orchester für "twenty and thirty somethings" gründen. Doch wie fängt man eine solche Sache an? Zunächst muss ein grober Plan erstellt werden: Welche Instrumente brauchen wir ? Wo können wir proben ? Und dann der wohl aufwendigste Aspekt: Wo bekommen wir die Musiker und den Dirigenten her ? Also wurde die Idee allmählich in Freundes- und Bekanntenkreisen verbreitet, angefragt, ob Interesse am Mitspielen bestünde und ob man weitere (nette!) potentielle Mitspieler kenne. Die Reaktionen waren ausgesprochen positiv und so sahen sich die zwei Gründer, denen sich mittlerweile auch ein paar unterstützende Helfer angeschlossen hatten, bald einer Liste von 50 Instrumentalisten gegenüber, die - teilweise etwas skeptisch, großteils hochgespannt - für die erste Probe bereitstanden. Und auch bezüglich des Dirigenten wurde man unverhofft schnell fündig: Der Dirigent des Jugendsinfonieorchesters Bramfeld, Rainer Holdhoff, erklärte sich für diese Aufgabe bereit, was mit großer Freude aufgenommen wurde. Insgeheim bestand bei den Gründern und den angehenden Mitgliedern, die Rainer Holdhoff schon kannten, die Hoffnung, eine ähnlich offene, freundliche und harmonische Atmosphäre wie im eben erwähnten Orchester zu schaffen - und so ein Vorhaben steht und fällt natürlich mit dem "Vortänzer".
An einem regnerischen Abend im letzten Oktober war es soweit: Zum ersten Mal fand man sich in der Aula der Handelsschule Wandsbek ein, um mit einem ersten Anspielen der Peer-Gynt-Suite von Edvard Grieg den Grundstein für ein Novum in der Hamburger Orchesterszene zu legen. Bis zum ersten Konzert war es dann aber noch ein langer, manchmal nicht ganz einfacher Weg. Erst nach anfänglichen Hin- und Her hatte sich Anfang 2002 allmählich ein fester Stamm von ca. 55 Mitgliedern herauskristallisiert und auch das endgültige Programm ergab sich erst einige Monate nach dem ersten Ton des Orchesters an jenem verregneten Herbstabend. Weiterhin musste die Vereinsgründung geregelt, eine Homepage (www.junge-symphoniker.de) gebaut, ein Logo und Plakate entworfen und - last but not least - ein Probenwochenende organisiert werden. Hierbei bewies sich bereits, dass der ursprüngliche Plan aufging: Das Orchester schafft es, sich komplett selbst zu managen und die vielen Aufgaben mit der Zeit auf die Mitspieler zu verteilen. Das Probenwochenende im April auf Schloss Noer war dann auch ein voller Erfolg - auf musikalischer wie auf sozialer Ebene.
Inzwischen ist es 21.30 Uhr geworden. Mit einem letzten Durchlauf durch den vierten Satz der Mendelssohn-Sinfonie wird die Probe für heute beendet. Der Abend wird allerdings noch mit einer Zusammenkunft in der Stammkneipe "Feuervogel" fortgesetzt. Dort werden schon wieder die nächsten Pläne geschmiedet: Wie wäre es mit einer Orchesterreise nach Skandinavien? Wahrscheinlich würden wir es sogar irgendwie in die Südsee schaffen...