(openPR) Der Kinofilm war nie ganz stumm. In den Kinos wurde von Anfang an für musikalische Begleitung gesorgt, zumeist waren es Klavierspieler. In vielen Kinos sorgte auch eine Kinoorgel für musikalische Untermalung. Bei Filmpremieren oder in großen Kinos wurden Filme von ganzen Orchestern mit bis zu 50 oder 60 Mitgliedern begleitet. Die Geschichte des Tonfilms begann 1927. Im Oktober diesen Jahres wird der Tonfilm „The Jazz Singer“ zum Kassenerfolg und bringt Warner Brothers weltweit über 2.5 Millionen Dollar ein. Das zur Tonsynchronisierung verwendete „Sound-on-disc“-Verfahren, damals unter dem Markennamen Vitaphone bekannt, hatte sich bald überlebt. Bereits 1928 beginnen auch die Fox Studios in Hollywood, ihre Movietone Newsreels mit zunächst simpler Hintergrund-Musik zu synchronisieren. Verwendet wurde dabei ein neues „Sound-on-film“-Verfahren, das sich bald auf dem Markt durchsetzt. In Deutschland, wie in weiten Teilen Europas, blickt man noch skeptisch auf die Entwicklung in Übersee. Dennoch wird bereits 1926 in den Babelsberger Studios ein Tonfilm-Atelier errichtet. Der erste UFA-Tonfilm „Melodie des Herzens“ kommt im Jahr 1927 in die deutschen Kinos. Der Tonfilm tritt seinen weltweiten Siegeszug an. Die Ausführung der Filmmusik und Scores verlagert sich von den Kinosälen in die Studios.
Im selben Jahr 1927, in dem Warner Brothers in Hollywood den endgültigen Durchbruch erzielt, macht sich diesseits des Atlantik der holländische Musikwissenschaftler Meyer De Wolfe daran, Musik und Scores für die Filme seiner Auftraggeber zu produzieren. Die Tonträger bewahrt er in seinem Archiv in der Wardour Street im Londoner Soho auf. Sein Geschäftsmodell findet in den 1930ern Nachahmung durch den britischen Musikverlag Ralph Hawkes von Boosey & Hawkes. In Europa sind es zunächst vor allem die britischen Notenblatt-Verlage wie Josef Weinberger Ltd. und Chappell & Co., die mit der Filmindustrie ins Lizenzgeschäft kommen. Ab den 30ern besitzen zudem die meisten großen Filmstudios Musikabteilungen, in denen eigens komponierte Musikstücke für Filmproduktionen entstehen. Vielfach greift man dort auf den Fundus aus dem eigenen Archiv zurück.
Hier beginnt die Geschichte der Produktionsmusik und mit ihr die der modernen Music Library. Die technologische Entwicklung in der Medienproduktion vollzog sich damals wie heute in bahnbrechender Geschwindigkeit und fordert denen, die dauerhaft Erfolg haben wollten,
ein gehöriges Maß an Pioniergeist ab.
Ab den 1950er Jahren beginnt das Fernsehen sich als Massenmedium
in den Haushalten der Industrieländer langsam durchzusetzen. Am
25. Dezember 1952 nimmt das öffentlich-rechtliche Fernsehen der BRD offiziell seinen Betrieb auf. Ab 1956 werden auch Werbespots während des Programms gezeigt. Heute reichen die Anwendungsgebiete der sog. Produktionsmusik freilich weit über die Bereiche der Medien Film, Radio, Fernsehen und der Werbung hinaus. Auch in den Neuen Medien, insbesondere in der Video-Games-Industrie, herrscht Bedarf. Gerhard Narholz, selbst Pionier auf diesem Gebiet, beschreibt Produktionsmusik als „Musik für imaginäre Bilder, die ein Produzent einsetzten kann, wenn er eine Szene hat, die der Intention des Komponisten entspricht.“ Auf Gerhard Narholz geht die weltweit anerkannte Methode der Underscore- Versionen zurück, die heute von praktisch allen produzierenden Music Libraries angewendet werden.
Gerhard Narholz gründet 1965 zusammen mit Rotheide Narholz den Musikverlag Sonoton in München. Als Entrepreneur mit weit reichender Erfahrung in der deutschen Musikindustrie baut er zunächst sein TV-spezifisches Archivangebot aus und behauptet so dauerhaft seine Vorreiterrolle auf dem deutschen Markt, vor allem gegenüber Anbietern von Produktionsmusik aus dem englischsprachigen Ausland. 1975 ist Sonoton führend auf dem deutschen Markt. Gerhard Narholz arbeitet mit namhaften deutschen und internationalen Künstlern und Komponisten. So gelingt Sonoton innerhalb weniger Jahre die Erweiterung des Archivangebotes in alle gängigen Musikgenres sowie die Diversifizierung der Verwertungsarten. Es entstehen Sounds für Medienproduktionen, funktionale Musik und 1973 das eigene Musik-Label. Das Archivangebot umfasst Geräusche und Soundeffekte genauso wie aufwendige Orchester-Produktionen. Nicht nur inhaltlich, auch technologisch ist Sonoton immer auf dem neuesten Stand. Als Anfang der 1980er Jahre die Veröffentlichung der ersten kommerziellen Compact Discs das Digitale Zeitalter einläutet, ist Sonoton die erste Music Library weltweit, die den Technologietrend für sich umzusetzen versteht: Bereits ab 1984 wird Archivmusik auch auf CD angeboten. Unter dem Namen SONOfind wird 1992 erstmals ein Archivsuchprogramm auf Diskette angeboten. Ab 1998 ist die Recherche über das Internet möglich. Seit 2006 ist mit der
HD MusicStation das komplette Archiv auch digital offline auf Festplatte erhältlich.
Mit über 35 Agenten weltweit und den Urheberrechten von über 200.000 Musiktiteln ist Sonoton heute die international größte unabhängige Music Library.