(openPR) Am vergangenen Wochenende fand in Alanya das „1. ALTID-Tourexpi Tourismusforum“ statt. Es wurde vom PR-Verein Alanya (ALTID) und dem Tourismus-Portal Tourexpi in der Anlage Goldcity organisiert. Dabei ging es vor allem um das Thema „Best Ager“.
Während des Forums, das im Tourismuskomplex Gold City in der Stadt Kargicak bei Alanya veranstaltet wurde, ging es während der ersten Sitzung um das Thema „Best Ager – die profitabelste Gästegruppe im globalen Tourismus“.
Bei der Eröffnung des Forums hielten neben dem Berater des türkischen Ministeriums für Kultur und Tourismus, Ibrahim Saritas, auch der stellvertretende Gouverneur der Provinz Antalya, Yildirim Uçar, der Landrat von Alanya, Hulusi Dogan, die ALTID-Vorsitzende Gülçin Güner und der TÜROFED-Vorsitzende Ahmet Barut eine Rede. Weiterhin anwesend waren Hüseyin Baraner, der Türkeiberater der TUI AG, Werner Scheller von der Deutschen Post sowie Prof. Dr. Jürgen Hesse vom Siegfried Vögele-Institut.
„Die türkische Wirtschaft verliert 4 Mrd. USD“
Der ETTC-Präsident Hüseyin Baraner wies in seinem Redebeitrag darauf hin, daß die Türkei alleine aufgrund der Tatsache, daß sie den Touristen im Alter von 50 Jahren und darüber nicht genügend Aufmerksamkeit schenke, bis zu 4 Mrd. USD jährlich verliere:
„Die Türkei hat sich der Gruppe der Gäste im Alter von 50 Jahren und darüber nicht ausreichend angenommen. Dabei verfügt die Türkei über eine Produktpalette, die Millionen von Urlaubsgästen ins Schwärmen versetzt, sowie über Anlagen, eine Natur und junge, gut ausgebildete Angestellte, die hervorragende Dienstleistungen bieten. Deshalb kann die Türkei auch in den Bereichen Langzeiturlaub, Residenzen sowie Gesundheitstourismus reüssieren. Wir müssen uns dazu nur besser organisieren und unsere Produkte professioneller anbieten.“
In Bezug auf die anhaltende globale Finanzkrise und ihre potentiellen Auswirkungen auf den Tourismus in der Türkei zeichnete Baraner ein optimistisches Bild: „Zwar wird sich erst nach dem Erscheinen der Kataloge für die nächste Sommersaison herausstellen, ob es Buchungsrückgänge geben wird,“ räumte Baraner ein, doch wies er auch auf die Assets der Türkei hin: „Die Türkei hat ihre Vorteile. Wir haben hier in den letzten 20 Jahren reellen Tourismus gemacht, mit reellen Dienstleistungen für reelle Preise. Das wird sich nun für uns auszahlen. Wenn die Menschen weiterhin Urlaub machen werden, werden sie auch weiterhin in die Türkei, nach Alanya und nach Antalya kommen.“
„Die Türkei hat früher einmal Träume verkauft. Doch wir verkaufen nun auch Sicherheit. Das gelingt uns sehr gut, und das ist unser größter Vorteil. Deshalb glaube ich, daß die Türkei diese Krise mit geringen Verlusten überwinden wird, und sogar Vorteile aus der Krise ziehen können wird,“ führte Baraner weiter aus.
In einem Gespräch mit einem Reporter der türkischen Nachrichtenagentur IHA nach dem Ende des Forums betonte Baraner, daß die Türkei ein sehr großes Tourismuspotential besitze. Doch habe bisher keine Regierung ausreichend in den Tourismus investiert, so daß er alleine mit den Mitteln der Privatindustrie aufgebaut werden mußte. Die Regierung müsse den Tourismus nun endlich durch geeignete Masterpläne für die einzelnen Regionen unterstützen.
Man dürfe, so Baraner, die Entwicklung der Infrastruktur nicht einfach in den Händen der vielen kleinen Kommunen an den Küsten das Landes liegen lassen: „Viele dieser Kommunalverwaltungen sind sich der Bedeutung des Tourismus noch nicht ausreichend bewußt. Deshalb sollte man die Zahl der Kommunen durch Zusammenfassungen reduzieren und dafür sorgen, daß die Planung zentraler gesteuert wird. Hier an den Küsten haben wir alle drei Kilometer eine neue Kommune. Das zieht ein großes Planungschaos nach sich, dem so schnell wie möglich Abhilfe geschaffen werden sollte.“
Befragt nach dem Beitrag, den eine Inbetriebnahme des Flughafens Gazipasa bei Alanya für die Region leisten könnte, antwortete Baraner: „Das ist eine der Investitionen, die ich meinte, als ich von Investitionen sprach, die seitens der Regierung durchgeführt werden müßten. Wenn eine Region, die jährlich von 1,5 bis 2 Mio. Urlaubsgästen besucht wird, keinen regionalen Flughafen besitzt, kommt es dort zu Problemen. Wenn der Flughafen eröffnet werden sollte, wird das der Region zusätzliche Einnahmen in Höhe von ca. einer halben Mrd. Euro bescheren.“
„29 Mio. Personen im Alter von über 50 Jahren in Deutschland“
Werner Scheller von der Deutschen Post AG ging während des Forums auf die demographische Situation in Deutschland ein, und betonte dabei die ungebrochene Aktivität der Menschen im Alter von 50 Jahren und darüber: „Ebenso wie alle anderen fühle ich mich jünger, als ich bin,“ sagte er und fügte hinzu: „Ich bin 65, fühle mich aber wie 49.“
Scheller betonte in seinem Beitrag auch die humanen Aspekte des Angebots von Produkten für ältere Mitbürger: Damit könne man ihnen helfen, nicht in die Einsamkeit abgedrängt zu werden. Andererseits betonte Scheller, daß es sich bei den Best Agern keinesfalls um eine homogene Gruppe handele.
Dennoch hat diese Gruppe Gemeinsamkeiten: Ein Großteil der Best Ager verfügt Scheller zufolge über ein relativ hohes Einkommen, das man auch für ein besseres und angenehmeres Leben einzusetzen bereit sei. Mit steigenden Zahlen sei die wirtschaftliche Macht der Best Ager nicht zu unterschätzen: „29 Mio. deutsche Bürger sind zur Zeit 50 Jahre alt oder älter. Für das Jahr 2050 rechnet man damit, daß die Hälfte der Deutschen älter als 55 Jahre sein werden.“
Scheller wartete auch mit detaillierteren Zahlen auf: 15 Millionen der Bundesbürger seien zur Zeit im Alter zwischen 50 und 60 Jahren, und weitere 14 Millionen im Alter von über 60. Deshalb gelte es auch, touristische Angebote auszuweiten, die diese große und potente Gruppe ansprechen: „Die Zahl der Best Ager mit großer Kaufkraft nimmt zu. Dagegen nimmt die Gruppe der jüngeren mit geringer Kaufkraft bei hohen Ansprüchen stetig ab. Das muß man in geeigneter Form berücksichtigen.“
„Best Ager sind ein bedeutendes Potential für den Tourismus“
Auskünfte über die Reisegewohnheiten der Best Ager in Deutschland gab anschließend Prof. Dr. Jürgen Hesse vom Siegfried Vögele-Institut. Trotz Unterschieden innerhalb dieser Gruppe sei diese Gruppe vor allem an Kulturreisen, Gesundheitsreisen, Wanderungen, sauberer Luft und an Natur, Ruhe und Erholung interessiert.
Best Ager der Altersgruppe 50 bis 59 Jahre verreisten Professor Hesse zufolge am häufigsten in den Monaten Mai und September, dagegen verreisten Best Ager im Alter von 70 Jahren und darüber am liebsten in den Sommermonaten. Die Best Ager ziehen seinen Erkenntnissen zufolge nahegelegene Länder als Reiseziele vor. Diese Tendenz steige mit dem Alter, so daß die Türkei bei Best Agern im Alter von 60 – 69 Jahren an fünfter Stelle der beliebtesten Reiseziele liege, bei Personen im alter von 70 Jahren und darüber jedoch erst an 10. Stelle. Damit liege die Türkei aber noch vor Spanien und Griechenland.
Neben den bereits erwähnten Hauptreisegründen stehen Professor Hesse zufolge bei den Best Agern Gastronomie, regionale Spezialitäten, kulturelle Darbietungen und künstlerische Veranstaltungen im Vordergrund. Dazu erwarteten die Best Ager folgende Angebote an den Urlaubszielen: „Diese Personen erwarten, daß man ihnen vor Ort Apotheken, Gesundheitseinrichtungen, Cafés und Restaurants anbietet. Dazu sollte es im Umfeld der Hotels geeignete Erholungsbänke und auch innerhalb der Hotels ausreichend Ruheplätze geben,“ führte Hesse aus.
Vor allem müsse man aber auch die besonderen Wünsche und Ziele der Best Ager im Alter von 50 – 59 Jahren berücksichtigen. Dazu erneut Hesse: „Gerade in der Gruppe im Alter von 50 – 59 Jahren gibt es viele, die den Alterungsprozeß als eine Zeit ansehen, in der man sich einen höheren Lebensstandard leiten kann. Sie sehen sich als Spezialisten an und haben hohe Ansprüche. Sie sind auch körperlich sehr aktiv, betreiben gerne Sport und essen gerne. Sie ziehen hochqualitative Hotels und eine ruhige Umgebung vor. Sie interessieren sich sehr für kulturelle und künstlerische Veranstaltungen. Für all dies sind sie auch bereit, angemessen Geld auszugeben.“
Ein ganz anders Bild zeichnete Hesse für die Gruppe der Personen im Alter von 60 bis 79 Jahren: „Dabei handelt es sich in der Mehrheit um Frauen, die eine geringere Ausbildung genossen haben, nicht berufstätig waren oder bereits in Rente sind. Auch diese Gruppe verreist gerne, ist aber introvertierter und eher auf ihr eigenes Heim bezogen.“
Hesse unterstrich, daß es an der Zeit sei, daß sich die Touristiker auf diese Gruppen einstellten, auch weil sie einen erheblichen Marktanteil im Reisegeschäft besäßen: „Die Best Ager besitzen ein erhebliches Potential. Deshalb sollte man ihre Erwartungen und Bedürfnisse berücksichtigen und mit entsprechenden Dienstleistungen beantworten. Auch Werbung und PR sollten stärker auf sie ausgerichtet werden.“