(openPR) Kiel, 09. September 2008 - Mehrere Bundesländer haben als Reaktion auf die in den letzten Monaten bekannt gewordenen tragischen Fälle von Verwahrlosung, Misshandlung und Benachteiligung von Kindern Gesetze zur verpflichtenden Vorsorgeuntersuchung erlassen. In Schleswig-Holstein ist ein computergestütztes System gestartet worden, das überwacht, ob Eltern die regelmäßigen ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen für ihre Kinder einhalten.
In den vergangenen fünf Monaten wurden an Familien in Schleswig-Holstein über 62.000 elektronisch erstellte Einladungen mit der Aufforderung versandt, mit ihren Kindern zu einer obligatorischen Vorsorgeuntersuchung beim Kinderarzt zu gehen. Das Landesamt für soziale Dienste hat dafür ein computergestütztes System eingerichtet, das von der Kieler Vater Unternehmensgruppe eigens entwickelt wurde. „Mit der für das verbindliche Einladungswesen entwickelten Software schaffen wir es schnell und kostengünstig, nach zu verfolgen, ob die Kinder wirklich zur Untersuchung gebracht werden. So steigen die Chancen der gefährdeten Kinder, sich gesund zu entwickeln“, sagt Herr Mathiak, IT-Dezernent im Landesamt für soziale Dienste Schleswig-Holstein.
Das verbindliche Einladewesen ProVention nutzt die unter Einhaltung datenschutzrechtlicher Bestimmungen zur Verfügung gestellten Daten aller Familien mit Kindern in Schleswig-Holstein und erstellt automatisch verbindliche Einladungen zu einer anstehenden Vorsorgeuntersuchung, die per Post versandt werden. Der beim Kinderarzt vorgelegte Rückantwortbogen wird an das Landesamt für soziale Dienste (LAsD) gesendet. Erscheint ein Kind nicht zur Untersuchung, erhält die Familie automatisch eine Erinnerung. Erfolgt auch hierauf keine Reaktion, werden die zuständigen Behörden informiert und können tätig werden.
Die Hard- und Softwarelösung ProVention, mit deren Hilfe der gesamte Prozess von der Datenübernahme über die Erstellung und den Versand der Einladungen bis hin zum elektronischen Abgleich der Daten über die gescannten Rückmeldekarten weitestgehend automatisiert abläuft, soll auch in anderen Bundesländern eingeführt werden. „Wir haben bereits erste Gespräche mit Vertretern aus weiteren Bundesländern geführt“, sagt Stephan Timm, Repräsentant der Vater Unternehmensgruppe.
Saarland war Vorreiter
Die ersten Zahlen aus dem Saarland, das das verpflichtende Einladewesen im Juli 2007 eingeführt hat, zeigen für die Vorsorgeuntersuchung „U5“ erschreckende Ergebnisse und verdeutlichen, wie wichtig und richtig die Einführung der Untersuchungspflicht ist. Die Zahlen widerlegen die bisherige Annahme, die Vorsorgeuntersuchungen im frühen Kindesalter würden in deutlich mehr als 90 % der Fälle in Anspruch genommen. Nach der ersten Einladung und ohne weitere Erinnerung sind nur 78,8 % der Eltern mit ihren Kindern zu der so wichtigen „U5“ gegangen. Weitere gut 17 % haben die Untersuchung erst nach der ersten oder zweiten Mahnung wahrgenommen. In 3,5 % der Fälle mussten die Gesundheitsämter aktiv werden und die Familien aufsuchen. Nach diesen Besuchen wurde in insgesamt 0,6 % bezogen auf die Gesamtzahl der Fälle das Jugendamt eingeschaltet, weil beim Hausbesuch des Gesundheitsamtes Anzeichen für schwerwiegende Probleme erkennbar wurden.











