(openPR) Beurteilt man einen Spieler nur aufgrund seiner Fähigkeiten am Ball, wird man seiner wahren Qualität nicht gerecht. Im Folgenden werden fünf Fußballer vorgestellt, die verschiedene Trainer mit ihrem Spiel ohne Ball begeistert haben.
Für einen Fan ist ein Fußballspiel eine Angelegenheit von 90 Minuten. Für einen Fußballer besteht es aus hunderten verschiedenen Aktionen: Tacklings, Pässen, Zweikämpfen, Sprints, Kopfballduellen. Die Zuschauer – und die Fernsehkameras – fokussieren den Spieler am Ball. Jedoch haben selbst die großen Spieler nur bei etwa 2% der Distanz, die sie während eines Spiels zurücklegen, den Ball am Fuß. Wenn wir die Spieler nur aufgrund dieser 2% beurteilen, müssen wir uns vorwerfen lassen, auf den Ball fixiert zu sein. Der englische Trainer Don Howe sagt, dass große Spieler mit Ball genauso gut seien wie ohne.
Warum ist die Laufarbeit ohne Ball so wichtig? „Weil so gefährliche Situationen entstehen”, erklärt Howe. „Man ruft sie hervor, indem man z. B. hinter der Verteidigung durchstartet, wie es Paul Scholes bei Manchester United macht“. Das genaue Timing und der richtige Instinkt sind hier die Schlüssel zum Erfolg: „Diese Spieler verstehen es einfach, ihren Sprint so zu timen, dass sie zur gleichen Zeit im Strafraum ankommen wie der Ball.
Real Madrids Trainer Bernd Schuster spricht dem spanischen Nationalspieler Cesc Fabregas diese Fähigkeit zu: „Fabregas erzielt wichtige Treffer und versteht es aus der Tiefe kommend die gegnerischen Reihen zu durchbrechen.“ Arsène Wenger sieht in dem Zwanzigjährigen „den nächsten Paul Scholes”. Fabregas erster Treffer für Spanien steht noch aus, aber in den ersten vier Ligaspielen für Arsenal hat er bereits so oft eingenetzt wie zuvor in der Saison 2006/2007.
10 km pro Spiel
Der typische Mittelfeldspieler läuft 9,8 km pro Spiel. Englands Frank Lampard legt jedoch mehr zurück: Sein Markenzeichen sind die Sprints aus der Tiefe des Raumes in den Sechzehner. Howe sieht seine Stärke nicht so sehr im Timing als vielmehr in „seiner Gabe, einen guten Durchschnitt zu erzielen. Er startet unzählige Male in den Strafraum und einmal davon steht er dann goldrichtig.” Nach 2002 ist Lampard in der englischen Nationalmannschaft mit 12 Treffern zweitbester Torschütze; damit ist er gleich auf mit Peter Crouch und liegt fünf Treffer hinter Michael Owen.
Andy Roxburgh, Technischer Direktor bei der UEFA, sieht in Portugals Deco einen der Großmeister, wenn es um Laufarbeit ohne Ball geht. „Er ist schnell, hat Ausdauer und geht konstant über längere Distanzen als jeder andere, wobei er noch eine hohe Geschwindigkeit an den Tag legt.“ Decos kontinuierliche Läufe vom eigenen zum gegnerischen Strafraum helfen seiner Mannschaft, ihre Formation aufrechtzuhalten. Er kann ein Spiel bestimmen, Druck ausüben, Räume zumachen oder einem Mitspieler Rückendeckung geben.
Ballack
Howe glaubt, dass auch ein fitter Michael Ballack eine äußerst clevere Laufarbeit ohne Ball leistet. Der deutsche Mittelfeldspieler, der für die deutsche Mannschaft eine Art Glücksbringer ist, habe, so Howe, eine Fähigkeit, die Lampard fehle: „Seine Vorstöße in den Strafraum gehören zu den gefährlichsten, weil er auch mit dem Kopf Tore erzielen kann.” Ballack hat 35mal für die deutsche Nationalmannschaft getroffen. In nur 16 der Länderspiele, bei denen Ballack aufgelaufen ist, gingen die Deutschen als Verlierer vom Platz.
Mit seinen 30 Jahren hat Thierry Henry etwas von seiner Schnelligkeit auf den ersten 10 Metern eingebüßt, ist über längere Strecken aber nach wie vor zu fürchten. „Er macht vielleicht 22 Sprints pro Spiel”, sagt Roxburgh, „und das ist äußerst wichtig, weil das rasche Umschalten von Verteidigung zu Angriff darüber entscheiden kann, ob der Angriff erfolgreich ist oder nicht. Etwa 40% der herausgespielten Tore gehen aus Kontern hervor.” Henry, dessen Onkel französischer Meister im 400-Meter-Hürdenlauf war, braucht noch zwei Treffer, um Frankreichs bester Torschütze aller Zeiten zu werden.
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