(openPR) Jeden Sonntag dasselbe Ritual: Die Mitglieder der offenen Liste der 42er Autoren warten auf den wöchentlichen BT. Der BT ist ein Besprechungstext, den ein Autor aus ihrer Mitte verfasst hat und den er den KollegInnen zur ehrlichen Kritik vorstellt. In fast 10 Jahren hat sich diese Form der Textkritik einen ganz eigenen Ruf erworben: Hier geht es nicht um Gefälligkeitskritiken von Freunden und Familie, hier wird schonungslos und nicht immer ganz schmerzfrei an Texten gearbeitet.
Autoren sind in mancher Hinsicht wie Eltern. Wenn ihr Kind angegriffen wird, können sie zu Furien mutieren. Und dennoch wagt sich Woche für Woche ein Elternteil mit seinem Kind in die Löwengrube und stellt sein Kind der Kritik der Meute.
Sonntag für Sonntag präsentiert ein Autor der offenen Liste der 42er Autoren sein „Kind“ den Mitgliedern und stellt sich so der Kritik. Das Kind kann eine abgeschlossene Kurzgeschichte oder ein Romankapitel, eine Glosse oder eine Satire sein, sogar der eine oder andere Sachtext verirrt sich in die Arena. Dabei gilt als Richtwert eine Textlänge von 30 Normseiten und Lyrik wird in einer separaten Liste besprochen.
Nach fast 10 Jahren ist es nun soweit: am 11. Mai 2008 wird der 500. BT an den Start gehen, diesmal allerdings sind es BTs. Als Besonderheit haben sich die 42er Autoren für die Mitglieder der Liste etwas Besonderes ausgedacht. Mit „500 Wörtern über Liebe“ können sich Mitglieder an der Aktion beteiligen. Jedes Mitglied der Liste darf sich mit einem Textbeitrag zum Thema beteiligen und nach 2 Wochen Textkritik wird der Siegertext gekürt. Der wird dann im „Autorenkalender 2009“ der 42er Autoren veröffentlicht.
Und natürlich sind aus solchen Besprechungswochen schon Veröffentlichungen hervorgegangen. Claudia Sanders zum Beispiel stellte Teile ihres Romans als BT zur Kritik, den sie später bei Heyne unter dem Titel „Und wer küsst mich?“ veröffentlichte. Aus Michael Zeidlers BT wurde der Roman „Wie Lukas Charles Darwin aus der Klemme half: Eine etwas andere Geschichte der modernen Biologie“, der bei Herder erschien.
„Die Mehrzahl der Mitglieder sieht hier ernsthafte Textkritik im Mittelpunkt und profitiert von dieser konstruktiven Textarbeit“, so Wolf P. Schneiderheinze, Moderator der Liste. „Natürlich wird oft auch sehr kontrovers über Texte diskutiert, selbst später veröffentlichte Werke sind nicht immer unumstritten.“
Den Ruf, hart, aber Fair an Texten zu arbeiten, sehen die 42er Autoren als Auszeichnung für qualitativ gute Textarbeit und sie sind stolz auf diese nun sehr lange Tradition der Literaturförderung.