(openPR) Pflegenotstand in der Altenpflege beschäftigt gegenwärtig die Medien. Die Beschäftigten in der Pflege machen seit Jahren auf Missstände aufmerksam. Inzwischen wird von einem Kollaps der Altenpflege gesprochen.
Aktuelle Berichte von medizinischen Diensten der Krankenkassen weisen auf katastrophale Zustände in der Altenpflege hin, weil die Versorgung der Betreuten oft nicht mehr gewährleistet ist. Jede 3. Pflegebedürftige Person in Heimen und ambulanten Diensten erhält nicht in ausreichendem Umfang zu Essen oder zum Trinken. Besonders Demenzkranke sind gefährdet.
Hamburg: Dem Hamburger Senat sind die Defizite in der Altenpflege seit langem bekannt. Die Einführung der Pflegeversicherung hat diese Mängel verstärkt und zu einem radikalen Abbau von Pflegefachkräften geführt. In Hamburg wurde vor einigen Jahren das Projekt „PLAISIR" zur Ermittlung des Pflegebedarf-es durchgeführt. Das Ergebnis war: Es fehlen 2000 Pflegefachkräfte. Das Modell PLAISIR sollte nach einer Erprobungphase flächendeckend eingeführt werden. Dem Senat war das zu teuer und das Pflegemodell wurde auf Anraten der verantwortlichen Sozialbehörde eingestampft.
Die nun anstehende Reform der Pflegeversicherung wird das Problem in der Altenpflege nicht ansatzweise lösen. Die minimalen gestaffelten Erhöhungen der Leistungen gleichen noch nicht einmal die zu erwartenden Lebenshaltungskosten aus. Einzig für Demenzkranke, die bisher überhaupt keine Leistung erhalten haben, verbessert sich die Situation.
Zur Sicherung der Kosten der Pflegeversicherung bis zum Jahr 2014 werden zum 1. Juli 2008 die Beiträge zur Pflegeversicherung um 0,25 Prozentpunkte auf dann 1,95 Prozentpunkte angehoben. Im Gegenzug wird bereits ab Januar 2008 der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung um 0,3 Prozentpunkte gesenkt. Ein Geschenk für die Unternehmen, um die „Lohnnebenkosten" zu senken. Die Beschäftigten haben die Pflegeversicherung bisher allein finanziert - durch den Wegfall des Buß- und Bettages als Feiertag. Jetzt drohen durch die Senkung Beiträge zur Arbeitslosenversicherung auch weitere Leistungkürzungen bei Arbeitslosigkeit.
Die minimalen Nachbesserungen bei der Finanzierung von Pflegeleistungen sind lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Personalsituation in der ambulanten und stationären Pflege wird so nicht gelöst und die Spirale wird sich weiter und schneller in Richtung Pflegekollaps drehen.
Die aktuelle Debatte um den Pflegenotstand, ist eine Scheindiskussion, da Der gesamte Pflegemarkt politisch darauf ausgerichtet, Pflege möglichst billig zu machen.