(openPR) Psychotherapeuten sollten mit selbstfürsorglichem Verhalten ihre persönlichen Ressourcen erhalten und weiterentwickeln - auch als Schutz vor Überforderungen. Dr. Rainer Lutz (Universität Marburg) empfiehlt, bereits in die Ausbildung und Selbsterfahrung von Nachwuchs-Therapeuten die Selbstfürsorge zu integrieren. Für einen guten Therapeuten fordert Lutz, "dass er gelernt hat, angemessen für sich zu sorgen. Selbstfürsorge bedeutet nicht, dass er sich über Gebühr schont" oder Auseinandersetzungen scheut. "Er soll lernen, wie er für sich und seine Patienten Belastungen dosiert, aber auch Ressourcen und euthyme Lebens- und Verhaltensweisen eröffnet bzw. erhält."
Lutz beschreibt in "Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin" ein Konzept, wie Strategien selbstfürsorglichen Verhaltens gelernt werden - und Therapeuten wie Therapierten zugute kommt: "Die Themen Fürsorge und Selbstfürsorge fördern die Bereitschaft, sich auf Selbsterfahrung einzulassen, und erleichtern den Zugang zu negativ besetzten Themen. Selbstfürsorge als ein Leitthema in der Selbsterfahrung entspricht umsichtigem Vorgehen. Erfahrungsgemäß führt diese Strategie nicht dazu, dass schwierige Themen gemieden werden. Ich selber habe sogar den Eindruck gewonnen, dass Gruppenmitglieder schneller Vertrauen zueinander fassen und daher sehr viel früher persönliche Themen einbringen ..."
"Das Thema Selbstfürsorge ist ein eher sanfter Weg der Selbsterfahrung. Für die meisten SelbsterfahrungsteilnehmerInnen ist er erwünscht und bereichernd. Die Rückmeldungen sind durchweg positiv. Einige Teilnehmer berichten von weitgehenden Umstellungen in ihrem Leben..."
Rainer Lutz:
Selbstfürsorge und verhaltenstherapeutische Selbsterfahrung
in: Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin 2/2007, S. 209-232