(openPR) Berlin, 05.11.2025 – Das Bezirksamt Berlin-Neukölln hat für sein vorbildliches Beteiligungsverfahren zum Verkehrskonzept Körnerkiez die Auszeichnung „Gute Bürgerbeteiligung" erhalten. Die Auszeichnung wird jährlich an bundesweit fünf Kommunen für besonders beispielhafte Projekte der Bürger*innenbeteiligung vom Kompetenzzentrum Bürgerbeteiligung verliehen. Die Jury war besonders beeindruckt davon, wie Menschen einbezogen wurden, die sich sonst selten an solchen Prozessen beteiligen. Dafür war vor allem das Projekt „Leicht gemacht" der Bürgerstiftung Neukölln verantwortlich. Es hat Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten gezielt auf die Beteiligung vorbereitet und während des Prozesses begleitet.
Teilhabe für alle – auch für Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten
„Wir sind stolz darauf, dass wir mit unserem Projekt ‚Leicht gemacht' dazu beitragen konnten, Bürgerbeteiligung zugänglicher zu gestalten", erklärt Hannah Zacher, Projektleiterin von „Leicht gemacht“ in der Bürgerstiftung Neukölln. „In der Regel sind Beteiligungsprozesse schriftsprachbasiert, das schließt Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten aus. Demokratische Teilhabe darf nicht an Bildungsbarrieren oder sprachlichen Voraussetzungen scheitern."
Um das anders anzugehen, wurden Informationsmaterialien zum Verkehrskonzept in Einfacher Sprache aufbereitet. Aufsuchende Workshops im Kiez halfen bei der Vorbereitung auf Veranstaltungen. Bei Bedarf begleiteten Projektmitarbeitende die Teilnehmenden zu den Bürgerforen. So konnten Menschen, die sonst von solchen Prozessen ausgeschlossen gewesen wären, ihre Perspektiven und Bedürfnisse einbringen.
In Deutschland leben über 6 Millionen Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten – das sind etwa 12 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung. Viele Menschen sind somit im Alltag vielfältigen Herausforderungen ausgesetzt: Formulare ausfüllen, Fahrpläne lesen oder eben von politischen Beteiligungsverfahren erfahren und daran teilnehmen. Hinzu kommt die Sorge vor einem Outing. Oft entwickeln Betroffene Strategien, um ihre Schwierigkeiten zu verbergen, aus Scham oder Angst vor Ausgrenzung.
„Die Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt und dem Mitmach-Laden war hervorragend", betont Jean-Philippe Laville. „Gemeinsam haben wir gezeigt, dass Bürgerbeteiligung keine Frage der formalen Bildung sein muss, sondern eine Frage des politischen Willens politischen Willens und der richtigen Unterstützungsstrukturen ist." Hinter dem Mitmach-Laden, der Anlaufstelle für Beteiligung in Neukölln, steckt ebenfalls die Bürgerstiftung. Sie betreibt den Mitmach-Laden im Auftrag des Bezirksamts Neukölln.
Förderung ermöglicht Projekt mit Pilot-Charakter
Das Projekt „Leicht gemacht" kann nur dank der finanziellen Unterstützung der Europäischen Union und des Landes Berlin, insbesondere durch die Berliner Landeszentrale für politische Bildung im Rahmen des Europäischen Sozialfonds Plus umgesetzt werden.
Über die Bürgerstiftung Neukölln: Die Bürgerstiftung Neukölln setzt sich seit 2005 für ein aktives und solidarisches Miteinander in Neukölln ein. Sie fördert bürgerschaftliches Engagement sowie Projekte und Initiativen, die das gesellschaftliche Leben im Bezirk stärken.
Über das Projekt „Leicht gemacht": Ziel des Projekts „Leicht gemacht“ ist, dass Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten an Beteiligungsverfahren in Berlin-Neukölln teilnehmen können. Denn Beteiligungsverfahren sind in der Regel komplex und schriftsprachbasiert angelegt. In Folge werden diese Menschen – wenn auch unbewusst – von Beteiligungsmöglichkeiten ausgeschlossen. Gesellschaftliche Teilhabe wird eingeschränkt.











