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PIAAC-Studie: Kein Schock, aber auch kein Signal zur Entspannung

17.12.202415:22 UhrWissenschaft, Forschung, Bildung

(openPR) Im Vergleich zur ersten PIAAC- Erhebung 2011/2012 (Programme for the International
Assessment of Adult Competencies) liegen die mittleren Grundkompetenzen der Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter in Deutschland höher als im Mittel aller teilnehmenden OECD-Länder; das geht vor allem auf die Ergebnisse älterer Erwachsener zurück. Gleichzeitig haben sich die Durchschnittswerte für Lese- und alltagsmathematische Kompetenzen kaum verändert. Der verbesserte Rangplatz Deutschlands ergibt sich also vor allem daraus, dass Länder mit schwächeren Durchschnittsergebnissen erstmals in die Erhebung aufgenommen wurden.

Zudem hat sich der Anteil von Erwachsenen mit sehr geringen Kompetenzen leicht erhöht: Rund ein Fünftel der Erwachsenen in Deutschland verfügt über nur geringe Lese- und alltagsmathematische Kompetenzen und geringe Fähigkeiten zum adaptiven Problemlösen. Für die Lesekompetenz bedeutet das: auch einfachste Informationen aus kurzen Texten werden nicht verstanden. Das sozioökonomische Gefälle zwischen Erwachsenen aus Elternhäusern mit hohem und niedrigem Bildungsniveau hat sich noch einmal erheblich verschärft; nur Estland und Österreich weisen ein noch größeres Ungleichgewicht auf. Auch die Unterschiede in der Lesekompetenz bei Erwachsenen, die in Deutschland aufgewachsen bzw. zugewandert sind, ist hierzulande doppelt so hoch wie im OECD-Durchschnitt.

DIE-Direktor Professor Josef Schrader resümiert: „Das Wort „Schock“ wird in den bisher bekannten Stellungnahmen meist vermieden. Beruhigen können uns die Ergebnisse allerdings nicht. Vielmehr sollten sie Ansporn sein für Politik, Praxis und Wissenschaft, die Anstrengungen in der Bildungspolitik zu verstärken. Bund, Länder und Kommunen bleiben gefordert, sich in enger Zusammenarbeit mit der Arbeitsverwaltung, mit Unternehmen und Verbänden für die sprachliche Grundbildung Erwachsener zu engagieren. Ich begrüße, dass Bildungsminister Cem Özdemir größeres Engagement angekündigt hat.“

Die PIAAC-Studie zeigt, dass Kompetenzerwerb und -erhalt ohne Weiterbildung kaum möglich sind. Obwohl die Weiterbildung in Deutschland mittlerweile der größte Bildungsbereich ist, wird ihre Bedeutung in der politischen und öffentlichen Debatte oft unterschätzt. Die Ergebnisse bieten der Weiterbildungspraxis Argumentationshilfen, ihre Arbeit zu legitimieren und auszubauen.
Für die Wissenschaft bleibt die Nutzung der PIAAC-Daten eine zentrale Aufgabe. Das DIE sieht hier Potenzial, um zentrale Fragen zu beantworten und gut begründete Entscheidungen in Praxis und Politik zu unterstützen, beispielsweise: Welche Bedeutung haben Weiterbildungsstrukturen, rechtliche Rahmenbedingungen und Finanzierung für eine Weiterbildung, die ein eigenverantwortliches Leben, gesellschaftlichen Zusammenhalt und wirtschaftlichen Erfolg fördert? Wie beeinflussen Qualifikationen und Kompetenzen die Erwerbsverläufe unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen? Welche Rolle spielen Weiterbildung und Berufserfahrung für den Erwerb von Fach- und Schlüsselkompetenzen?
„Die Ergebnisse der PIAAC-Studie sind ein erneuter Weckruf“, so Schrader. „Das DIE wird sich den vielfältigen Herausforderungen stellen, auf die PIAAC uns erneut aufmerksam gemacht hat: durch Forschung sowie durch Beratung und Begleitung von Praxis und Politik.“

wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Josef Schrader https://www.die-bonn.de/institut/mitarbeitende/346

Originalpublikation:
PIAAC 2023: Grundlegende Kompetenzen Erwachsener im internationalen Vergleich https://doi.org/10.31244/9783830999652

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