(openPR) Berlin, 17. Mai 2018 – Am 19./20. April 2018 traf sich die Wintergarten-Branche in Seligenstadt zu den Wintergartentagen 2018. Auf dem Programm standen neben der Fachtagung zu aktuellen Themen des Wintergartenbaus die Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Wintergarten e.V. und die Ausstellung von Partnern des Wintergartenbaus.
Fachtagung Wintergartenbau: Wissenstransfer für die tägliche Praxis der Fachbetriebe
Dr. Steffen Spenke eröffnete die jährliche Fachtagung, zu der der Bundesverband Wintergarten e.V. alle am Bau von Wintergärten, Terrassendächern und anderen Glasbauten beteiligten Fachkollegen eingeladen hatte. Als ersten Vortragenden begrüßte er Rechtsanwalt Dr. Edgar Joussen von der Kanzlei Joussen & Schranner in Berlin zu dem Baurechtsthema, für das bereits auf den Wintergartentagen 2016 in Weimar der Grundstein gelegt worden war. Als praktisches Hilfsmittel für die Wintergartenbauer ist im Ergebnis der Reform des Bauvertragsrechts und der kaufmännischen Mängelhaftung im BGB der „Mustervertrag des Bundesverband Wintergarten e. V. für die Planung, Lieferung und Montage von Wintergärten und Terrassendächer“ von Dr. Edgar Joussen unter Mitwirkung des Verbandes aktualisiert worden. Joussen referierte die wichtigsten Gundgedanken des Mustervertrags und wies auf wichtige Punkte hin, die nicht vergessen werden dürfen. Generell dient der Mustervertrag als Formulierungshilfe für die Mitglieder, um sicherzustellen, dass alle wesentlichen Fragen beachtet werden. Der Handwerksbetrieb bekommt hier ein Hilfsmittel an die Hand, mit dem er – eng an seiner Praxis orientiert – die notwendigen vertraglichen Eckpunkte juristisch fundiert formuliert findet und Fallstricke, die der juristische Laie leicht übersieht, umgehen kann.
Sicheres Verankern von Wintergärten und Terrassendächern
Dipl.-Ing. Torsten Kühnert (fischer Deutschland GmbH) wandte sich einem Thema zu, das von wesentlicher Bedeutung für die Praxis des Wintergartenbauers ist. Kühnert stellte den aktuellen Stand der Befestigungstechnik dar und referierte die planerischen Vorgaben und die erforderliche Kompetenz für eine fachgerechte Montage. Er stellte die vorhandenen Systeme für Beton und Mauerwerk vor und ging auf das aktuelle Thema fachgerechter Befestigungen an gedämmten Fassaden ein.
Stand und Ausblick beim Gebäudeenergiegesetz (GEG)
Dr. Tim Schulze vom Referat Energiepolitische Grundsatzfragen im Gebäudesektor des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie informierte über den aktuellen Stand des Gebäudeenergiegesetzes.
Nach wie vor besteht das grundlegende Ziel darin, die Vorgaben der Europäischen Union im Rahmen ihrer Klima- und Energiepolitik bis 2030 umzusetzen:
Senkung der Treibhausgasemissionen um mindestens 40% (gegenüber dem Stand von 1990)
Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energiequellen auf mindestens 27%
Steigerung der Energieeffizienz um mindestens 27%
Schulze zeigte dabei den Weg von der alten EnEV bis zum projektierten Gebäudeenergiegesetztes auf und stellte den aktuellen Stand der Diskussion nach Beendigung der langwierigen Koalitionsverhandlungen dar.
Einsatz moderner Funktionsgläser in Glasanbauten
und Stand der Änderungen zur DIN 18008
Dipl.-Ökonom Jochen Grönegräs, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Flachglas e.V. (Troisdorf) ging zunächst auf aktuelle Entwicklungen und Innovationen in der Glasbranche ein, die auch der Branche die Chance nach einer Er-höhung des geben. Nach wie vor bestehen große Reserven darin, moderne Funktionsgläser als attraktive Ergänzungen anzubieten, durch das Aufgreifen von Innovationen und Trends einen spürbaren Zusatznutzen überzeugend zu verkaufen.
Das Thema „Anprallschutz bei Verglasungen mit Brüstungshöhen unter 80 cm“, waren Thema des zweiten Teils des Vortrags. Hier ging es vor allem um „frei und ohne Hilfsmittel zugängliche Vertikalverglasungen“, die auf der zugänglichen Seite „bis mindestens 0,80 m über Verkehrsfläche mit Glas mit sicherem Bruchverhalten auszuführen“ sind und der Verankerung dieser Bedingung in der Überarbeitung der DIN 18008.
Leichtere Dächer für Wintergärten und Terrassendächer
Der nächste Vortrag schloss eng an die Ausführungen über Innovationen der Glasindustrie an. Dipl.-Phys. Christoph Troska von der Kuraray Europa GmbH (Troisdorf) referierte über den Einsatz von leistungsstarken Folien, um die Dimensionierung der Scheiben insbesondere im Dachbereich zu minimieren, wo-durch die erforderliche hohe Standsicherheit mit deutlicher Senkung der Ver-glasungsgewichte verbunden werden kann. Hierzu wurden insbesondere auch für den Wintergartenbau zukunftsweisende Untersuchungen von der Kuraray Europa GmbH gemeinsam mit der Technischen Universität Dresden in Zusammenarbeit mit dem Systemgeber TS Aluminium (Großefehn) durchgeführt.
Praxiserfahrungen mit „Blankodarlehen“
Eine interessante Ergänzung für die Praxis des Handwerkers war der Beitrag zu einer möglichen Verkaufsförderung durch die Bereitstellung von „Blankodarlehen“ dar. Es referierte Udo Fritz von der R. Ladwig GmbH (Dannstadt-Schauernheim).
Nach Prüfung aller möglichen Förderungen erwies sich allein das Darlehenssystem der Bausparkassen für Darlehen von 10.000,00 € bis 30.000,00 € als praxistauglich für den Wintergartenbau. Der Handwerker kann den Kunden direkt an die Bausparkasse verweisen und „muss“ selbst keinen Einblick in die Vermögensverhältnisse des Kunden nehmen. Vorteile sind weiterhin.
Schadensfälle aus Gerichtsgutachten
Vorstandsmitglied und Gutachter Dipl.-Ing. Peter Ertelt stellte in seinem Vortrag einige Beispiele aus seiner Arbeit als Gerichtsgutachter vor. Unterlegt mit zahl-reichen Abbildungen konnte man sich viele weniger oder auch gar nicht gelungene Beispiele bei der Bauausführung ansehen. Ertelt präsentierte eine ganze Palette von Schadensfällen, bei denen es oft weniger um die anerkannten Regeln der Technik, sondern eher um die „kreative Phantasie“ findiger Monteure gegangen ist. Das Publikum nahm diese Beispiele interessiert und gelegentlich kopfschüttelnd zur Kenntnis.
Servicekultur im Handwerk
Stefan Grassmann (Simonis Servicekultur, Augsburg) machte den Abschluss des umfangreichen Vortragsprogramms. Der gelernte Schauspieler, Trainer und auch noch gelegentliche Darsteller in bekannten Fernsehserien stellte mit dem Blick auf die „Servicekultur“ im Handwerk ein oft zu Unrecht vernachlässigtes Thema in den Fokus. Dabei ging es thematisch einerseits um eine erfolgreiche Kundenbindung sowie entscheidende Details, die eine Kundenbeziehung nachhaltig gestalten können, andererseits aber auch um innerbetriebliche Maßnahmen, mit denen Mitarbeiter ihre Zufriedenheit erhöhen und dauerhaft an das Unternehmen gebunden werden können.
Mitgliederversammlung des Bundesverbandes
Die Mitgliederversammlung, ebenfalls unter der Versammlungsleitung von Rainer Trauernicht hatte im engeren Kreise der Mitglieder und Fördermitglieder im Vorfeld der Fachtagung die Entwicklung des Verbandes seit der letzten Mitgliederversammlung und die nächsten Aufgaben sowie die dafür erforderlichen Finanzen im Blick.
Im Bericht hob der 1. Vorsitzende Dr. Steffen Spenke besonders hervor,
die vom Fachausschuss Holzwintergarten unter Leitung von Peter Ertelt überarbeitete und ergänzte „Richtlinie des Bundesverbandes Wintergarten e.V. zur Ausführung von Holzwintergärten“ (Merkblatt 05 des BV Wintergarten, 3.Ausgabe),
die Fortsetzung und der weitgehende Abschluss der Zertifizierung nach DIN EN 1090 aller im Verband organisierten Hersteller von Aluminiumdächern,
die Aktualisierung des Mustervertrages (Merkblatt 03 des BV Wintergarten, 3. Ausgabe) entsprechend der Reform des Bauvertragsrechts),
der weitgehende Abschluss der Arbeiten zu den Prüfungsgrundlagen für die Systemprüfung und
die Zusammenarbeit mit dem BV Metall zum Abschnitt Wintergarten des Fachregelwerkes Metallbau.
Nach Annahme des Finanzberichts, Entlastung des Vorstands und Erledigung der weiteren Pflichten der Mitgliederversammlung des Berufsverbandes, wur-den die beiden zwischenzeitlich vom Vorstand kooptierten Mitglieder Dipl.-Ing. Ellen Warnke (Soft-Ing-Team GmbH & Co. KG, Südbrookmerland) und Dipl.-Ing. Frank Mücke (weinor GmbH & Co. KG, Köln) einstimmig von der Mitglie-derversammlung bestätigt.
Ellen Warnke ergänzt den Vorstand insbesondere auf den Gebieten „Software und Digitalisierung“. Frank Mücke wird künftig den neugebildeten „Fachaus-schuss Aluminiumdächer“ leiten, der aus den beiden bisher bestehenden Fachausschüssen „Sommerlicher Wärmeschutz“ und „Technik“ gebildet wurde. Diet-rich Tegtmeier hatte nach mehr als 10-jähriger Leitung des Fachausschusses Technik und Mitarbeit im Vorstand um Entlastung gebeten.
Dr. Uwe Arndt stellte in einem Beitrag neue Ideen zur Entwicklung der Öffentlichkeitsarbeit vor. Er informierte darüber, dass der „Ratgeber Wohnen im Wintergarten“ nach 13 Jahren eingestellt worden ist.
Dem Bundesverband ist es allerdings gelungen, bereits 2018 mit einem neuen Produkt in der Publikumspresse zu erscheinen, das mit den Themenfeldern „Terrassendach und Glashaus“ einen Teil der Palette des Bundesverbandes abdeckt. Im August 2018 wird eine Beilage „Glashaus“ in der Publikumszeitschrift „Mein schönes Zuhause“ erscheinen. Gerade in diesem für die Mitglieder wichtigen Bereich ist die Frage nach der Qualität und der möglichen Abgrenzung zu „Billiganbietern“ von großer Bedeutung. Weitere Extras sollen folgen. Der Fachausschuss Öffentlichkeitsarbeit und Marketing wird Dr. Arndt dabei weiterhin nach Kräften unterstützen.
Foyer-Ausstellung: Produkte und Lösungen für den Wintergartenbau
Die Foyer-Ausstellung von Firmen aus dem Zulieferer- und Ausstattungsbereich für den Wintergarten- und Terrassenbau begleitete bereits zum siebten Mal die Jahrestagung des Bundesverbandes Wintergarten e.V. Sie ist eine willkommene Bereicherung des Fachprogramms und wird von vielen Teilnehmern genutzt, um neue technische Lösungen und Produkte kennen zu lernen.
Von Seiten der Aussteller wie von Seiten der Tagungsteilnehmer wird dieses Format gern genutzt. Die „familiäre Atmosphäre“ gibt ausgiebig Gelegenheit zu intensiveren Gesprächen, als das zum Beispiel auf einer großen Messe möglich ist. Manch interessantes Gerät oder effektive Software hat hier schon einen neuen Anwender gefunden.