(openPR) Eröffnung: 2. Oktober 2014
3. Oktober – 29. November 2014
District
Bessemerstraße 2-14, 10103 Berlin
www.district-berlin.com
Berlin, 03. September 2014
"Es ist der Auftrag unserer Generation, diese strategisch dämonisierte Vergangenheit zu revidieren"
Agne Bagdžiunaite (Künstlerin und Kuratorin, Litauen)
Zwischen Ausklingen des Kalten Krieges und zurückliegender Zukunft: Anlässlich des 25. Jahrestages des Berliner Mauerfalls erkundet die Berliner Kunstinstitution District in dem interdisziplinären Performance- und Ausstellungsprojekt "The Forgotten Pioneer Movement" vom 2. Oktober bis zum 29. November 2014 die Erfahrungen der „letzten“ europäischen Pioniergeneration zwischen Sozialismus und Postsozialismus.
Im Zentrum stehen die gesellschaftlichen Perspektiven der Künstler_innengeneration, die im ‚pOst-Westlichen‘ Europa der 1990er Jahre aufwuchs. Durch Performances an verschiedenen Orten Berlins, einer Ausstellung bei District sowie einem öffentlichen Seminar aktiviert das Projekt die Zeugenschaft jener „letzten Pioniere“, die die Perestroika und den Zusammenbruch der ehemaligen sozialistischen Staaten als Kinder und Jugendliche miterlebten.
Kuratiert von Susanne Husse und Ulrike Gerhardt, nähert sich "The Forgotten Pioneer Movement" der Geschichte und Gegenwart des Postsozialismus als einer europäischen Erfahrung unabhängig von nationalen und geopolitischen Einteilungen. Die Pionierin/ der Pionier als Trägerin/ Träger einer sozialistischen Zukunftsvision und ehemalige kindliche Identifikationsfigur wird dabei als vielfältige Projektionsfläche genutzt.
Im Performanceprogramm werden kollektive und individuelle Erinnerungslinien durch den Einsatz des Psychodramas als sprachliche und gestische Erinnerungstechnik verknüpft.
Eine der acht Performances, "Seid ihr bereit? Pioniere von Marzahn", der Dresdner Künstlerinnen Anna Till und Juliane Schmidt, entsteht in Zusammenarbeit mit der Galerie M und dem Jugendzentrum FAIR im ehemaligen Haus der Pioniere zwischen August und Oktober mit einer Gruppe von Kindern in Marzahn. Weitere Performances – wie die von bankleer, Domaš Noreika der Künstlergruppe ŽemAt und SKILLS wie auch Alexandra Pirici in Kollaboration mit dem HAU-Theater – werden an verschiedenen ebenfalls öffentlichen Orten Berlins präsentiert.
SKILLS ist eine Performancegruppe von Camilla Milena Fehér und Sylvi Kretzschmar, die mittels auf der Bühne vollführten Bewegungen musikalische Sounds erzeugen. Die zwei Künstlerinnen werden im stillgelegten Kesselhaus auf dem Gelände der Malzfabrik eine futuristische Konzertperformance mit dem Titel "AVANT" realisieren – eine Preview ihres Stückes "Pioniergeist", das im Februar 2015 im HAU Premiere feiern wird.
Um sich der von der Kunsthistorikerin Edit András beschriebenen „zurückliegenden Zukunft“ des Postsozialismus jenseits mythologisierender Vereinnahmungen zu nähern, nimmt "TFPM" im Ausstellungsteil eine Neuverknüpfung jener entfernten Zukunft mit aktuellen Phänomenen vor.
Die Künstlerin Marina Naprushkina zum Beispiel zeigt aus ihrem Archiv "The Office for Anti-Propaganda" ein neues Video sowie eine Plakatserie im öffentlichen Raum über die seit Anfang der 2000er Jahre vom belorussischen Präsidenten Alexander Grigorjewitsch Lukaschenko unter nationalistischen Vorzeichen wiederbelebte Pionierorganisation. In Naprushkinas Installation steht das Video einer für das "TFPM" entwickelten Wandzeichnung gegenüber, in der erzählte Erinnerungen an das Bildungssystem von Frauen aus Deutschland und Weißrussland unterschiedlicher Generationen in einen Comic münden.
Das Diskursprogramm "The Pioneer Camp of ReVision", co-organisiert von dem Zagreber Kuratorinnenkollektiv [BLOK] und der Kunsthistorikerin Ana Bogdanovic (Universität Belgrad), ist ein öffentliches Seminar, das vom 3. bis 5. Oktober stattfinden wird und sich in Vorträgen, Workshops, Diskussionen, Künstler_innengesprächen, Performances und Screenings mit der ReVision relevanter Fragen, Konzepte und Begrifflichkeiten zu "The Forgotten Pioneer Movement" befasst.
The Forgotten Pioneer Movement wird gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds.