(openPR) Bürgerinitiative "Rettet den Stadtwald" hat Unterschriften gesammelt
Trotz der Morgenstunde haben sich zahlreiche Gegner der Windkraftanlagen im Stadtwald von Bad Hersfeld eingefunden, um ihre gesammelten Unterschriften an Bürgermeister Thomas Fehling zu übergeben.
Gut tausend Menschen haben auf den Listen unterzeichnet. Dazu kommen noch rund 300 Unterschriften, die bislang in einer online-Petition abgegeben wurden. Diese Petition läuft noch bis zum 18. Juni unter http://www.openpetition.de/petition/online/keine-windkraftanlagen-im-stadtwald und steht allen offen, die sich auch außerhalb von Hersfeld dem Bürgerprotest anschließen wollen.
Die heute übergebenen Unterschriften wurden in ganz Hersfeld gesammelt. Initiatorin Ingrid Gebhardt ist vom Erfolg überwältigt: „Mit so viel Unterstützung hatte ich wirklich nicht gerechnet, als ich mit meinen Listen losgezogen bin.“ Viele wurden auf das Projekt erst nach der Bürgerversammlung am 24.04.13 richtig aufmerksam. Die Presse hatte in den vergangenen Monaten darüber berichtet, dass das Gebiet vom Regierungspräsidium gar nicht als Vorranggebiet ausgewiesen wurde. Das TÜV-Gutachten hatte eine eher bescheidene Windhöfigkeit ausgewiesen. Auch wenn die Stadtverordneten die Errichtung der Windkraftanlagen bereits im März 2012 verabschiedet hatten, sah es doch lange Zeit so aus, als ob ein Bau gar nicht zustande kommen könne. In einer Bürgerversammlung hat das beauftragte Unternehmen Abo-Wind das Projekt vorgestellt. Die Bürger konnten Fragen dazu stellen, von denen am Ende viele nicht beantwortet wurden.
Bürgermeister Fehling hat sich persönlich ganz klar gegen die Windkraft im Stadtwald ausgesprochen. Er hat sich damit auch gegen seine eigene Partei gestellt, denn die Hersfelder FDP-Politiker haben die Sache zusammen mit der Mehrheitsfraktion aus SPD, Grünen und FWG durchgewunken. Der Bürgermeister hat bei der Überreichung der Unterschriften klar gestellt: „Das Projekt ist bereits weit fortgeschritten. Wenn Sie, die Bürger, Ihren Stadtwald noch retten möchten, dann müssen sie schnell handeln.“ Angesprochen auf die Frage nach einer eventuellen Regressforderung bei Rücknahme des Projektes konnte Fehling zwar keine genaue Zahl nennen, hat die Bürger aber aufgefordert sich davon nicht entmutigen zu lassen. Eine Forderung muss belegt sein und diese Belege müssen geprüft werden. Ein hoher sechsstelliger Betrag wird dabei sicher nicht heraus kommen.
Eine der Sprecherinnen der Bürgerinitiative, Andrea Zietz aus Bad Hersfeld, hat gegenüber der Presse darauf hingewiesen, dass die Bürger denkbar schlecht informiert wurden. So seien zum Beispiel nie Fragen beantwortet wurden auf welchen Zu- und Abwegen die riesigen Materialmengen in den Wald verbracht werden. Die Anwohner aus den Stadtteilen Kalkobes, Heenes und Allmershausen sind stark verunsichert. Gerade hier hat man bereits gravierend unter dem Lärm eines hohen LKW-Aufkommens zu leiden. Der Logistik-Standort Bad Hersfeld hat in den letzten Jahren viele Unternehmen angesiedelt, die täglich mit zahllosen LKW angefahren werden. Auch hier hat sich bereits eine Bürgerinitiative gebildet, die verzweifelt versucht den Schwerverkehr aus den Wohngebieten heraus zu bekommen. Nun soll es für die Anwohner noch dicker kommen: Die Anfahrt der Baumaterialien soll laut einer Stadtverordneten über Kalkobes erfolgen.
Andrea Zietz betont: „Auf unsere Fragen nach den Zuwegen haben wir nur die lapidare Antwort bekommen, es würde da angefahren, wo es am besten ginge. Aber wo genau ist das?“ Auch die Frage der Anbindung an die Stromtrasse ist ungeklärt. Laut Experten wird es zumindest ein zusätzliches Umspannwerk geben müssen, von dem bislang auch noch keine Rede war. Und wohin die große Menge Erde gebracht wird, die für die Fundamente ausgehoben wird, ist ebenfalls unklar.
Auch die Vertreter der Umweltschutzorganisation NABU waren heute anwesend. Der Vorsitzende Heinrich Eigenbrod und Pressewart Thomas Hartwig lehnen Windkraftanlagen im Wald kategorisch ab und führen hier viele gute Gründe ins Feld. Der NABU sieht die Langzeit-Beobachtung des Areals besonders kritisch. Der NABU selbst hat eigene Untersuchungen zum Fledermausvorkommen unternommen. Die Anwohner des Wehneberges sehen jeden Tag den Rotmilan seine Kreise ziehen. Einem Biologen, der das Gebiet ernsthaft untersucht, liegen die Ausschlusskriterien direkt vor der Nase. Leider ist auch dieses Verfahren völlig ohne Transparenz für die Bürger. Wann, wie häufig und wo genau die Untersuchungen stattfinden auch das ist unbekannt.
Viele Bürger haben die Überzeugung gewonnen, dass hier absichtlich nicht alle Fakten offen gelegt werden. Aufgrund des massiven Bürgerdrucks sind zahlreiche Stadtverordnete ins Grübeln gekommen. Als die grüne Politikerin Monika Schmidt in der letzten Woche die Vertagung der Entscheidung zur Änderung des Flächennutzungsplans beantragt hat, wirkte sie durch den deutlichen Bürgerprotest verunsichert. Lediglich die Stadtverordneten der CDU-Fraktion unterstützen bislang die Bürgerinitiative. Sie waren es auch, die als einzige Fraktion eine Ortsbegehung durchgeführt haben. Mit ihnen gemeinsam wird die Bürgerinitiative am Samstagmorgen vor dem Rathaus einen Info-Stand einrichten. Hier werden auch weiter Unterschriften gegen das Projekt gesammelt. Wenn die Stadtverordneten-Mehrheit die Sache nun auf Biegen und Brechen durchpeitscht, dann muss sie sich auf eine Menge Gegenwind gefasst machen.