(openPR) Kinder lieben Märchen. Sie folgen den Erzählern mit großen Augen und Ohren hinein in die Märchenwelt voller Feen, schöner Prinzessinnen und mutigen Prinzen. Aber schon ist das Märchen vorbei. Schade! Doch was passiert, wenn sich das Märchenbuch zwar schließt, aber zugleich ein riesiger Koffer voller Requisiten geöffnet wird?
20 Kinder tummeln sich auf der Bühne. Manchmal ist es schwer, den Überblick zwischen all den Haarschöpfen, aufgeregten Kinderstimmen und Lachen zu behalten. Trotzdem scheint es eine gewisse Ordnung zu geben und so werden Feenhüte, Zauberstäbe und Königsroben aus dem riesigen alten Koffer geholt. Mit langen Stoffbahnen und einem ausrangiertem Moskitovorhang wird über Stühle und Tische ein Dornröschen-Schloss gebaut. Die Spielfreude treibt die kleinen Schauspieler und Schauspielerinnen zu immer neuere Ideen an. „Und ich bin der Frosch!“ ruft ein kleiner Junge, wirft sich ein grünes Tuch um und hüpft auf die Bühne. „Und ich bin der König!“ nickt ein kleines Mädchen ernst, während es sich vorsichtig, die Königskrone auf den Kopf setzt. So findet bald ein jedes Kind die Rolle, die es schon immer einmal sein wollte. Und um das Schloss wächst eine Dornenhecke, so hoch, dass Kinderhände fast zur Decke wachsen. Und als der Prinz auf dem Pferd heran reitet, verwandelt sich die Dornenhecke und aus vielen Kinderhände fallen hunderte Rosenblätter. „Noch mal!“ rufen die Kinderstimmen durcheinander. So beginnt das Spiel vor Neuem.
Und mit dem Spiel beginnen die Erfahrungen. Wie ist es, eine Dornenhecke zu sein? Wie fühlt es sich an, eine Rosenblüte zu sein? Ist die „böse Fee“ wirklich böse? Oder ist sie nur beleidigt, weil sie nicht eingeladen wurde? Es wird diskutiert, probiert, verworfen, neue Ideen gesammelt, gespielt und gelacht. Und so lernen Kinder, die noch gerade wie gebannt zugehört haben, das Geschehen mit allen Sinnen zu entdecken und zu erleben. Sie lernen mit Spaß und Freude für einen Augenblick im Rampenlicht zu stehen. Sie entdecken das Vertrauen in sich selbst, denn es gehört immer Mut dazu, sich ins Rampenlicht zu stellen. Und sie erleben miteinander in der Gruppe die Entstehung eines kleinen Theaterstücks. Stolz gehen sie hinaus, die Prinzessinnen, Könige, Feen und Frösche und das Märchen ist lebendig geworden.
Kinder identifizieren sich schnell mit den holzschnittartigen Rollenstrukturen im Märchen. Sie erleben als Orientierung, wie Gut und Böse im Märchen agieren und brauchen die Gewissheit, dass am Ende immer alles gut wird. So erfahren sie auf spielerische Art und Weise neues für sich selbst, Handlungsideen, Selbstvertrauen und Kreativität. Das Märchen ist durch sie und für sie lebendig geworden.
Und wenn ich hinterher die vielen kleinen und großen Dingen wieder in ihre Kästen, Kisten und Koffer verstaue, so lebt das Märchen weiter. So lange bis sich die Kästen, Kisten und Koffer wieder öffnen, Kinderhände nach Feenhüte, Zauberstäben und Königsroben greifen und das Märchen zum Leben erwecken.













