(openPR) Einen "Angstroman" nennt der Buchautor seine zeitgeschichtliche Darstellung aus dem Nachkriegs-Thüringen. Am Schicksal einer Familie wird das schon weitgehend vergessene Jahrzehnt zwischen 1945 und 1955, zwischen "SBZ" und "DDR" wachgerufen - ein Zeit, die östlich der damaligen Zonengrenze im Zeichen des Stalinismus stand. Eine "Sonne schön wie nie" hatte dort aufgehen sollen, wie die einstige DDR-Nationalhymne verhieß. Ganz anders erlebt der Schüler Uli diese Ära. Das Kriegsende in einer thüringischen Kleinsstadt, die amerikanische, dann die sowjetische Besatzung, die Verhaftungen von Vater und Bruder, die Macht der Staatsorgane, das flüchtige Freiheitsgefühl am 17. Juni 1953 und die folgenden neuen Ängste prägen ihn. Hinzu kommt die bedrückende Erfahrung, dass der Weg zum Abitur durch Verstellung und Lüge erkauft werden muss. Am Ende steht die Flucht in den "Westen".
Das Geschehen wird abwechselnd durch Schilderungen des Jungen und Tagebuchaufzeichnungen der Mutter erzählt. Der Erlebnishorizont ist subjektiv, aber durch eine Fülle von authentischen Einzelheiten entsteht ein wahres Bild des Lebensalltags.
Rahmentexte der Buchkapitel erhellen schlaglichtartig den politischen Hintergrund, Ein amerikanischer Bombenschütze, ein kirgisischer Unteroffizier, Stalin in Moskau, ein Tischtennis spielender SED-Chef Ulbricht, ein russischer Pilot und ein Stasi-Offizier in Gera und seine "Klassenfeinde" - sie alle haben ihren eigenen Blickwinkel. Trotzdem wird auch an ihrem Beispiel eine Wahrheit sichtbar: Keine Angst mehr zu haben, das ist Freiheit. Dies und das Wachhalten der Erinnerung und ein Veto gegen beschönigende DDR-Nostalgie sind die Anliegen des Buches.
Ulrich Picht: Sonne schön wie nie. Ein Angstroman.
352 S., Paperback, 18.50 Euro,
ISBN 3-8334-4028-7