(openPR) Bahnt sich auf dem Auktionsmarkt nach der Sensationsauktion des Noldegemäldes „Nadja“ in München nun eine neue Sensation an?
Museumsreifes Gemälde „Leda und der Schwan“ in Auktion bei DWJ
Das junge Auktionshaus DWJ Auktionen ( www.DWJ-Auktionen.de ) stellt am 6. Oktober in seiner Herbstauktion auf Schloß Nymphenburg in München ein Werk aus, das unscheinbar mit „Leda und der Schwan - nach Michelangelo Buonarotti“ bezeichnet wird. Das Gemälde wird vor 1620 datiert und stammt aus Hamburger Familienbesitz.
Michelangelos „Leda und der Schwan“
Das zugrundeliegende, verschollene, möglicherweise zerstörte Original Michelangelos gehört zu den wenigen Tafelgemälden, die Michelangelo malte. Die Geschichte des Originalgemäldes wäre eines Hollywoodfilms würdig. Es entstand um 1529 für Alfonso d’Este von Ferrara. Dieser hatte während der Arbeit Michelangelos an der Sixtinischen Kapelle (um 1515) das Werk beim Künstler selbst in Auftrag gegeben. Alfonso d’Este sollte das Werk aber nie erhalten. Die Legende besagt, dass sich der Abgesandte des Herzogs taktlos gegenüber Michelangelo verhalten habe. Michelangelo war daraufhin so verstimmt, dass er die Übergabe verweigerte und das Bild seinem Schüler Antonio Mini schenkte. Mini brachte das Bild dann im Jahre 1532 an den französischen Hof und hinterlegte es dort für Franz I. als möglichen Interessenten. Später soll dieser das Bild dann auch erworben haben.
Das Gemälde hing bis 1643 in Fontainebleau, bis es unter Ludwig XIII., wahrscheinlich auf Wunsch von Anna von Österreich, wegen seiner unmoralischen Darstellung an den Minister François Sublet zur Vernichtung übergeben wurde. Ob dieser der Weisung nachkam oder das Bild selbst behielt bleibt unklar, zu vermuten ist, dass er es wohl einfach zerbrach und es dann in diesem Zustand die nächsten hundert Jahre überdauerte, denn Francesco Milizia schreibt in einem seiner Reiseberichte, er habe es 1740, wenn auch in schlechtem Zustand, gesehen. Danach verlieren sich alle Spuren des Gemäldes, anzunehmen ist allerdings, dass es nach Milizias Bericht wohl eher restauriert als vernichtet wurde und bis heute irgendwo unerkannt schlummert oder sich, als eine der Kopien in die Museen unserer Zeit gerettet hat.
Die Kopien des, wahrscheinlich berühmtesten Tafelgemäldes Michelangelos, sind im Besitz großer Museen wie der National Gallery in London, der Gemäldegalerie Dresden und dem Museo Correr in Venedig. Lediglich bei dem Werk in der Gemäldegalerie Dresden ist der Künstler bekannt (Peter Paul Rubens). Die anderen Gemälde sind, ebenso wie das auf Schloß Nymphenburg angebotene Werk, von unbekannten Meistern der Zeit.
Angesichts dieser Historie und Bedeutung des Motivs und des Werkes erscheint der vom Auktionshaus DWJ angegebene Schätzpreis von 50.000 Euro gering und das trotz der angegebenen Restaurierungen und Parkettierungen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, welche das Werk wohl lediglich interessanter machen,. Es wird bei der Auktion mit Sicherheit zu einem Zuschlag in deutlich anderen Regionen kommen.
Grosz, Liebermann und Janneck - viele Highlights eine Auktion
Neben „Leda und der Schwan“ erscheinen die, vom Auktionshaus als Highlights gewählten Werke von George Grosz, Max Liebermann oder Franz Christoph Janneck wie Herrenhäuser im Schatten eines Palastes. Dennoch sind auch diese Werke, ebenso wie die hervorragenden Werke der angebotenen Zeitgenossen Waske, Atget oder Kiefer, erwähnenswert, da sie in vielen anderen Auktionen sicherlich zurecht den Titel Auktionshighlight verdienen würden.
Das schöne über Blei gemalte Aquarell „Der Freier“ von George Grosz zeigt im typisch karikaturistischen Stil Grosz’ eine rothaarige in einen Mantel gehüllte rauchende Dame, der ein Herr mit Hut und im Anzug einen lasziven Blick hinterherwirft. Gemeinsam mit dem Titel wird hier dem Betrachter der Anreiz gegeben seine Phantasie über das Vorher oder das Nachher dieser Szene schweifen zu lassen.
Franz Christoph Janneck - Die Hochzeit des Dyonysos
Durch diese angeregte Phantasie bettet sich das Werk ebenso passend in die Thematik der Auktion „Eros in der Kunst durch die Jahrhunderte“, wie die barocke Bachus-Szene des Franz Christoph Janneck. Nachdem Theseus mit Ariadnes Hilfe auf Kreta den Minotaurus bezwungen hat, fliehen die beiden und segeln mit Theseus’ Schiff gegen Athen. Theseus legt unterwegs auf Naxos an und lässt Ariadne zurück. Dyonysos (Baccus) rettet sie und nimmt die ausgesetzte Königstochter zur Gemahlin. Diese Szene wird hier meisterlich von Janneck in barocker Form geschildert. Das Werk gehört sicherlich zu den Topwerken in Jannecks schaffen.
Max Liebermanns Geschenk an seine Meisterschülerin
Das zierliche Gemälde Liebermanns glänzt weniger durch Laszivität oder Ausschweifung, sondern durch seine Schlichtheit und seine Geschichte. Max Liebermann malte dieses kleine Ölgemälde einer unbekleideten Dame unter einer Pappel als Andenken für seine Meisterschülerin Helga Witthauer „Meiner Meisterschülerin zum Andenken; Sie war meine Beste!“. Auch bei diesem Werk zeigt sich das Auktionshaus DWJ mit seiner Schätzung von 30.000 Euro moderat.
Kiefer und Waske - Zeitgenossen in Auktion
Abgerundet wird das Sortiment der Auktion auf Schloss Nymphenburg in München ganz im Sinne des Titels „Eros in der Kunst durch die Jahrhunderte“ mit zeitgenössischen Werken. Der gefragte Zeitgenosse Mathias Waske ist mit fünf großformatigen Gemälden vertreten, die mit seinem typischen zitatbeladenen, sozialsatirischem Stil aufwarten und bis vor kurzem noch auf der Sonderausstellung „Mathias Waske - Das geheime Werk“ zu bewundern waren. Auch Alfons Kiefer hat sein Privatarchiv geöffnet und sieben Originalgemälde hervorgezaubert von denen zwei bereits den Playboy und zwei die Cosmopolitan zierten.
„Eros in der Kunst durch die Jahrhunderte“ ist eine Auktion deren Vorbesichtigung so manche Sonderausstellung angesehener Museen in den Schatten stellen könnte.
Auktionstermin: Samstag, den 6. Oktober 2007
Vorbesichtigung: 3. Oktober bis 5. Oktober jeweils 15-20 Uhr
Ort: Schloß Nymphenburg; Orangeriesaal; 80638 München
Internet: www.dwj-auktionen.de
Kontakt zum Auktionshaus: