(openPR) Er drehte mit Werner Herzog, Alexander Kluge, Herbert Achternbusch und gab unzähligen Filmen seine eigene Handschrift mit. Nun ist der mehrfach preisgekrönte Kameramann Jörg Schmidt-Reitwein am 21. August 2023 mit 84 Jahren gestorben.
Jörg Schmidt-Reitwein sah sich als visuellen Menschen und dieses Selbstverständnis spürt man in allen Werken seiner Filmografie.
1939 in Königs Wusterhausen (Brandenburg) geboren, absolvierte er als junger Mann Praktika in der Filmbranche, bis er kurz nach dem Bau der Berliner Mauer inhaftiert wurde, als er seiner Freundin zur Flucht in den Westen verhelfen wollte. Nachdem er mehr als 3 Jahre in einem DDR Hochsicherheitsgefängnis verbracht hatte, und schließlich mit Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland entlassen wurde, begann er seine berufliche Laufbahn als Kameraassistent in München. Hier entdeckte er seine künstlerische Ausdrucksform. Sein Durchbruch gelang ihm mit dem Wüsten-Experimentalfilm "Fata Morgana" an der Seite von Werner Herzog, für den er in Folge bei 17 weiteren Filmen hinter der Kamera stand.
Ab den 1970er Jahren arbeitete der Bildkünstler mit vielen bedeutenden Regisseuren wie Alexander Kluge, Herbert Achternbusch, Werner Schroeter, Josef Bierbichler, Markus Fischer, Alan Greenberg und Doris Dörrie. Jörg Schmidt-Reitweins weit über hundert Werke waren nicht nur auf der großen Leinwand zu sehen. Er fotografierte mit seinem besonderen Kamerablick ebenso für das Fernsehen, darunter einige "Tatort"-Folgen, drehte Spiel- und Dokumentarfilme und übernahm die Bildgestaltung für Werbespots und Musikvideoproduktionen. Mit Vorliebe stellt er sich dabei immer wieder Herausforderungen, die es ihm ermöglichten, die Welt filmisch stets neu zu entdecken und mit seiner eigenen Handschrift fotografisch zu erzählen.
Der Kameramann lehrte sein Wissen und seine Liebe zum Film als Dozent an der Ludwigsburger Filmakademie und der Filmakademie der Universität der Philippinen in Manila.
Für seine Arbeit wurde Jörg Schmidt-Reitwein unter anderem zweifach mit dem Bundesfilmpreis für die Beste Kamera und dem ersten Preis für DOP-Arbeiten am Fantasy Film Festival in Málaga (Spanien) ausgezeichnet.
Im Jahr 2017 wirkte er bei dem Dokumentarfilm "Jörg Schmidt-Reitwein: Sehweisen" von Heiner Heinke mit. Der ihm gewidmete Film porträtiert einen leidenschaftlichen Filmschaffenden, der mit seiner künstlerischen Bildsprache zu einem der bedeutendsten Kameramänner des Neuen Deutschen Films gehört.
Jörg Schmidt-Reitwein wohnte bis zuletzt mit seiner Familie auf einem abgelegenen Bauernhof in Bayern, der ihm eine Quelle der Inspiration und der Ruhepol für ein aufregendes berufliches und privates Leben war.
