(openPR) Wesel, 17. Februar 2021, Corona im 12ten Monat
Was macht Beziehungen aus? Warum brauchen wir die Gemeinschaft und wollen trotzdem selbstbestimmt und frei sein? Wie haben sich bis dato die Corona-Beschränkungen ausgewirkt? Auf solche Fragen kann man pauschal antworten, was jedoch im Einzelfall weiterhin ratlos und hilflos macht.
Es geht um Sie, individuell und einzigartig.
Das Leben bietet unzählige Chancen und sehr vielfältige Möglichkeiten zur eigenen persönlichen Entwicklung. Wir alle sind einem stetigen Wandel des Lebens und der Lebensumstände ausgesetzt. Jetzt in Corona-Zeiten bemerken wir, dass alle irgendwie davon betroffen sind. Und jeder hat sein eigenes individuelles Päckchen zu (er)tragen.
Da tut es gut, die eigene Situation und seine Beziehung zu anderen zu reflektieren. Vorweg ist es sinnvoll sich selbst einmal kritisch zu hinterfragen, was diese Zeit der Einschränkungen mit einem macht. Quasi eine Selbstanalyse zu wagen. Wer es ganz konkret wissen will: Bitte stellen Sie sich vor einen Spiegel, z. B. im Bad, und schauen Sie sich in die Augen. Versuchen Sie mal, das 2 Minuten (Eieruhr stellen) auszuhalten, - sich wirklich tief in die Augen zu schauen. Was sehen Sie da? Wen sehen Sie da? Es geht nicht um die Fältchen, die eventuell sichtbar sind. Es geht um die Person, um die Seele, die sich dort zeigt.
Im Spiegel: Wer bist Du?
Was vielen Menschen nicht bewusst ist, Sie sehen sich dabei nie so, wie andere Sie sehen. Denn Sie sehen nur Ihre seitenverkehrte Spiegelung. Rechts und Links sind vertauscht. (Daher kommt es auch, dass wir uns auf Fotos anders, manchmal fremd empfinden.) Schauen Sie sich gütig an und freundlich. Eventuell können Sie sich anlächeln und dankbar sein, dass es Sie gibt.
Vor 5 Jahren habe ich meine Praxis für Psychotherapie in Wesel eröffnet, mit dem Fokus auf Beziehungen und wie diese für alle Beteiligten angenehm, sprich optimiert werden können. Wir Homosapiens sind ständig in Beziehung zu anderen. Privat wie beruflich haben wir mit anderen Menschen zu tun, ganz egal ob wir ansonsten ein asketisches Single-Dasein fristen oder in turbulenter Großfamilie leben. Aus der evolutionsbedingten Notwendigkeit des Miteinanders erwächst der Wunsch nach Abgrenzung, Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung.
Wir Menschen wollen uns verändern und unsere Situation auch gerne verbessern. Das ist der natürliche Prozess der Evolution. Die individuelle Persönlichkeitsentwicklung erfahren wir Menschen durch Veränderungen, sowohl im Kleinen wie auch im Großen. Dabei können die Lebensumstände schon mal leidvoll sein, uns zeitweilig oder dauerhaft sogar krank machen.
Der Mensch gerät oftmals dann in eine Krise, wenn sein Empfinden, seine Erwartung, sein Denken und sein Handeln nicht zueinander passen. Diese Inkongruenz kann körperliche (somatische), psychische und häufig auch psychosomatische Störungen auslösen. Die Zusammenhänge können sehr komplex sein. Aus einer Krise mit Krankheitswert kommt der Betroffene kaum allein heraus.
12 Monate mit Corona-Beschränkungen
In dieser, nun seit 12 Monaten andauernden Zeit der Beschränkungen sehe ich Klienten, die gut mit der Situation klar kommen und welche, die genau gegenteiliges Erleben. Es hält sich in etwa die Waage.
Nehmen wir beispielhaft den privaten Bereich:
Es gibt Paare, die lernten sich neu kennen, dadurch dass sie beide im Home-Office arbeiteten und nahezu 24/7 miteinander und beieinander waren. Das sind dann die Kleinigkeiten beim jeweils anderen, die zuvor unbemerkt oder unbekannt waren. Wo man zuvor am Wochenende in „Prime-Time“ lebte, wurden jetzt Gewohnheiten sichtbar, die dem jeweiligen Partner unbekannt waren. Im günstigen Fall war das interessant und stieß auf Akzeptanz, sodass eine positive Belebung der Gemeinsamkeit daraus erwuchs.
In ungünstiger Konstellation entstanden jetzt oder verschärften sich jetzt Partnerschaftskonflikte. Sogar soweit, dass Trennung und separater Neustart die Alternative war.
Je eher desto besser
Je eher ein Paar auf unerträgliche Zustände reagiert, desto besser sind die Erfolgsaussichten, weil bejahende Gefühle noch vorhanden sind. Leider kommen Ehepaare häufig erst zum Gespräch, wenn einer der Partner schon weitgehend zur Trennung entschlossen ist. Fremdgehen, ungleiche Entwicklung, divergierte Lebenseinstellungen, unterschiedliche Werteansichten und soziales Auseinanderleben sind die am häufigsten genannten Probleme.
Meistens entwickelten sich im Laufe der Jahre daraus körperlich und seelische Untreue, sexuelle Unlust sowie kompromisslose ausufernde Streitereien. Die aktuellen Corona-Beschränkungen verschärfen die unguten Situation, weil man so gut wie keine Face-to-Face-Kommunikation mit anderen hat, weil man nicht raus kann, weil man platt gesagt keine Gesellschaft mehr hat.
Lieblose, rücksichtslose, respektlose oder keine Kommunikation ist das bedeutendste Eheproblem. Nicht selten sind es die (Arbeits)Belastungen, der eingeschliffene Alltagstrott, aber auch die im Laufe der Zeit auseinander laufenden Interessen mit gegenseitiger Gleichgültigkeit.
Einzeln für das Gemeinsame
Als Beziehungs- und Paartherapeut ist mein Anliegen, überparteiisch beiden zu einem zufriedenen Zusammenleben zu verhelfen. Dabei finden ergänzend Einzelgesprächen statt, die die psychisch-emotionalen Aspekte jedes Partners separat erörtern. Dabei kann sich jeder Partner ohne Scham und ohne Rücksicht öffnen und zu neuen Erkenntnissen kommen. Erkenntnisse über sich selbst und über den Partner, über die Beziehung zueinander und über Vorstellungen sowie Wünsche an die Partnerschaft und das Zusammenleben.
Ziel einer Paartherapie ist allerdings auch nicht, die Beziehung krampfhaft um jeden Preis aufrecht zu erhalten. Es geht vielmehr darum, die unterschiedlichen Standpunkte, Bedürfnisse und Lebensziele zu klären. Erkenntnisse über die innere Verbundenheit zum anderen zu gewinnen, sie zu verbessern oder wieder herzustellen. Falls die ehemalige Verbundenheit keinen Wert mehr hat, sollte sich das Paar auch über eine geordnete und “schmerzfreie” Trennung verständigen. Jeder muss eine stimmige Perspektive entwickeln und an die Zeit danach denken.
Wer bist Du? Wer bin ich?
Oftmals erfahren Paare während der Sitzungsgespräche zum ersten Mal etwas von den wahren Gedanken, den tatsächlichen Wünschen und wirklichen Gefühlen des anderen. Auch erleben Frauen und Männer die gemeinsame Beziehung meistens sehr unterschiedlich, was der Grund für heftige Auseinandersetzungen sein kann.
Die Beziehungstherapie ist individuell. Es gibt kein festgelegtes Behandlungsmuster. Jede Beratung verläuft aufgrund der unterschiedlichen Ausgangssituation anders.
Eine Therapie, egal ob Sie einzeln oder gemeinsam stattfindet, kann helfen, die Andersartigkeit des Partners zu erkennen, sie gemeinsam zu besprechen und das Leben wieder gemeinsam zu entwickeln. Eine Beratung oder Therapie hat auch dann Sinn, wenn ein Partner / eine Partnerin ein Beratungsgespräch / Therapie verweigert. Denn, – Sie haben für sich auf jeden Fall etwas zu klären. Eine “erzwungene” Teilnahme ist eher kontra-produktiv.
Und noch eines, geben Sie sich nicht der Illusion hin, die guten Freunde könnten Ihnen eine lösungsorientierte Hilfe sein. Sie meinen es in aller Regel zwar gut, sind aber “Teil des Beziehungssystems” und können somit nicht unparteiisch sein.
Fazit
Nach 5-jährigem Bestehen meiner Psychotherapie-Praxis als Beziehungs- und Paartherapeut waren die vergangenen 12 Monate mit Corona-Beschränkung ausgeglichen, was die Klärung der Partnerschaftskonflikte angeht. Es gab und gibt Gewinner gleichermaßen wie Verlierer. Partnerschaften lernten sich in der Regel besser kennen und verstehen. Da wo es gut lief, profitierten Beide vom Erkenntnis-Zugewinn.
Und dort wo die Erkenntnis zur Trennung und zum Auseinandergehen führte, darf man vermuten, perspektivisch auch etwas Positives erreicht zu haben.
Unterm Strich ist Erkenntnisgewinn immer von Vorteil. Also, schauen Sie sich in die Augen! Fragen Sie sich: Wer bin ich? Was will ich wirklich?
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