(openPR) Mutmaßungen der Deutschen Gesellschaft für Versicherte und Patienten (DGVP) zum angedrohten Ärztestreik
Heppenheim, den 8. Januar 2003 - Ab 22. Januar sind die Ärzte vom Hartmannbund aufgefordert, mittwochs ihre Praxen zu schließen und einen Fortbildungstag einzulegen. Wunderbar! Denn mittwochs ist ja in der Regel nachmittags sowieso zu und dass sich unsere Ärzte einmal wöchentlich weiterbilden wollen, kann eine Patientenvertretung ja nur von ganzem Herzen begrüßen! Also ein herzliches Dankeschön an den Hartmannbund, der zu so mutiger Qualitätssicherung ärztlicher Leistungen auffordert.
Eigentlich schade, dass sich nach den Erwartungen des Hartmannbundes mit rund 10.000 Praxen nur 10 Prozent daran beteiligen wollen. Und selbst deren Teilnahme am Weiterbildungsstreik scheinen sich die Hartmannbündler nicht mal sicher zu sein. Na, ja, man darf wohl auch nicht zu viel erwarten als Patient.
Die Ärzte sollen ihre Sprechzeiten strikter einhalten und Wartelisten einrichten für Patienten, deren Behandlung nicht unbedingt erforderlich sei.
Na gut. Auch Ärzte verdienen ihren rechtzeitigen Feierabend. Dass sie allerdings bisher darunter litten, dass Patienten schon vor Beginn der Sprechzeit Einlass fanden und bis tief in die Nacht kommen konnten, ist der DGVP aus Patientenberichten nicht bekannt.
Vielmehr aber, dass bereits seit längerer Zeit zahlreichen Patienten, die eigentlich behandelt werden müssten, Leistungen mit Hinweis auf das geringe Budget verweigert wurden.
Wenn die Aufforderung, diejenigen warten zu lassen, die keine Behandlung brauchen, bedeutet, dass die anderen, die sie brauchen, sie auch kriegen, ist auch diese Strategie als Qualitätssteigerung der Behandlung zu begrüßen.
Die ganze Aktion ist aber wohl nicht so gedacht, denn der Hartmannbund kündigt auch an, dass es für Patienten beschwerlicher werde. Das Ganze sei, so heißt es, eine Protestaktion gegen Sparpläne der Regierung.
Nanu? Seit wann ist eine Weiterbildungsaktion ein Protest gegen die Bundesregierung? Und seit wann ist es eine Protestbewegung gegen die Bundesregierung, wenn der Patient die Beschwerden tragen soll? Soll man jetzt seinen Nachbarn ohrfeigen, wenn einen die Steuerpolitik der Bundesregierung stört? Natürlich nur, nachdem man angekündigt hat, es sei ein Protest gegen Maßnahmen der Bundesregierung!
Der Hartmannbund fordert die Regierung dazu auf, die Patienten durch eine verstärkte Selbstbeteiligung zu mehr Eigenverantwortung zu zwingen.
Aha. Bisher gingen wir davon aus, dass der monatliche Versicherungsbeitrag einen ziemlichen Batzen Selbstbeteiligung von Gesunden und Kranken an den Kosten der medizinischen Versorgung darstellt. Sie wollen also mehr Geld von den Patienten. Logisch. Sie bereiten den Patienten Beschwerden, um die Bundesregierung zu zwingen, den Patienten mehr Geld abzunehmen.
Und was ist, wenn das so kommt? Geben sie dann den Plan mit der wöchentlichen Fortbildung wieder auf? Die DGVP ruft die vom Ärztestreik betroffenen Patienten auf, sich im Internet unter www.dgvp.de an der Umfrage zum Ärzte-Streik zu beteiligen.
Für weitere Fragen wenden Sie sich bitte an unsere Pressestelle: Tel. 0 62 52 / 94 29 8-25 Fax 0 62 52 / 94 29 8-29






