(openPR) Berlin, 20. Juni 2020, Weltflüchtlingstag.
Am diesjährigen Weltflüchtlingstag ruft Women for Women International (DE) die globale Gemeinschaft dazu auf, die Bedürfnisse geflüchteter, marginalisierter Frauen in fragilen Kontexten nicht zu vergessen.
Alle zwei Sekunden wird ein Mensch aus seiner Heimat vertrieben (UNHCR, 2019). Der Weltflüchtlingstag unterstreicht seit dem Jahr 2001 das globale Ausmaß von Flucht und Vertreibung und würdigt zugleich das Durchhaltevermögen, die Stärke und den Mut der Betroffenen. Dieses Jahr unter COVID-19 spitzt sich die prekäre Lage von Geflüchteten, besonders für Frauen in Flüchtlingslagern zu.
Während der Pandemie sehen sich Menschen auf der Flucht mit enormen Herausforderungen konfrontiert, wie z.B. einem schwachen Immunsystem durch unzureichende Ernährung sowie einem schlechteren Zugang zu sanitären Einrichtungen und medizinischer Versorgung (UNHCR, 2020). Und speziell Frauen haben die Last der Krise zu tragen: Neben unbezahlter Pflegearbeit führen weitverbreitete Ausgangssperren zu einem Anstieg häuslicher Gewalt. In solchen Krisensituationen erleben mehr als 70 Prozent aller Frauen geschlechtsspezifische Gewalt (UN Women, 2020).
Caroline Kent, Direktorin von Women for Women International Deutschland, erklärt: „Women for Women International hat es sich zur Aufgabe gemacht, Frauen, die Vertreibung, Krieg und Gewalt erfahren haben, dabei zu unterstützen sich ein neues, wirtschaftlich unabhängiges Leben aufzubauen. Obwohl Flucht selten ein vorübergehendes Phänomen für die Einzelnen ist, wird zu oft nur auf die akute Nothilfe geschaut. Mit unserem einjährigen Programm befähigen wir Frauen, auch diejenigen die in Flüchtlingscamps untergebracht sind, durch eine Berufsausbildung und kaufmännische Schulungen zu langfristiger wirtschaftlicher Selbstbestimmtheit. Damit erkennen wir die Lebenswirklichkeiten vieler Frauen an und schaffen nachhaltige Perspektiven für die Frauen und ihre Familien.“
Vor allem im Irak stellen die Versorgung und Integration der Betroffenen eine tägliche Herausforderung dar. Dort leben im Juni 2020 etwa 1,7 Millionen Geflüchtete, Staatenlose und (Binnen-) Vertriebene. Die fünffache Mutter Shireen aus Syrien absolvierte das Women for Women International Programm im Irak. Sie floh mit ihrer Familie vor dem Krieg in ihrer Heimat Syrien und wohnt nun seit sechs Jahren in der Autonomen Region Kurdistan. Dort hatte sie zunächst keine Zukunft, kein Geld, und keine Chance auf Integration. Durch das einjährige Schulungsprogramm erlernte Shireen das Nähen sowie weitere wirtschaftliche und soziale Fähigkeiten. In der Unterrichtsklasse hat sich Shireen ein Solidaritätsnetzwerk aufgebaut und sich mit anderen Frauen angefreundet und ausgetauscht. Sie wird ihren Töchtern den Wert und die Gleichberechtigung einer Frau vermitteln; dieser Welleneffekt hat die Kraft, ganze Gemeinschaften zu verändern.
Zur momentanen Situation in ihrer neuen Heimat berichtet Shireen: „Da unsere Männer durch Covid-19 ihren Job verloren haben, bleiben sie zu Hause und uns fehlt das Geld für alltägliche Ausgaben. Dies hat vermehrt zu Gewaltausbrüchen innerhalb von Familien geführt, was wir jeden Tag aufs Neue erleben.“
Women for Women International investiert seit 1993 in die wirtschaftliche Unabhängigkeit und finanzielle Sicherheit unserer Teilnehmerinnen. Seit 2013 wurden so im Irak über 14,000 Frauen erreicht. Um die Folgen von Covid-19 für die Programmteilnehmerinnen abzuschwächen, werden die Module den Lebenswirklichkeiten der Frauen angepasst, welche von geschlossenen Märkten, der Angst vor einer Infektion, und einer sinkenden Nachfrage aufgrund der Wirtschaftskrise geprägt sind. Das im Programm enthaltene monatliche Stipendium wird den Frauen trotz der vorübergehenden Unterrichtspausen weiterhin ausgehändigt, damit sie für den täglichen Bedarf und die Gesundheit ihrer Familie aufkommen können.
Women for Women International fordert die internationale Gemeinschaft auf, stärker in die wirtschaftliche Ermächtigung von Frauen zu investieren.