(openPR) 2. November - 24. November 2019
Mi-So von 15-18 Uhr
Vernissage: 1. November 2019 um 19 Uhr - die Künstlerin ist anwesend
Ort der Ausstellung:
Stadtgalerie im Badehaus
Königsteiner Str. 86
65812 Bad Soden am Taunus
Die Berliner Malerin Elvira Bach, 1951 in Neuenhain/Taunus geboren, ist aus der deutschen Kunstszene nicht mehr wegzudenken. Mit den "Neuen Wilden" Anfang der 80er Jahre über die documenta 7 in Kassel bekannt geworden, hat sie sich mit ihren ausdrucksstarken Frauenbildnissen ihren Platz in den Museen der Welt erobert. Erst 2015 war sie im Frankfurter Städel in der Gruppenausstellung "Malerei der 80er Jahre" vertreten. Bachs Arbeiten sind in zahlreichen internationalen und nationalen Sammlungen vertreten.
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ELVIRA BACH - Malerei in Gestik und ästhetischem Habitus als Notwendigkeit
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Nichts in der Kunst ist für mich berührender als der Mut zu Malerei in individueller Stringenz. Als Elvira Bach 1978 eines ihrer Bilder „Immer Ich" betitelte, war dies die Geburtsstunde der ihr eigenen Thematik, deren Grundstock jedoch bereits weit vorher gelegt war. Überhaupt sind bei ihr Biografie und schöpferisches Tun immer eng verknüpft und untrennbar miteinander verschlungen. Im Oeuvre der Berliner Künstlerin herrscht undogmatisch die Malerei einer Frau mit selbigem Thema, ohne Stereotypen.
Nach einer unbeschwerten Kindheit im Taunus und einer Ausbildung an der Staatlichen Glasfachschule Hadamar geht Elvira Bach Ende der 1970er Jahre nach Berlin – schon damals brodelndes Zentrum von Musik, Theater, Kunst und Leben pur. Vielleicht von den Goldenen Zwanzigern und der Zeit der deutsch-deutschen Wende abgesehen, dürften diese Jahre mit zu den inspirierendsten der Hauptstadt zählen. Ebenso impulsiv wie kraftvoll dieser Zeit entsprechend ist die Malerei einer Gruppe, die sich als „Galerie am Moritzplatz" gründet und später unter dem Begriff „Neue Wilde" verschubladet wird. Schnell erobern diese Maler, nachdem sie 1982 durch ihre Teilnahme an der documenta 7 die internationale Bühne der Kunst betreten haben, die Museen weltweit. Signifikant für ihren Stil ist eine gestische Gegenständlichkeit, die in farbexplosiven, Großformaten das Leben der Metropolen mit all ihren Facetten von Alltäglichkeit als persönliche Lebensverlautbarung offeriert.
Elvira Bach inszeniert dramaturgisch in farbspritzenden, acryltriefenden Bilderzählungen ihr Leben, ihre Geschichte. Sind ihre Weibsbilder zunächst noch hartkantig und farbquellend, kommen diese später immer runder und formvollendeter daher – virtuos in der Malerei mit sämigem Kunstharz wie auch im vital ineinanderkrallenden Aquarell. In einer höchst individuellen Formensprache begegnen uns ihre Protagonistinnen mit markanten Backenknochen, dominanten Augenbrauen, musterdurchwirktem Turban, zupackenden Händen und geschlossenen Lippen, die nie bereit sind, von sich selbst zu erzählen. Ihr Gestus, ihre Accessoires und ihr Umfeld tun dies, lassen den Betrachter das Geschehnis erfahren und am aufregenden Sein teilhaben, für das sich die Malerin an den Eindrücken ihres Lebens bedient und diese zur Grundlage ihrer Geschichtserzählung macht.
Zum Beispiel in der Arbeit „24 Hours" werden alle Rollen, die gegenwärtig für Elvira Bach prägend sind, in Form offenbarter Gegenstände ins Licht gerückt: Hausfrau, Versorgerin, Verführerin, Malerin, Mutter, Managerin und Köchin. Selbst die Hauskatze und eine eingeblendete afrikanische Porträtfigur weisen dezent auf ihr persönliches und ganz privates Leben hin, das sie entschieden bejaht. Aber soll so viel überhaupt verraten sein? Es bleiben weiterhin Lücken und Geheimnisse in ihrer zurückhaltenden Sensibilität ...
Selbst das Motiv der Ausstellung "Bin ich schön" interpretiert all das, was das existentialistische Sein ausmacht ¬– das der Malerin, wie auch unseres: BIN . ICH . SCHÖN. Hier reduziert sich das Wort "schön" nicht allein auf die Ästhetik des Äußeren, auf die wir ja stets zuerst unsere neugierigen Blicke wenden, und uns unweigerlich in dieser Malerei begegnet – ja, diese Frau ist schön, kraftvoll, anmutig, reflektiert, selbstbewusst. Doch in der Ikonographie durchwirken sich äußerliche und charakterliche Attribute. Kleidung, Geschmeide und Schuhwerk der Figur und ihrer Alter Egos, dargestellt in den beiden Unterfiguren, sind bewußt gewählt – die wahre Schönheit ist aber nichts ohne die Innere. Charakter, Einstellungen, Hoffnungen, Glaube, Liebe und nicht zuletzt die Geschichte dieser Person, symbolisiert durch die Kirschen, die ihr in der Jugend im Taunus, ebenso wie Erdbeer- und Spargelfelder begegneten, prägen ein Gesamtbild in Schönheit. Und Schönheit ist eben doch nicht allein ein Begriff der Oberflächlichkeit. Existenz in Schönheit als Berechtigung zur Malerei, als repetitives Thema.
Elvira Bach ist zweifelsohne eine der wichtigsten zeitgenössischen deutschen Malerinnen, gerade weil sie stringent sie selbst ist, sich selbst zeigt, offen – nicht zu offen, sondern symbolhaft verschlüsselt in ihrem wunderbaren, reichen Oeuvre, einer unglaublich individuellen, genialen Malerei, durch die sie uns immer Anteil haben lässt an ihrem Sein, in dem sie selbst als Person zurücktritt und dennoch unübersehbar präsent ist. „Ich bin, wie ich bin", lautet der Text eines Bildes von Ben Vautier, vor dem die Künstlerin posiert. Dass dies ihr Motto ist, dafür liebe ich sie, aber auch für ihre beseelten Bilder, die diesem Thema allzeit verhaftet sind – ohne sich abzuarbeiten, ohne sich je zu wiederholen. Immer wieder erfindet sich die Malerin neu: als Eistänzerin, als Afrikanerin, als Germany’s Next Topmodel, als eigene Muse, als Elvira Bach selbst und in letzter Konsequenz als ich selbst.
Immer ich und immer ich auch … Dass ich sie seit über 25 Jahren begleiten darf und immer wieder überrascht werde. Wieder und wieder. Danke dafür mit all meiner schier unendlichen Begeisterung für diesen Beruf
Michael Marius Marks













