(openPR) Den von rbb "Klartext" wiedergegebenen massiven Vorwürfen der Eltern und ehemaligen Mitarbeiter gegen Mitarbeiter der KJHE "Alte Ziegelei Rädel" wird die Einrichtung in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden im Einzelnen nachgehen. Es besteht allerdings der Verdacht, dass sich unter den sich regelmäßig treffenden und gut untereinander abgesprochenen "Kritikern" der Einrichtung eine gruppendynamische Inflation von Vorwürfen abzeichnet. Hatte z.B. Frau Richter in ihrer Strafanzeige Anfang April noch erklärt, dass bei einem Gespräch ihres Sohnes Pit mit der Lehrerin Frau Gilde diese "einen Stuhl gegen die Wand stieß", übermittelte ihr Lebensgefährte für die "Interessengemeinschaft" der Kritiker Anfang Mai an das Landesjugendamt, dass Frau Gilde "Stühle gegen die Wand schmeißt um den Jungen einzuschüchtern". In der Sendung am 2.7.2008 sagte dann Pit vor laufender Kamera, dass Frau Gilde "einfach einen Stuhl genommen hat und gegen mich geschleudert hatte. Wobei ich dann ohnmächtig geworden bin, also bewusstlos war.“
Mitarbeiter der Einrichtung bestätigen übereinstimmend, dass es nicht die Art von Frau Gilde ist, Stühle zu stoßen, zu schmeißen oder zu schleudern. Dennoch hat die KJHE Rädel das Landesjugendamt bereits im Mai ausdrücklich gebeten, eine ausführliche Untersuchung zu allen Vorwürfen zu unternehmen.
Der von "Klartext" gesendete verdeckt aufgenommene Tonbandmitschnitt eines weinenden Kindes stammt wahrscheinlich aus dem Herbst 2005 oder Frühjahr 2006, als das Kind mit etwa 8 Jahren an die Einrichtung neu gekommen war, u.a. weil es ständig aus allen bisherigen Situationen weglief und in Folge sich selber gefährdete. Das versuchte es am Anfang auch in Rädel. Zum Zeitpunkt des Mitschnitts saß das Kind auf dem Schoß seiner Lehrerin Frau Gilde, die es tatsächlich festhielt, um das Weglaufen zu verhindern. Das gefiel dem Kind zunächst überhaupt nicht, weswegen es die vom rbb gesendeten Bemerkungen machte. Die Lehrerin hat nicht "30 Minuten auf ihr gesessen", wie "Klartext" mutmaßt. Im Gegenteil: das Kind saß auf dem Schoß der Lehrerin. Das Kind ist Frau Gilde sehr zugeneigt.
Über den Inhalt der Sendung hinaus weisen wir darauf hin, dass die Einrichtung am Tag der Sendung (2.7.) von der Staatsanwaltschaft durchsucht wurde. Vorwurf: "Verdacht einer Untreue zu Lasten der betreuten Kinder". Aus der Begründung des gerichtlichen Durchsuchungsbeschlusses:
"Einer Journalistin des RBB wurde am heutigen Tage eine e-mail aus der (...) Einrichtung zugespielt, demzufolge bereits mit der Vernichtung von Beweismitteln begonnen worden ist ("Sie glauben nicht was hier los ist, hier die Schredder stehen nicht mehr still. Hier werden sämtliche Akten vernichtet")."
Die Staatsanwaltschaft muss solchen Hinweisen nachgehen und deren Wahrheitsgehalt überprüfen. Die erste Feststellung: von "dauerlaufenden Schreddern" gab es weit und breit keine Spur. Offensichtlich ein Trick des Verfassers des Emails, das anonym aus einem Berliner Internetcafe verschickt wurde, um die Staatsanwaltschaft über den rbb am Sendetag in Bewegung zu setzen. So produziert man weitere Nachrichten für die Presse.
Nach den Vernehmungen einer Buchhalterin und einer weiteren Zeugin ist es gut möglich, dass die Ermittlungen wegen Untreue bereits von der Staatsanwaltschaft nächste Woche eingestellt werden. Bei den in der Sendung ausgestrahlten Vorwürfen wird es länger brauchen. Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um einen Komplott handelt. Es kommen immer wieder Fälle von medialer Vorverurteilung vor, wo sich später herausstellt, dass keine einzige der damaligen Anschuldigungen zutrafen - trotz übereinstimmenden Aussagen von Kindern und anderen Zeugen.
Stellt sich allerdings heraus, dass es in der Einrichtung in Rädel tatsächlich verdeckte Missstände gibt oder gegeben hat, müssen daraus alle notwendige Konsequenzen gezogen werden. Um die Vorwürfe in aller Ruhe aufklären zu können, hat die Einrichtungsleitung heute beschlossen, Frau Gilde mit sofortiger Wirkung von allen Aufgaben vorerst freizustellen.
D. Hardorp
Hintergrund:
Zur Arbeitsweise und Konzeption der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung „Alte Ziegelei Rädel“:
1. Zurzeit sind 32 Kinder und Jugendliche in vier altergemischten Gruppen mit familien-ähnlicher Struktur untergebracht. Die Kinder und Jugendlichen kommen über die jeweils zuständigen Jugendämter zu uns nach § 34 und 35a des Kinder- und Jugendhilfegesetzes. Viele waren zuvor Schulverweigerer und/oder zeigten solche erheblichen sozialen und emotionalen Auffälligkeiten, dass ambulante Hilfen nicht mehr ausgereicht haben.
2. Primäre Aufgabe der Einrichtung ist es, die Kinder und Jugendliche seelisch und körperlich soweit aufzubauen, dass sie ins Elternhaus zurückgeführt werden können, eine Ausbildung machen können oder eine höhere Schule besuchen. Dies gelingt zwar nicht immer, aber drei unserer Zöglinge haben die Allgemeine Hochschulreife erreicht und stu-dieren oder stehen gerade davor. Viele haben Ausbildungen begonnen beziehungsweise abgeschlossen.
3. Dies ist einerseits durch die Kooperation mit der Waldorfschule Potsdam möglich, andererseits durch zwei kooperierende Ausbildungsbetriebe (eine Tischlerei und das Hofgut Alte Ziegelei Rädel). Beide Betriebe werden von Meistern geführt und sind ausbildungsberechtigt.
4. Die Waldorfschule Potsdam betreibt in Rädel als Außenstelle vier Klassen mit allen notwendigen qualifizierten Waldorflehrern, die wie bei allen Schulen üblich, durch das Schulamt genehmigt sind.
5. Als Einrichtung werden wir von einem Kinderarzt betreut. Er besucht uns einmal wöchentlich, um unsere Kinder und Jugendlichen ärztlich zu betreuen und gegebenenfalls homöopathische, anthroposophische und allopathische Medikamente mit Einverständnis der Eltern zu verschreiben und sonstige ärztliche Anweisungen zu erteilen.
6. Zum pädagogischen Konzept der Waldorfschule Potsdam sowie zum Konzept der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung „Alte Ziegelei Rädel“ gehören Praktika für die jugendlichen Schülerinnen und Schüler. Die Praktika werden in den zwei vorgenannten Betrieben sowie in verschiedenen Einrichtungen und Betrieben vor Ort (zum Beispiel Bäckerei, Bau-betrieb, Krankenhaus, Pflegeheim, Arztpraxis, Blumenladen) absolviert. Die Jugendlichen sind gern dabei, müssen ein Tagebuch und Berichtsheft verfassen und verstehen diese Praktika als ausbildungsvorbereitende Maßnahmen.
7. Im Rahmen der familienähnlichen Wohngruppen kochen die Kinder und Jugendlichen gemeinsam mit und unter Anleitung der Erzieher. In unserem Konzept legen wir großen Wert auf biologische Vollwertkost. Auch das Brot wird in den Gruppen selbst gebacken. Zum Mittag und zum Abend gibt es in der Regel warme Mahlzeiten.
8. Wenn jüngere Kinder mit emotionalen Störungen zu uns in die Einrichtung kommen, ist es nicht auszuschließen, dass sie versuchen, sich und andere zu gefährden. Alle Erzieher wissen, dass sie die Kinder in einer solchen Situation festhalten können, bis sie sich beruhigen. Dies geschieht zur Sicherheit der Kinder in ihrem eigenen Interesse.
9. In den Ferien fahren wir – so wie viele Familien – ins Ausland, dieses Jahr nach Italien und Finnland. In der Vergangenheit waren wir auch in der Tschechei, in Schweden, Frankreich und Holland.
10. Diese kurz gefasste Beschreibung der Arbeitsweise und Konzeption der Einrichtung ist in ausführlicher Weise allen Jugendämtern bekannt und stellt auch den Grund dar, weshalb sie bestimmte Kinder zu uns schicken.
Rädel, den 03.06.2008
Für den Vorstand der KJHE: Malcolm Hope, Erwin Roth
Für die Landesarbeitsgemeinschaft der Waldorfschulen: Dr. Detlef Hardorp









