(openPR) 1,5 Millionen Menschen in Deutschland sind von Mobbing am Arbeitsplatz betroffen. Auch im Kreis Pinneberg erfährt die Mobbing-Selbsthilfegruppe großen Zulauf. Immer wieder ist Ansprechpartner Günther Kollenda von den Schikane-Methoden der Unternehmen geschockt. Besonders tragisch aus seiner Sicht ist: Die Betriebsärzte lassen häufig die Betroffenen gründlich im Stich.
Pinneberg/Wedel - Dagmar Z. arbeitet seit einigen Jahren bei einem renommierten Pharma-Unternehmen in Wedel. Dort sollen Arbeitsplätze abgebaut werden. Seit einigen Monaten hat sich für sie das Arbeitsklima verändert. Die Vorgesetzten unterstellen ihr Fehler bei der täglichen Arbeit, überprüfen, wie oft sie sich einen Kaffee aus der Kantine holt und wollen sie dazu zwingen, ihr PC-Kennwort offen zu legen, da sie angeblich zum Sicherheitsrisiko werde. Dem täglichen Psychoterror war sie bald nicht mehr gewachsen. Ein Besuch beim Betriebsarzt sollte Aufschluss darüber geben, wie sehr sie durch die Schikanen in ihrer Gesundheit beeinträchtigt wird. Doch der rät nach mehreren vergeblichen Terminersuchen dazu, doch lieber einen Psychologen aufzusuchen. Mit Mobbing seitens der Geschäftsleitung habe ihr Gesundheitszustand nichts zu tun. Dagmar Z. fühlt sich im Stich gelassen, kämpft nun um ihren Arbeitsplatz und will sich nicht so einfach abfinden lassen. „Das ist leider kein Einzelfall“, berichtet Günter Kollenda, Ansprechpartner bei der Mobbing-Selbsthilfegruppe Elmshorn dieser Zeitung. Immer wieder kämen Hilfesuchende zu den Gruppentreffen, die sich über unfaire Methoden der Betriebsärzte beschweren. „Da wird Einsicht in die Krankenakten verwehrt. Jedoch werden unter Umgehung des Ärztegeheimnisses vertrauliche Informationen der Geschäftsleitung mitgeteilt.“
Leider sei die Finanzierung der Betriebsärzte nicht „ausreichend“ geregelt. „Die Mediziner sind vom Unternehmen abhängig. Stellen sie nun missliebige Diagnosen, verlieren sie unter Umständen ihren Behandlungsvertrag.“
Haben Betroffene den Mut, sich gegen die „üblen Machenschaften“ ihres Betriebes zu wehren, müssen sie sich auf lange Verfahren einstellen. „Für mich sind die Erfahrungen der Selbsthilfegruppe sehr hilfreich“, berichtet Dagmar Z. So holt Kollenda Rat beim Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz ein, wenn es um Einsichten in Patienten- und Personalakten geht.
Außerdem informiert er mit den Hilfesuchenden die Ärztekammer und die Berufsgenossenschaften, begleitet Gruppenmitglieder bei Schlichtungsgesprächen in der Firma. „Das wichtigste ist für mich, dass Günther Kollenda ermutigt, sich zur Wehr zu setzen“, sagt Dagmar Z., die während der Gruppentreffen auch schon Angestellte erlebt hat, die von „Kollegenschweinen“ und fiesen Chefs fast zum Selbstmord getrieben wurden. Für Kollenda ist es unverständlich, dass Ärzte beim täglichen Psychoterror am Arbeitsplatz mitspielen. „Mediziner sind gesetzlich dazu verpflichtet, Mobbing-Opfern zu helfen.“
Manchmal könnte auch simples Vorrechnen ausreichen, damit Manager umdenken und Angestellte in Ruhe gelassen werden: So gehen auch Arbeitgeberexperten davon aus, dass der deutschen Wirtschaft durch Fehlzeiten und medizinischen Behandlungen durch Mobbing ein Schaden in Höhe von 51 Milliarden Euro entstehe. Nur ein Prozent Krankenstand kostet laut Untersuchungsergebnissen einem Unternehmen mit 1000 Mitarbeitern im Jahr 204000 Euro. „Auch aufwendige Prozesse vor Straf- und Zivilgerichten seien für Betriebe unter Umständen teurer als Mitarbeiter zu unterstützen oder zu halten. „Firmen setzen eher darauf, dass Angestellte nicht informiert sind oder sich entnervt und verängstigt schnell davon abschrecken lassen, sich zu wehren“, so Kollenda.
Wer selbst von Mobbing betroffen ist und Rat und Hilfe der Selbsthilfegruppe sucht, kann sich unter der Rufnummer 04122-52893 mit Günther Kollenda in Verbindung setzen.