(openPR) (Färöer/Deutschland – 15.09.2010) Zum ersten Mal haben Tierschützer nachgewiesen, dass es auf den Färöer-Inseln einen offenen und verdeckten Handel mit Walfleisch gibt. Die Tierschutzaktivisten Andreas Morlok (Projekt Walschutzaktionen - ProWal) und Jürgen Ortmüller (Wal- und Delfinschutz-Forum – WDSF) enthüllten vor Ort als Angler getarnt, dass der heutige Grindwalfang mit der vorgeschobenen uralten Tradition nichts mehr zu tun hat.
Morlok (ProWal): „Entgegen den Behauptungen der Regierungen Dänemarks und der Färöer-Inseln, konnten wir aufdecken, dass das Walfleisch nicht allein den Einheimischen kostenlos zur Verfügung steht. Es gibt einen offiziellen und schwunghaften Handel mit Grindwalfleisch, das in Restaurants wie dem „MarcoPolo“ und im 4-Sterne-Hotel „Hafnia“ sowie auf dem Fischmarkt der Hauptstadt Thórshavn öffentlich angeboten wird. Jeder kann dort Walsteaks erwerben und konsumieren und das zu einem üppigen Preis von 40,- bis 50,- € pro Mahlzeit.“
Durch Undercover-Aktionen deckten die Tierschützer nun auch auf, dass es einen zusätzlichen verbotenen Graumarkt für Walfleischprodukte gibt. WDSF-Geschäftsführer Ortmüller: „Da jeder Einwohner nach einer Waljagd ein Anrecht auf kostenloses Walfleisch hat, ist die Versuchung groß, das Fleisch der Meeressäuger zusätzlich an zahlende Konsumenten zu verkaufen.“ Im Restaurant des Hotels Sjòmansheim in Klaksvik, wurde den vermeintlichen Anglern Walfleisch offeriert, das die Küchenfrau besorgt hatte, denn die privaten Kühltruhen sind nach über 800 geschlachteten Walen in der Saison 2010 randvoll.
Ein Bootsvermieter verkaufte den Aktivisten ein halbes Kilo gepökeltes Walfleisch. Beim zweimal wöchentlichen Fischbuffet im 4 Sterne-Hotel „Hafnia“ gibt es das Walfleisch zum Pauschalpreis. In dem größten Lebensmittelladen der Inselhauptstadt Thórshavn, dem SMS mit mehr als tausend Quadratmetern Verkaufsfläche, wird aus Norwegen importiertes Mink-Walfleisch als Delikatesse angeboten (2,5 Kg für € 43,00). Norwegen versicherte bisher, dass der Walfang nur für den Eigenbedarf und den Export an die Walfangländer Japan und Island betrieben wird.
Als gefährlich empfinden die Tierschützer dabei die Tatsache, dass es bei dem kommerziellen Handel keinen Hinweis auf hochgradig mit Schadstoffen wie Quecksilber und PCB kontaminiertes Walfleisch gibt. Von der Färöer Regierung heißt es lapidar und allgemein, dass Kleinkinder und Schwangere besser kein Walfleisch essen sollten.
Morlok von ProWal bestreitet die heutige Notwendigkeit des Walfangs: „Mit einer früheren Tradition hat dies nichts mehr zu tun. Die Lebensmittelversorgung auf den Färöer ist sehr gut. Durch die täglichen Fähr- und Flugzeugverbindungen werden alle Bedarfsartikel zügig importiert. Der Lebensstandard ist überdurchschnittlich hoch. Jede Familie hat ein eigenes Haus und ist motorisiert. Sportboote, Yachten und Jet-Skis bestimmen das Bild in den vielen Häfen. Es gibt mehrere Kinos, Museen und drei Krankenhäuser für die insgesamt rund 48.650 Einwohner. Hochmoderne Unterseetunnel verbinden einzelne Inseln und es stehen Helikopter-Taxis zur Verfügung. Eine alljährliche Subventionsspritze von 125 Millionen Euro vom Mutterland Dänemark ermöglicht den Färingern zusätzlich ein sehr angenehmes Leben. Die Walschulen werden heutzutage gar mit aufwändigen Satelliten-Ortungssystemen aufgespürt. Die unregulierten Fangquoten sorgen für eine Überversorgung mit Walfleisch, sodass es in den offenen Handel gebracht wird. Mehr als ein gutes Taschengeld für die Färinger.“
Ortmüller vom WDSF sieht den heutigen Walfang der Färinger auch als traditionellen Freizeitspaß in Verbindung mit anderen Tierquälereien: „Hasen werden mit Blei-Schrot beschossen, obwohl sie dadurch ungenießbar werden. Das alljährliche Fangen und Kochen von jungen Sturmvögeln löst große Begeisterung aus. Die Vögel werden mit Keschern von Booten aus einfach eingesammelt, da die Jungtiere durch intensive Nahrungsaufnahme so viel Fett angesetzt haben, dass sie flugunfähig sind. Im November findet die behördlich genehmigte Jagd auf Heringshaie statt. Das ist eine reine Spaßveranstaltung, bei der es hohe Preisgelder gibt, wie uns der Leiter des örtlichen Naturkunde-Museums bestätigte. Es interessiert keinen der Jäger, dass der Heringshai gemäß der IUCN als gefährdet eingestuft ist und überhaupt nicht mehr bejagt werden sollte. Ich fragte einen Färinger provokativ, warum sie keine Hunde essen würden – Antwort: davon haben wir nicht genug.“
Das WDSF und ProWal kritisieren die Regierung der Färöer-Inseln in aller Schärfe und fordern einen endgültigen Walfangstopp. Die Organisationen äußerten: „Wir werden die IWC, die zuständigen Polizeistellen der Färöer und in Norwegen sowie die Regierung und die Aufsichtsbehörden des Mutterlandes Dänemark über diesen lebhaften kommerziellen Handel mit Walfleisch informieren.“











