(openPR) Wenn sich am 24. August die Hallen der GC öffnen, ist ein Highlight der Messe bereits vorbei: das Eröffnungskonzert im Gewandhaus. Organisiert wird die orchestrale Aufführung von bekannter Spielemusik durch Thomas Böcker, der auch Executive Producer der Merregnon-Reihe ist. Das GC-Blog sprach mit dem 28-Jährigen über seinen Hintergrund, die Vorbereitungen für das Konzert und die Besonderheiten in diesem Jahr.
Thomas, die Szene kennt Sie als bekennenden Spielemusikfan und bezeichnet Sie als engagierten Musiker. Welchen Hintergrund bringen Sie mit?
Ich habe keine musikalische Vorbildung. Wenn man es genau nimmt, bin ich also nicht mal Musiker. Ich habe mich nur sehr früh für Musik interessiert. Ich habe mir schon als Kind vorgestellt, wie es wohl wäre, Musik von Chris Hülsbeck von einem Orchester gespielt zu bekommen. Darum ist es jetzt die Erfüllung eines Traums, in die Erarbeitung solcher und anderer Partituren so involviert zu sein, bei Proben zuhören zu dürfen und überhaupt die Chance zu bekommen, ein Orchester live zu erleben.
Begeisterte Sie die Klassik schon als Kind?
Ja, in der Schule fand ist es schon immer spannend, mir zur Musik vorzustellen, was derzeit gerade passiert. Dieses Kino im Kopf hat man ja auch bei Filmmusiken, die ich auch sehr gern mag. Aber ich höre auch Pop. Die Leidenschaft gehört der Spielemusik. Es bedeutet mir viel, mit Spielemusik Generationen zusammenzubringen. Bei den Konzerten im Gewandhaus, aber auch auf meiner PLAY!-Welttournee hören ganze Familien zu. Da kommen Eltern, die vielleicht zum letzten Mal vor 10 Jahren klassische Musik gehört haben, zusammen mit ihren Kindern, die zum ersten Mal ein Orchester erleben. Und auch die Großeltern sind dabei, die bislang nur ihre Klassik-CDs mit Beethoven, Vivaldi und Co. kennen.
Im Jahr 2003, zur zweiten GC, fand ja das erste Konzert statt. Erzählen Sie doch bitte etwas von den Anfängen.
Inspiriert von ähnlichen Konzerten in Japan legte ich der Leipziger Messe ein Konzept vor. Während der E3 im Mai kam dann das finale Go. Und damit hatte ich ein Problem, denn alle Publisher waren genau dort: auf der E3. Außerdem gab es im westlichen Teil noch keine solchen Konzerte, so dass jeder Hersteller erst sehen musste, wer denn nun Ansprechpartner für Musik und im speziellen für Noten ist. Wichtig ist mir aber zu erwähnen, dass ich von allen Publishern viel Unterstützung bekam und wir so 2003 das erste Spielemusikkonzert außerhalb Japans auch stattfinden lassen konnten.
Wie muss man sich das eigentlich vorstellen, wie kommt ein Spielesound aus dem Computer letztlich auf die Bühne ins Leipziger Gewandhaus?
Vielleicht erkläre ich das am besten am Beispiel von Giana Sisters von Chris Hülsbeck (Foto rechts). Hier war es so, dass wir die originalen dreistimmigen C64-Musiken im SID-Format an Shiro Hamaguchi, einem japanischen Orchestrator, der selbst Komponist ist und mit Nobuo Uematsu an der Musik für Final Fantasy arbeitete, gaben. Dieser unglaublich begabte Mann hat es geschafft, aus drei Stimmen plötzlich 80 zu machen, übertrieben gesagt. Chris Hülsbeck, von dem ich selbst ein riesiger Fan bin, schrieb mir noch Tage nach dem Konzert, seine Musik auf diese Weise zu hören, wäre das schönste in seinem Leben gewesen. So etwas macht natürlich stolz.
Da scheint jede Menge Herzblut dran zu hängen – bei allen Beteiligten.
Ja, absolut. Die Leute, mit denen wir zusammenarbeiten, sind alle sehr hilfsbereit. Natürlich will jeder Geld verdienen aber das ist nur zweitrangig. In erster Linie geht es darum, ein professionelles Produkt abzuliefern. Seit 2003 arbeite ich übrigens immer mit dem gleichen Team. Mittlerweile sind wir eingespielt, wissen, was der andere erwartet. Besonders erwähnen möchte ich hier die Orchestratoren Adam Klemens, Nic Raine und Jonne Valtonen.
Und wie ist Andy Brick, der Dirigent?
Sehr direkt. Er sagt geradeaus, was geändert werden muss. Er ist penibel und lässt nichts durchgehen. Aber das ist okay, damit kommen alle klar. Denn er steht auf der Bühne, er ist der musikalische Leiter und verantwortlich, wie das Konzert klingt. Darum haben wir bereits 2003 damit begonnen, einen Katalog aufzustellen, wie eine Partitur auszusehen hat, in welchem Layout es festgeschrieben sein muss und so weiter.
Mittlerweile schießen die Spielemusikkonzerte in aller Welt wieder wie Pilze aus dem feuchten Herbstboden. Sehen Sie da eine gewisse Mitschuld?
Ich will und kann das nicht für alle diese Konzerte behaupten, aber vor allem, was Japan angeht, glaube ich, dass Nobuo Uematsu sich durch unsere Konzerte an alte Zeiten erinnert gefühlt haben könnte. In Tokio findet im September ein Konzert statt, dass an die Leipziger Aufführungen angelehnt ist und im Gegensatz zu früher einen höheren Anteil westlicher Musik beinhalten soll. Nobuo Uematsu ist einer der Initiatoren. Soviel zu meiner These, die genauen Hintergründe werde ich nächste Woche wohl in einem Gespräch erfahren.
Was beschäftigt Sie derzeit? Ist alles für das Konzert fertig?
Prinzipiell sind wir soweit. Andy Brick hat erst diese Nacht seine Partituren zur Druckerei und zum Binden gegeben und kann sie dann auswendig lernen. Ich werde noch eine finale Liste für alle machen und sehen, welche Percussion man für welchen Titel braucht und solche Sachen. Außerdem probt der Chor, den wir diesmal erstmalig einsetzen bereits und auch Daniela Kosinova, die für uns die Orgel spielt, die wir auch erstmalig einsetzen, hat die Noten bereits bekommen. Daniela wird auch das Piano für den Turrican 3 Soundtrack spielen. Am Dienstag nächster Woche proben wir in Prag mit dem FILMharmonic Orchestra.
Wo sind Sie während des Konzertes?
Ich werde dieses Jahr zum ersten Mal hinter der Bühne sein, da wir durch den Chor und die Orgel ja doch ein paar Neuerungen haben. Ich will einfach sicher gehen, dass alles klappt. Da sind wir wieder beim Herzblut…
Und nach dem Konzert, ist da erstmal Ausruhen angesagt?
Nur kurz, denn wir sind mit PLAY! ja immer noch auf Welttournee. Bald geht es nach Toronto, nachdem wir die letzten Monate in Chicago, Detroit, Stockholm, Philadelphia und Vienna in Virgina waren. Ich sammle also momentan viele Meilen.
Wir bedanken und für das Interview und wünschen ein erfolgreiches Konzert in Leipzig und eine weiterhin erfolgreiche Welttournee.
Interview: Daniel Große exklusiv für GC-Blog.de. Honorarfrei bei Nennung GC-Blog.de







