(openPR) Der Forderung nach „kultursensibler Pflege“ kommt immer mehr Beachtung und Bedeutung zu – und das ist auch gut so. Es geht darum, dass ältere Menschen mit Migrationshintergrund unbedingt von Fachkräften betreut werden sollten, die selbst dem jeweils sprachlichen und kulturellen Umfeld der zu Betreuenden entstammen. Es geht dabei nicht allein um gute Verständigung in der vertrauten Muttersprache, sondern auch um Respekt und Würde vor den unterschiedlichen Religionen, Traditionen und Lebensstilen, die in vielen spezifischen Verhaltensformen und Ritualen zum Ausdruck kommen. Insbesondere bei Demenz kann oft nur noch mit diesem „Know-how“ ein zwischenmenschlicher Zugang erreicht werden. Wir lernen daraus: Deutsches Pflegepersonal und deutsche Pflegeeinrichtungen für Senioren mit Migrationshintergrund – das geht offensichtlich gar nicht! Darum entstehen vielerorts ernst zu nehmende, gute Lösungen, die diesem differenzierten Anspruch Rechnung tragen.
Haben Einheimische deshalb kein Recht auf kultursensible Pflege?
Für deutsche Senioren, die in ihrer Sozialisation von einer christlich-abendländischen Kultur geprägt sind und sowohl ihre Identität als auch ihre persönlichen Lebenserinnerungen eng damit verbunden sind, scheint „kultursensible Pflege“ jedoch kein Thema sein zu dürfen. Sie werden immer häufiger mit Betreuungs- und Pflegekräften konfrontiert, die mehr schlecht als recht die deutsche Sprache beherrschen und mit den hiesigen Traditionen, Werten und Gepflogenheiten oft wenig bis gar nicht vertraut sind. Dieser Umstand wird schlicht und ergreifend mit dem „Pflegenotstand“ und dem Mangel an deutschen Fachkräften erklärt und abgetan. Oder mit dem Argument, dass Pflege und Betreuung ohne ausländisches Personal nicht mehr finanzierbar sei. Die Schlussfolgerung hier lautet: Ausländisches Pflegepersonal für deutsche Senioren, das hat gefälligst zu funktionieren! Schluss, Aus, Basta.
„Eine kultursensible Betreuung und Pflege ist jedoch für jeden älteren Menschen gleich wichtig“, betont Thomas Bartel, qualifizierter Senioren-Assistent aus Hamburg. Doch einheimische Senioren hätten diesbezüglich keine vernehmbare Lobby. Er begrüße daher die wachsende Sensibilität für dieses Thema, auch wenn die Diskussion darüber bisher fast ausnahmslos Senioren mit Migrationshintergrund gewidmet ist. „In jeder Betreuungssituation gehören immer zwei dazu“, bringt es der Betreuungs-Profi auf den Punkt. Darum sei der Anspruch auf kultursensible Pflege kein Sonderrecht, sondern müsse eine Selbstverständlichkeit sein und für alle gleichermaßen gelten. Die Politik habe dies vor allem bei ihren Bemühungen um eine höhere Attraktivität und Qualität der Pflegeberufe zu berücksichtigen, als allein zahlenmäßig auf immer mehr ausländische Pflegekräfte zu setzen.








